Schwerin im Jahr 1920: Tödliche Schüsse auf Demonstranten
Die Gedenktafel am Hauptpostamt erinnert an jene Schweriner, die 1920 bei den Protestaktionen gegen den Kapp-Putsch ihr Leben lassen mussten. Auf dem Relief werden namentlich die 15 Demonstranten genannt, die auf der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Mecklenburgstraße) von einer putschenden Abteilung der Reichswehr erschossen wurden.
Die Inschrift auf der Tafel lautet: „Im Kampf gegen Faschismus und Krieg – für die deutsche Nation – fielen durch die Kugeln der Kapp-Soldateska im März 1920 die Schweriner Bürger...“
Geschichtlicher Hintergrund:
Der Politiker Wolfgang Kapp hatte 1920 zusammen mit Unterstützung durch mehrere andere in Berlin einen Sturz der Regierung der Weimarer Republik probiert. Dieser Putschversuch war gescheitert, weil ein Generalstreik dazu beigetragen hatte, dass sich die Kapp-Putschisten nicht an der Macht zu halten vermochten.
Auch in Mecklenburg war dazu aufgerufen worden, durch den Generalstreik zur Niederschlagung des Kapp-Putsches beizutragen. In Schwerin ließ der zu den Führern des Kapp-Putsches gehörende Militärbefehlshaber Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck die Post besetzen.
Bei dem Zusammenstoß zwischen den putschenden Reichswehrsoldaten und der demonstrierenden Menschenmenge fielen vor dem Postgebäude die verhängnisvollen Schüsse. Die Schüsse kamen, so ein Zeitungsbericht, auch vom Fernsprechturm des Posthauses.
Derartige Szenen des Bürgerkrieges hatte die Residenzstadt Schwerin in ihrer langen Geschichte noch nie durchgemacht. Das Entsetzen war so groß, weil vor allem gezielt auf die Demonstranten gefeuert wurde, die in Panik Deckung suchten. Glücklicherweise stand Schwerin nur eine Woche unter der fürchterlichen Militärdiktatur. Kapp in Berlin sowie auch Lettow-Vorbeck in Schwerin waren gezwungen, unter dem Druck des Generalstreiks aufzugeben.
Bürgerreporter:in:Helmut Kuzina aus Wismar |
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