Schicksal Treuhand - Treuhand Schicksale
Bis 10. Januar 2020 zeigt die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Schwerin eine Ausstellung zur Arbeit und den Folgen der Treuhand-Politik im Osten
Zur Ausstellungseröffnung am 6. Dezember nahmen Jörg Böhm (stellvertretender Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung M-V), Angelika Gramkow (ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Schwerin), Christa Luft (Wirtschaftsministerin in der Modrow Regierung) und weitere Zeitzeugen an einer Talk-Runde teil. Wie sehr die Treuhandpolitik ab 1990 wie ein harscher Schicksalsschlag über die Ostdeutschen hereinbrach, wurde in der folgenden zweistündigen Diskussion mehr als deutlich.
Waren im Herbst 1989 viele Ostdeutsche noch selbstbewusst für Freiheit, Demokratie und ein besseres Leben auf die Straßen gegangen, nahm das Leben vieler bald eine ungewollte Wendung. Die Aufgabe der Treuhand war unter den gegebenen Umständen unerfüllbar: Rund 9000 volkseigene Betriebe mit 4,1 Millionen Beschäftigten sollten innerhalb kürzester Zeit «markttauglich» gemacht werden. Die VEB wurden privatisiert oder liquidiert. In der Folge wurden Millionen arbeitslos. Wie erging es den Menschen? Davon erzählt die Ausstellung und gibt Auskunft über die Vielzahl der Lebenswege. So wird klar, dass die meisten ostdeutschen Familien vom Wirken der Treuhandpolitik betroffen waren. In der Ausstellung, die von Rohnstock-Biografien kuratiert wurde, kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort, deren Leben durch das Wirken der Treuhandanstalt unmittelbar verändert wurde.
Sie waren Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode, Fernsehelektronikerin in Oberschöneweide oder Sicherheitsinspektor im Braunkohlenkombinat Lauchhammer und plötzlich waren sie arbeitslos. In lebensgroßen Foto-Porträts treten diese Zeitzeugen dem Publikum buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und reden von ihren Erfahrungen vor 30 Jahren und später.
Die erhellende Wanderausstellung ist vom 6. Dezember bis zum 10. Januar im Schleswig-Holstein-Haus Schwerin und der Volkshochschule "Ehm Welk" zu sehen. Auf 52 Porträt-Tafeln, von denen eine Hälfte im Schleswig-Holstein-Haus und die andere Hälfte in der Schweriner Volkshochschule zu sehen ist, kann eine erst drei Jahrzehnte zurückliegende wichtige Periode der Veränderung besichtigt werden. Viele der heutigen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme haben ihre Ursachen in den damaligen Entscheidungen und Irrtümern der Treuhandanstalt. Auch deshalb ist diese Ausstellung so wertvoll und sehenswert.
Bürgerreporter:in:Ulrich Grunert aus Cambs |
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