Virtuelle Ostergrüße aus Schwerin
Nicht nur rund ums Ei
Ines Höfs malt auf unterschiedlichsten Untergründen vielfältige Motive in verschiedenen Techniken. Ihre Lieblingsmotive, die sie vor der eigenen Haustür in Mecklenburg-Vorpommern findet, verewigt sie auf Eiern, Holzschachteln, in Kalendern und als Pastellkreidezeichnungen.
Konzentriert und mit feinen Pinselstrichen bemalt Ines Höfs ein Ei. Nicht mit den obligatorischen Osterküken und Hasen, sondern mit Motiven, die ihr das Herz weit machen und sie ruhig und tief durchatmen lassen, während sie sich auf ihre Arbeiten konzentriert. Sie ist verliebt in die mecklenburgische Landschaft mit den alten reetgedeckten Bauernhäusern, den alten knorrigen Kopfweiden, das blaue Meer und die Dünen des Ostseestrandes. Und genau das verewigt die Künstlerin auf den zerbrechlichen Eiern, die keineswegs nur Osterartikel, sondern langlebige Ganzjahresdekorationen sind. Ihr Lieblingsmotive verewigt sie auch mit Pastellkreide auf Papier oder sie bemalt Schachteln, die als besondere Verpackung für Geschenke gedacht sind. „Und ich schwärme für Jugendstilmotive. Sie sind wunderschön und mit ihrem Detailreichtum immer eine ganz besondere Herausforderung“, erzählt Ines Höfs voller Begeisterung.
Das, wofür die Schweriner Grafikerin heute so viel Leidenschaft entfaltet, hat sie als Kind manchmal nahezu verzweifeln lassen. „Eier in der Schule zu bemalen, das mochte ich nie. Grobe Pinsel und verlaufene Farben sorgten dafür, dass ich mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden war“, gibt sie lachend zu. Denn das passiert ihr schon lange nicht mehr. Mit gekonnten Pinselstrichen bemalt sie heute winzige Taubeneier, Eier von Hühnern, Gänsen, Puten, Schwänen, Straußen und Nandus. Enteneier verwendet sie für ihre künstlerischen Arbeiten nicht und das hat einen speziellen Grund: „Sie sind zu rund und haben eine Pergamentschicht, die sich schlecht bemalen lässt. Ich hab's ein paarmal versucht, aber dann verworfen, weil ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden war“, gibt sie zu. Auch sonst läuft nicht alles glatt und manchmal kommt es vor, dass ein Ei, das fast fertig ist, plötzlich aus irgendeinem Grund kaputt geht und all die Mühe umsonst war. „Weggeworfen habe ich trotzdem keines, sondern sie beispielsweise in einem Kranz verarbeitet, der zu einer besonderen Wanddekoration wurde“, meint Ines Höfs, die mit solchen Missgeschicken versöhnt scheint.
Bevor sie die Eier mit den unterschiedlichsten Motiven bemalt, müssen sie natürlich von ihrem Inhalt befreit werden. „Nein, auspusten ist nicht. Das wäre bei den großen Eiern ziemlich anstrengend“, meint sie und verweist auf eine spezielle Pumpe, die diese notwendige Arbeit erleichtert.
Ines Höfs mag Naturfarben. Und wenn man ihre ovalen Kunstwerke näher betrachtet, fällt auf, dass manche einen braunen oder grünen Farbton haben. „Die Gänseeier färbe ich gerne mit einer Mischung aus Tee, Essig und Fit nach einem Tipp aus früheren Zeiten“, erklärt sie. Nicht gefärbt werden müssen die Eier von sogenannten Grünlegern – die sind von Natur aus perfekt getönt.
Beim Bemalen nutzt sie unterschiedliche Techniken und Arbeitsmittel. Feine Pinsel, Farben aus dem Tuschkasten, hochwertige Ausziehtusche, Federn und vieles mehr – die ganze bunte Vielfalt spiegelt sich an ihrem Arbeitsplatz wider, einem Ort an dem sie Ruhe findet, kreativ zu sein.
Wenn Ines Höfs die Eier mit kunstvollen Motiven verziert, hält sie sie behutsam in der Hand, fühlt die Form und die Struktur, lässt in Gedanken ein Motiv entstehen und bringt es dann mit zarten aber zügigen Pinselstrichen auf die zerbrechliche Schale. Selten fertigt sie vorher Bleistiftskizzen, lässt lieber ihrer Fantasie, Farben, Pinseln und Federn freien Lauf. „Ich arbeite die Formen der Motive aus Farbklecksen heraus und finde es selbst jedes Mal spannend, wie ein Objekt entsteht, sich verändert. Erst wenn alles perfekt scheint, ziehe ich mit der Feder die Konturen – immer schön in einer Linie, ohne zu stricheln“, erklärt sie und verrät, dass sie zuvor meistens eine Lackschicht aufträgt, damit die Umrisse perfekt aussehen.
Ines Höfs liebt, was sie tut. Doch als sie irgendwann feststellen musste, wie schwer es ist, von dieser Kunst zu leben, hat sie diese nicht an den berühmten Nagel gehängt, sondern zur Freude von Verwandten, Freunden und Bekannten zu ihrem Hobby gemacht. So entstehen heute zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Taufen, Jubiläen oder Geburtstagen vielfältige kleine Unikate, die sie für einen ganz speziellen Menschen fertigt.
Und dann sind da noch etliche Karten, Kalender und Bücher, die die Grafikerin liebevoll illustriert und die schon in früheren Zeiten ihre Liebhaber fanden.
Besonders stolz ist die heute 60-jährige Grafikerin auf eine ganze Reihe von Ausstellungen, darunter im Greizer Museum, im Schloss Charlottenburg, in der bekannten Bunten Stube in Ahrenshoop und im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß. „Am meisten habe ich mich jedoch über die Einladung des Völkerkundemuseums Hamburg im Jahr 2001 gefreut. Dort habe ich nicht nur meine kleinen Kunstwerke gezeigt, sondern bin in einer mecklenburgischen Tracht aus dem Museumsdorf Mueß aufgetreten, was bei den Besuchern gut ankam“, erzählt die gebürtige Schwerinerin noch heute voller Begeisterung.
Eine weitere Vorliebe von Ines Höfs sind Gärten. „Ein schöner Garten ist wie ein Gedicht“, sagt sie und erzählt von ihrem Kleingarten, der unzählige florale Motive birgt, die sie stets aufs Neue inspirieren, in dem sie sich wohlfühlt und auch in diesem Sommer im Rahmen der Aktion „offene Gärten“ wieder gleichgesinnte Besucher empfangen wird.
Text: Christine Mevius /