Ein erstaunliches Haus: „Die Ersparnisanstalt“ in der Puschkinstraße
Das Eckhaus an der Puschkinstraße/Lindenstraße in der Schweriner Schelfstadt fällt durch seine neugotischen Bauelemente auf, und die alte Inschrift an der Giebelfassade verrät, dass es sich um die Ersparnisanstalt von 1857 handelt, heute eine Zweigstelle der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin. Die Vorliebe jener Zeit für den Stil der Neogotik mit dem historisch-dekorativen Zierrat prägt die Fassade, und der Figurenschmuck am Obergeschoss weist auf die Funktion des Bauwerkes hin, nämlich das Geld nicht mehr im Haus aufzubewahren, sondern es anzulegen, damit es Zinsen bringt.
Diese Auffassung ist Jahrhunderte alt; doch erst im Jahr 1821 war die Schweriner „Ersparnisanstalt“ gegründet worden, um „... aus Arbeiter- und Handwerkerkreisen geringe Geldbeträge“ einzusammeln und zinsbringend „...an rechtschaffene Gutsbesitzer und Kaufleute“ auszuleihen. Das 1857 eingeweihte Eckhaus an der Puschkinstraße/Lindenstraße macht durch die sieben lebensgroßen Skulpturen des Bildhauers Georg Wiese auf althergebrachte Tugenden aufmerksam, die heute noch im weitesten Sinne aktuell sind. So stellen die Figuren an der Seite zur Lindenstraße die Themen „Wohltätigkeit“, „Arbeitsamkeit“, „Sparsamkeit“ und „Bewahrung des Ersparten“ dar, in Richtung der Puschkinstraße werden die Bereiche „Landwirtschaft“, „Handwerk“ und „Unterricht“ symbolisiert.
Sicherlich würde der Begriff „Wohltätigkeit“ heute kaum noch verwendet werden, eher würde man „Gemeinwohl“ oder gar „gesellschaftliches Engagement“ betonen, und anstelle von „Unterricht“ wäre eher von „Bildung“ die Rede.