Rückblick Kunst offen 2019

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Auch in diesem Jahr fand zu Pfingsten wieder landesweit die Aktion „Kunst offen“ statt. Wir haben uns mal auf den Weg gemacht und bei einigen Teilnehmern der Aktion vorbeigeschaut und hat so Meinungen von „Mitmachern“ und Besuchern eingesammelt. Um es vorweg zu nehmen, die Meinungen gingen teilweise weit auseinander. Die Tour am Samstag führte von Schwerin aus in Richtung Goldberg, mit dabei natürlich das Heftchen zur Aktion, dass in einzelne Teilnehmerbezirke eingeteilt war und am Sonntag ging es dann in Richtung Wismar. Schon zu Anfang der Pfingstkunsttour offenbarte sich ein Manko, dass es früher so nicht wirklich gab. Da das Teilnehmerfeld immer dünner wird, muss man immer weiter fahren, um den Kunstfreunden im Land über die Schulter zu schauen. Teilweise fährt man Strecken von mehr als 25 Km um den nächsten Teilnehmer zu besuchen und wenn dann auf der Strecke weit und breit kein weiterer Teilnehmer zu finden ist, fährt man bis zu 50 km hin und zurück für Einzelne Teilnehmer. Zudem machen nicht, wie in den Anfangsjahren der Aktion, nicht mehr alle Kunstfreunde zu fest abgestimmten Zeiten mit, also von Samstag-Montag zu festen Öffnungszeiten, sondern jeder wie er gerne möchte. Das führt dazu das einige Künstler nur Sonntags und Montags oder am Montag oder Samstag gar nicht mehr geöffnet haben. So fährt man sprichwörtlich manchmal ins Leere, wenn einige auf der Strecke zwar mitmachen aber zu Pfingsten nach Gutdünken öffnen.
Lobenswert sind alle Künstler die mitmachen, man darf nicht vergessen, diese Teilnehmer opfern ihr Pfingstwochenende und öffnen teilweise ihre privaten Lebensbereiche um den Kunstfreunden im Land, die Möglichkeit zu bieten, Ihnen einen Blick über die Schulter zu ermöglichen. Dafür opfern Sie nicht nur ihre Freizeit, sondern auch ihr Geld, um zum Beispiel mit ins Heftchen Kunst offen aufgenommen zu werden. Viel mehr Unterstützung gibt es von Seiten des Landes leider aber nicht und jeder ist sich selbst überlassen. Verantwortliche hat man noch nie kennengelernt, so berichten viele Teilnehmer gegenüber dem Hanse Rundschau Reporter, geschweige denn, es hat noch nie jemand gefragt, ob etwas verbesserungswürdig ist oder ob die Aktion ein Erfolg war.
So gab es bei den Teilnehmern schon Verwunderung darüber, dass sich mal ein Pressevertreter bei Ihnen blicken ließ, der sich über die Aktion informieren möchte und über Fragen zu Erfahrungen stellte. Diese positive Erfahrung gegenüber der Presse war fast überall zu verzeichnen, nur eine Töpferin in der Nähe von Techentin, wollte doch tatsächlich, das ich meine Bilder von ihr persönlich abnehmen lassen sollte, obwohl ich versicherte keine Personen in Zusammenhang mit ihrer Töpferstube abzulichten und nur über die Aktion an sich zu berichten. Auch die Frage, wollen Sie ein Interview, ließ bei mir den Verdacht aufkommen, den Bericht über ihre Töpferbude in eine bestimmte Richtung zu lenken. Als Journalist kann und sollte man sich schon seine eigene Meinung bilden und sich Meinungen nicht diktieren lassen, denn ein Journalist sollte sich mit keiner Sache gemein machen, nicht einmal mit einer guten. Er sollte überall dabei sein, aber nirgendwo dazu gehören. Positiv war man vom Teilnehmer -Forsthof Mestlin- überrascht, im Flyer zwar in Mestlin eingezeichnet, war der Gelbe Schirm etwas außerhalb der Dorfes zu finden. Hier hat man sich in einer kleinen Gemeinschaft von Kunstschaffenden zusammengefunden, die für Pfingsten es geschafft hatten, dem Slogan „Kunst offen“ tatsächlich umzusetzen.
Hier gehts zur Webseite vom Forsthof Mestlin: Forsthof Mestlin 
Da gab es ein fröhliches Beisammensein von Besuchern und den Künstlern, bei netten Gesprächen und herrlicher Torte die von zwei jungen Damen schick gekleidet serviert wurde. Die Räume waren gemütlich für die Besucher hergerichtet und man konnte überall Erfahrungen sammeln und austauschen. Das Gute ist, der Forsthof hat nicht nur zu Kunst offen geöffnet sondern auch immer an den Wochenenden.
Eine herbe Enttäuschung war Grebbin, nach langem Suchen endlich gefunden, war kein Einziger gelber Schirm im Dorf zu finden, obwohl laut Aussage des Mitmachflyers das ganze Dorf mitmachen würde. Irgendwo im Dorf fanden sich die Bewohner zusammen, dort gab es geräucherte Forelle und Aal und ein kühles Blondes, eine warmgehalte Bratwurst aus dem Kochtopf, was dies mit Kunst offen zu tun hat, offenbarte sich mir aber nicht wirklich. In der Kirche wäre nachher noch was, so der Bratwurstverkäufer, aber so lange wollte ich nicht warten…
So war das Teilnehmerfeld auf der Strecke nicht allzu üppig gesät, zurück ging es über Goldberg und Dobbertin, ohne Teilnehmer. Schade gerade Dobbertin mit der herrlichen Klosteranlage hätte mehr Besucher verdient. Auch die dortige Gaststätte, das Brauhaus, zeigte sich hoffnungslos vom Besucheransturm überfordert. Eigentlich eine Goldgrube leider war man nicht wirklich auf Besucher eingestellt und ein Schild wies darauf hin, das ab 13:15 Uhr, also zu besten Mittagszeit eine Reisegesellschaft kommen würde. Zahlreiche Besucher waren schon enttäuscht und zogen von dannen. Der Ausflug am Sonntag war eher von positiven Erfahrungen geprägt, schon kurz hinter Leezen in Pansorf fanden wir den ersten Schirm an der Straße und bleiben sprichwörtlich kleben.
Ein ehemaliger Malermeister nahm dort eher illegal an der Aktion teil, denn angemeldet hatte er sich nicht, nur die Dame weiter hinten in der Straße, so der Meister, aber so spart man halt die Kohle.
Kunst gab es dort trotzdem und im Garten gab es tatsächlich eine Art Atelier und ein nettes Gespräch über Kunst und vergangene Zeiten. Nach einer Tasse Kaffee ging es dann natürlich noch zu der angemeldeten Künstlerin am Ende der Straße. Diese Dame stellte nicht nur ihre Bilder aus, sondern auch die ihres verstorbenen Mannes. Man präsentierte sich im Carport und an einem Tisch im Garten. Sehr beeindruckend waren die Bilder der Dame die Tiere zum Motiv hatten, das hatte die Frau echt drauf, ob es daran gelegen hat, die die nette Frau mal im Zoo in Schwerin gearbeitet hat?
Auch hier kam man gar nicht mehr weg und der Garten der zur Besichtigung freigegeben war, war eine Offenbarung. So waren zwei Stunden wie im Nichts verflogen und es ging weiter in Richtung Wismar über Ventschow, dort kurz vor dem Bahnübergang fanden wir einen gelben Schirm am Haus eines ehemaligen Konsumgebäudes, das jetzt ein Küchenstudio ist und auch einer kleine Keramikwerkstatt Raum bietet. Wow, Töpferstuben waren mir noch vom gestrigen Ausflug etwas suspekt , aber hier zeigte sich die eine hübsche, nette und freundliche junge Frau den Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen und beantwortet alle nervigen Fragen geduldig. Der kleine Laden war einfach herrlich, man bekam einen Einblick in die Töpferei, vom Anfang des klebrigen Ton`s bis zur Vollendung nach dem Brennen. Ein weiter mühseliger Weg bis zum fertigen Produkt. Für mich ein Geheimtipp in Sachen Keramik, so dicht an Wismar und Schwerin und vor allem mit tatsächlich brauchbarer Keramikware, die man auch einmal Freunden schenken kann und später nicht in der Ecke verstauben soll. Neues Ziel Gamehl, zwar nicht eingetragen als Teilnehmer aber mit der Nähe zu Illow einen Abstecher wert. Auf dem Weg dorthin kurz hinter Jesendorf noch einen Hinweisregenschirm entdeckt und kurzerhand nach Neperstorf abgebogen. Dort präsentierte eine Patchwork Gemeinschaft eine wunderbare Sammlung von vielen Quills in einer großen Feierhalle. Mit dabei viele extra für die Ausstellung kurzzeitig gespendete Arbeiten, mit dabei sogar zwei Patchwork Decken die 1947 aus einem Rosinenbomber während der Berlinblockade abgeworfen wurden. Leider gibt es diese Ausstellung nicht jedes Jahr. Auch hier gab es wie bei vielen Teilnehmern Kaffee und Kuchen oder ein Wiener Würstchen. Den Sitzplatz der Würstchenesser hatte ein kleiner Hund schnell gefunden und bekam seinen Anteil. Von dort nach ging es Gamehl zum Gutshaus und weiter nach Illow. Jener überaus geschichtsträchtigen ehemaligen Burganlage, die völlig in Vergessenheit gekommen ist. Neben einem riesigen heidnischen Hügel, hat hier mal eine stark umkämpfte Burg gestanden, die immer wieder zerstört und aufgebaut wurde und immer wieder umkämpft war und mehrmals niedergebrannt, geplündert und aufgegeben wurde. Zu Johanni spukt es hier bestimmt.
Nach der Besteigung des germanischen Hügels, biete sich den Besuchern ein phantastischer Blick auf die gegenüber liegenden Umrisse, der immer wieder umkämpften Burganlage, bis hin zur Wismarer Bucht. Nach der Besteigung war dann die Luft raus und ein letzter gelber Schirm weckte meine Aufmerksamkeit, aber der dezente Hinweis auf eine freiwillige Spende von 5.-€ für den Besuch, im Atelierhaus Rösler-Kröhnke war dann des Guten zu viel.

Bürgerreporter:in:

Norbert Höfs aus Schwerin (MV)

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