Alles andere als eine Räuberpistole
Ulrich Müller-Hönow und sein Einpersonen-Theaterstück „Wirtshaus im Spessart“ in Schwerin
Für sein Theaterstück „Wirtshaus im Spessart“ nach Wilhelm Hauff (1802 – 1827) bekommt Ulrich Müller-Hönow (Polizeiruf 110) gegenwärtig viel Beifall. Vor der heutigen Schwerin-Premiere des Einpersonen-Stücks sprachen wir mit dem Regisseur und Schauspieler über seine Sicht auf die deutsche Romantik und die Aktualität von Hauff und Co. .
FRAGE: Gerade startete eine aufwendige Neuverfilmung vom "Kalten Herz" im Kino. Kommen die Dichter der deutschen Romantik wieder in Mode?
Ulrich Müller-Hönow: Ich liebe schon immer Geschichten aus der Zeit der Romantik. Wilhelm Hauff war neben Ludwig Tieck und E.T.A. Hoffmann stets einer meiner Favoriten. Eine Erinnerung aus meiner Kindheit hat mich bei meiner Entscheidung Hauff zu machen, jedoch sehr bestärkt: Der DEFA-Film "Das kalte Herz" mit Erwin Geschonneck. Für Hauff ist die Angst in der Gesellschaft ist ein großes Thema. Diese Angst vor dem Fremden, auch die Angst vorm Versagen – all das ist doch heute wieder ein großes Thema.
FRAGE: Wie gelingt es ihnen, die opulente Hauff-Vorlage auf ein Einpersonen-Stück herunterzubrechen?
Ulrich Müller-Hönow: Die Herausforderung auf der Bühne besteht darin, viele Figuren zu charakterisieren und eine Bühnenlösung zu finden, die vom reinen Märchenerzähler weggeht. Dafür benutze ich technische Mittel, die Musiker schon länger nutzen. So kann ich schnell in eine andere Spielebene gehen, neue Figuren entstehen lassen. Mehr will ich nicht verraten. Man muss es sehen und erleben.
FRAGE: In den 50er Jahren war Kurt Hoffmanns „Wirtshaus im Spessart“ einer der erfolgreichsten Kino-Filme des Jahrzehnts. Hat dieser Film Sie auch beeinflusst?
Ulrich Müller-Hönow: Nein. Mich interessiert am Stoff nicht die "Räuberpistole". Auch nicht die Männerrolle einer Liselotte Pulver. In meiner Fassung agieren weder Liselotte noch die Räuber. Jedoch viele andere Figuren, die sich in der Nacht im Wirtshaus einfinden und eine allgegenwärtige Gefahr, eine lebensgefährliche Bedrohung von Außen erahnen. Die Gäste wollen und dürfen nicht einschlafen, um nicht im Schlaf ermordet zu werden. Deshalb erzählen sie sich Geschichten. Es geht um Gier, Sucht und Streben nach Reichtum. Und das hat mich gereizt.
Interview: Ulrich Grunert
Tournee-Termine: 12.11. 2016, 20 Uhr, Werk 3 Schwerin, 18.11. 2016, 20 Uhr Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz