Burgau - Lamm im Keller

Ich habe mir gedacht: „Mensch, Mayr (gleich ein ordentliches Anfangs-Insider-Späßle!) … du hast doch heute noch Urlaub und nachdem du deine Gattin schon lange nicht mehr überrascht hast, lade doch dein Liebele vollkommen uneigennützig zum Essen ein. Aber wohin?

Wie ein Geistesblitz durchzuckte es mich (na ja: ganz so schlimm hat's mich jetzt nicht getroffen, aber immerhin …) und es fiel mir der Lammkeller in Burgau ein. Der Lammkeller dessen Speisen ich schon oft bei facebook in Form von Fotos bewundern durfte. Nachdem ich mich aber grundsätzlich nicht von Fotos beeindrucken lasse, neige ich dazu, mir Fakten auf meine kulinarische Festplatte (auch unter dem Wort "Hüftgold" bekannt) zu brennen.

Saugute Idee, Vattern: flugs das TomTom ausgepackt und die Adresse eingegeben: Brementalstr. 30, 89331 Burgau.

Die freundliche Stimme aus dem kleinen Kästchen mit dem Fernseher (oder was das ist) lotst mich auf die BAB A 8 in Richtung Stuttgart. An der Anschlussstelle Burgau raus und oben links, in Burgau geht es wieder nach links in eine Seitenstraße rein, der man schon einige Meter folgen muss.

Die Straße wird zum Feldweg, der sich durch ein viereckiges Loch (die meisten Leute bezeichnen ein solches Loch als Tunnel) unter der A 8 durchzwudselt. Baustellenschilder – uia …., ja, wie geht’s denn da jetzt weiter? Ich kann es euch sagen: immer geradeaus und immer am Wald entlang. Da keimen dann doch mindestens 2 Gedanken in einem auf: „Hoffentlich lohnt sich der Weg!“ und „Bin ich denn hier überhaupt richtig?“

Ich flüstere es euch schon mal ganz ganz leise, ich bin richtig und es lohnt sich allemal! Aber …. pssst, nicht weiter erzählen! Wenn sich das rumspricht, ist es kein Geheimtipp mehr und alle rennen dann da hin – also …. sssssst: leise!)

Dann plötzlich linker Hand ein Parkplatz …. neiiiin und rechts: der Lammkeller! Mitten im Wald dort wo sich Fuchs und Einhörnchen „Mahlzeit!“ sagen. Sehr idyllisch gelegen und ein Haus, das offensichtlich viele Geschichten zu erzählen hat. Ich stelle meine Fahrmurmel ab und gehe mit meiner Gattin ein paar Treppen nach oben. Dort werden wir von Enrico Banno (jahaaaa: wo isser denn? Such!) empfangen, der uns sofort erkennt. Ich gebe zu, dass ich mich gestern schon angemeldet und unser Kommen angedroht habe. Und nachdem man ja via Gesichtsbuch befreundet ist, kennt man sich zumindest von den Fotos her, gell? :)

Rico begrüßt uns freundlich und schüttelt uns die Hand, was ich sehr schön finde. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man sich schon ewig kennt. Er bietet uns draußen einen Platz auf der Terrasse an und wir nehmen gerne an. Wir bestellen schon zu trinken, denn der weite Weg über die Prärie macht den Cowboy sehr sehr durstig. Und schwuppdiwuppundhastenichgesehen stehen zusätzlich zur Bestellung zwei Gläser Spritz auf dem Tisch – einfach sö!

Die Frage, ob wir schon mal hier waren, muss ich verneinen. Rico bittet uns ins Haus und zeigt uns die Gaststube. Er erklärt, dass das Haus fast 300 Jahre alt ist und erst renoviert wurde. Sehr zu unserer Freude sehen wir ein Mordsdrum von einem Holzofen, von dem Rico sagt, dass der im Winter eine wohlige Wärme verbreitet … glaub' ich sofort! :) Der Gastraum strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gemütlichkeit aus. Es ist alles recht rustikal und wer Marmor und blankes Aluminium erwartet, ist hier falsch. Der Lammkeller ist kein Schickimicki-Lokal! Wäre für mich auch nicht das Richtige, weil ich es genauso mag, wie der Lammkeller eben eingerichtet ist.

Dann nehmen wir wieder Platz und ich versuche meine Bestellung - typisch italienisch - meine Vorspeise „Spaghetti Ragu“ durchzubringen. Rico bietet mir stattdessen „Spaghetti pomodoro ricotta“ an und ich nehme das Angebot gerne an. Dann gehe ich zur Salatbar, die sich reichlich und bunt präsentiert. Typische italienisches Gemüse, wie gebratene Paprika, Zucchini, Auberginen, Artischockenherzen, Oliven und dazu rote Bete, grüner Salat, etc. etc.Die Auswahl am Salatbüffet spiegelt die Auswahl der Speisen gut wider: italienische und deutsche Küche auf der Karte und extra an Sonn- und Feiertagen Haxen, Krustenbraten und der gebratene Flatternann.

Ich nehme mir einen Teller vom Salatbüffet und lege a bissele was drauf.

Kaum sitze ich und fange an, den Salat zu genießen, kommt die Vorspeise. Schön angerichtet mit Ricottaraspeln und drei Blättchen Basilikum verhübscht. Ich taste mich vorsichtig mit meiner Gabel in die Nudeln, denn ich will sie ja nicht verletzen :) und drehe sie auf dem Tellerboden auf. Ein kleiner Blick nach links, ob mir niemand zuschaut, falls ich mich vollsauen sollte … passt ….. Gabel samt dem kleinen Nudelnestchen mit der Tomatensoße und den Ricottaraspeln in den Mund ….. und jetzt ….. woah …....klasse, echt klasse: die Teigwaren al dente, die Tomatensoße erstklassig und exakt die richtige Menge an Käse … mmmmhhhhh, da geht einem das Herz auf, besonders wenn man eine solche Vorliebe fürs Essen hat, wie ….. na ja … lassen wir das! :)

Ganz nebenbei sehe ich mir so die bestuhlte, bebankte und betischte Freifläche (im Fachjargon Biergarten gennant) an und denke so bei mir: „Wäre bestimmt schön, wenn Bella und ich hier mal Muskspielen könnten. OK, is ja nur so ein Gedanke ….

Auf meine Nachfrage nach einem Hauptgang empfiehlt Rico Spare Ribs mit Pommes. Ich überlege nicht lange und bestelle sie; mein Schätzle ist vom Salat und den Spaghetti schon satt.

Ja, was ist denn des? S'Bläsle druckt, weil zwei alkoholfreie Weißbier unbedingt nach draußen wollen. „Ja, dann kommt's doch a mal raus, ihr zwei!“ Ich drehe mich um und denke so bei mir: der Wald! Halt halt halt: hier gibt es bestimmt eine Toilette und nachdem ich dann durch die Türe gehe und mich im stillen Örtchen wiederfinde, kann ich sagen: UIA! Maximum Respekt, Herr Kanzleirat: alles neu und von der Einrichtung her vollkommen konträr zum Gastraum: Marmor und feinste Chromarmaturen, was mich als ehemaligen Goldwing-Kapitän sehr erfreut.

Noch vollkommen eingenommen von den Toiletteneindrücken setze ich mich wieder an den Tisch und sogleich werden die Spare Ribs mit einer leicht würzigen Tomatensoße mit Paprikastückchen kredenzt und dazu große dicke Pommes, die ich ja eigentlich net zu mir nehmen sollte. Ich esse und das dauert, weil das Essen von Rippchen einfach etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Zum Nachtisch gibt's noch einen Cappuccino von dem Rico selbst sagt, dass er ihn nicht so gut findet … mir schmeckt er jedenfalls.

Enrico und ich sprechen noch über eine Sache, die uns augenscheinlich beiden am Herzen liegt: Essen und Trinken → Lammkeller, Musik und Unterhaltung → „mensch mayr!“ und so vereinbaren wir einen Auftritt im Biergarten dieser wunderschönen Location für Sonntag, 19.08.2012 ab 14.00 Uhr. Falls jetzt schon jemand reservieren möchte – und das muss man, denn der Eintritt ist frei und die Plätze sind begrenzt, rufe er bitte unter der Telefonnummer 08225/2848 an, melde sich bei Bella & mir und wir geben das dann weiter.

Zum Weg: es gibt noch einen einfacheren Weg aus Richtung Augsburg. Von Jettingen in Richtung Goldbach/Wettenhausen und da einfach vor dem Wald rechts in den Feldweg einbiegen-. Für den 19.08. werden wird das mit bunten Schildchen markieren, nicht dass einer in den Wald reinfährt und erst nächstes Jahr im Frühling wieder gefunden wird.

Eine Frage beschäftigt mich jetzt schon noch und vor allem die Antwort darauf wäre interessant gewesen: Hat der Lammkeller Burgau einen Keller und ist da irgendwo ein Lamm? :)