Bernhard Löffler im Interview
Jeder Ton eine Emotion
Ab der 15. Woche kann ein Baby im Mutterleib Töne hören und sogar die Stimme der Mutter erkennen. Vielleicht haben Töne deshalb eine so besondere Macht auf uns Menschen. Doch wie trifft man den richtigen Ton? Wir fragen Bernhard Löffler. Er arbeitet als Musikdirektor und Chefdirigent der Niederbayerischen Kammerphilharmonie und leitet die Städtische Schule für Musik und Darstellende Kunst Bühl. Darüber hinaus ist er gern gesehener Redner an Hochschulen und Universitäten. Die Liste seiner Gastdirigate ist so umfangreich, dass sich gleich zu Beginn die Frage stellt, warum er sich so viel Zeit für die Musik nimmt. "Ein wichtiges Anliegen ist mir die Musikvermittlung", so Bernhard Löffler.
Cross-Over - weil Kontraste spannend sind
Kontraste - nicht nur Motto dieser Ausgabe von Hereinspaziert - sondern auch ein großer Reiz für Bernhard Löffler. Als Gastdirigent übernimmt er bei Cross-Over-Projekten immer wieder die Leitung des JazzRockPop Orchestra und des Symphonic Rock Orchestra. Er ist ständig auf der Suche nach neuen Konzertformaten und neuen Kontextualisierungen im Bereich Theater, Kunst und Musik. Darüber hinaus komponiert er auch eigene Stücke.
Emotionales Feuerwerk
Keine Floskel klingt ausgewaschener, als die der unzähligen TV-Casting-Sternchen: "Mit meiner Musik will ich Gefühle erzeugen." Natürlich will jeder Künstler Emotionen transportieren. Aber geht das so einfach? Gibt es eine Zauberformel für Gefühle?
Bernhard Löffler erklärt das so: "Gute Musik schafft es durch eine intensive persönliche Interpretation Gefühle, Assoziationen und Verbindungen hervorzurufen. Da gibt es die ganze Bandbreite: von traurig, melancholisch bis hin zu freudig, oder gar ekstatisch. Als Komponist lernt man im Studium mit entsprechenden Stilmitteln zu arbeiten. Ich glaube das Wichtigste ist, dass man selbst die persönliche Botschaft kennt, die man dem Publikum mit seiner Musik vermitteln will und sie dann auch konsequent mit dem Publikum teilt. Das geschieht über die Persönlichkeit des Interpreten, die Virtuosität, die tollen Melodien oder Harmonien sowie die stimmige Synergie aller Sinne, die ein ganzheitliches Empfinden ermöglicht. Auch die menschliche Stimme spielt hier eine sehr wichtige Rolle."
Eine Sinfonie der Sinne
Welche Werke erfüllen so hohe Ansprüche an Technik und Gefühl? Der Burgauer arbeitet viel im Bereich der sinfonischen Musik und nennt beispielsweise
Beethovens 9. Sinfonie mit großem Chor und Orchester oder seine Missa sollemnis. Aber auch Orffs Carmina Burana in voller Besetzung mit Tanz und Feuerwerk begeistern ihn.
Mitreißend und persönlich
"Ich möchte durch meine Interpretation der Musik das Publikum in meine Gefühlswelt und in meine Empfindungen mitnehmen und manchmal sogar interaktiv auf dieser Ebene in einen Dialog treten. Es ist ein grandioses Gefühl, diese Schwingungen zu spüren und sich immer weiter treiben zu lassen. Es ist dann wie in einem Flow", beschreibt Löffler seine Intension. Er führt fort: "Ich hatte beispielsweise ein solches Erlebnis vor einigen Jahren bei einem "Elias"-Konzert von Mendelssohn, auf das mich heute noch sowohl Zuhörerinnen und Zuhörer als auch die beteiligten Musiker ansprechen und davon erzählen, welche besondere spannende Energie bei diesem Erlebnis im Konzertsaal zu spüren war. Solche Erlebnisse sind einfach unvergesslich."
Von Glücks- und Gänsehaut-Momenten
Als Dirigent steht Bernhard Löffler oft vor größeren Chören und Orchestern. Kühlen die Emotionen mit der Professionalität ab? Nicht bei ihm: Er verrät uns, dass er nach wie vor Glücks- und Gänsehautmomente bei großen sinfonischen Werken verspürt.
"Wenn man die Kraft der Töne eines großen Chores und eines ganzen Orchesters auch körperlich spürt, kann man sich der Power der Musik einfach nicht entziehen und taucht so in eine eigene Welt über das Spüren der Musik ein! So begeistern mich im klassischen Bereich Werke von Schubert, Brahms, Schumann bis hin zu Orff. Da ich aber in letzter Zeit auch viele "Cross-Over" Produktionen machen durfte, finde ich auch die Filmmusik wahnsinnig emotional und herausfordernd", erfahren wir von dem Musiker.
Ein Blick in die Zukunft
Die Macht der Musik scheint unendlich. Hat man als Künstler irgendwann alles entdeckt, alles probiert? Bernhard Löffler sicher nicht. Er hat noch unendlich viele Ideen für kreative Symbiosen: "Ich finde, es gibt zu jeder Lebenslage die passende Musik. Musik kann somit zu jeder Lebenssituation kontextualisiert werden. Das heißt, Musik kann mit allen Sinnen einen Kontext zu früheren, jetzigen oder auch zukünftigen Ereignissen hervorrufen und somit die eigene Gefühlwelt erreichen. Insofern gibt es keine Grenze in der interaktiven Vernetzung verschiedener Genres. Ich arbeite gerade mit einem Autoclub an einem Autohupen-Projekt. Es ist so immens spannend!"
Info:
Engagements von Bernhard Löffler
Musikdirektor und Chefdirigent der Niederbayerischen Kammerphilharmonie
Leitung der Städtischen Schule für Musik und Darstellende Kunst Bühl
Vorträge, Workshops und Seminare an verschiedenen Hochschulen und Universitäten
Diverse Gastdirigate: Radio Sinfonie Orchester Pilsen, Prager Philharmoniker, Böhmische Philharmonie (Tschechien), Donau Symphonieorchester Budapest (Ungarn), Philharmonisches Orchester Satu Mare (Rumänien), Symphonieorchester Waldenburg (Polen)
Eigene Auftritte als Organist und Cembalist
Gastdirigent des JazzRockPop Orchestra und des Symphonic Rock Orchestra
myheimat-Team:Ramona Nahirni-Vogg aus Burgau |
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