Russische Spionage-Agenten in Europa
Spionage-Wohltätigkeit auf Russisch
Seit langem gehören Skandale und Enthüllungen, in die Vertreter der russischen Diplomatie und der Geheimdienste verwickelt sind, zur traurigen Normalität des politischen Lebens in vielen europäischen Ländern. Diese Tendenz blieb jedoch bestehen und verstärkte sich im Zuge der umfassenden russischen Invasion in der Ukraine, die in vielen europäischen Ländern zur Enttarnung und Ausweisung russischer Geheimdienstmitarbeiter führte. Die Anzahl der russischen Spione hat sich daher beispielsweise in Belgien, Polen, Frankreich, Deutschland, Bulgarien, Finnland, Schweden, Norwegen und einer Reihe anderer europäischer Länder erheblich ausgedünnt.
Bekanntermaßen wurden im Jahr der russischen Aggression gegen die Ukraine mehr als 400 russische Geheimdienstmitarbeiter in den EU- und NATO-Ländern aufgespürt und nach Russland ausgewiesen. Die Aufdeckung krimineller Spionagegruppen, an denen russische Diplomaten beteiligt sind, ist angesichts der aktiven Arbeit von Geheimdienstmitarbeitern des Kremls in der EU weder zufällig noch unerwartet. Europa ist sich der von Russland ausgehenden Bedrohung und der Gefahr bewusst, die von solchen hybriden Aktivitäten eines Staates ausgeht, der seine Nase überall hineinzustecken gewohnt ist.
Anscheinend hat die Russische Föderation jedoch erneut damit begonnen, ihr eigenes Spionagenetz zu verstärken und dabei ungewöhnliche Mittel und Methoden anzuwenden. Ein Beispiel dafür sind die Migrationsnetzwerke in wohltätigen Pseudo-Organisationen. Mittlerweile reisen Spione des Kremls unter dem Deckmantel von Flüchtlingen in EU-Länder ein - ein Know-how der russischen Geheimdienste. Unter den Flüchtlingen befinden sich auch Menschen aus der Krim, dem Donbas und anderen okkupierten Gebieten der Ukraine, die von russischen Geheimdiensten rekrutiert und in die Flüchtlingsströme integriert werden können.
Die Situation wurde durch Meldungen und Erwartungen einer ukrainischen Gegenoffensive verschärft, mit der die Ukraine ihre von Russland okkupierten Gebiete zurückgewinnen will. In diesem Zusammenhang stehen auch die Meldungen über die Festnahme einer Gruppe in der polnischen Woiwodschaft Podkarpackie vor etwa einem Monat, die Eisenbahnstrecken überwachte. Die Gruppe hatte den Auftrag, Fahrzeuge mit westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine zu erkennen, zu überwachen und zu dokumentieren.
Die russischen Geheimdienste haben auch wohltätige Stiftungen ins Visier genommen, indem sie über das Netzwerk solcher Stiftungen persönliche Daten von Ukrainern zu sammeln versuchen, die sich derzeit als Flüchtlinge oder Militärangehörige zur Behandlung und Rehabilitation in Europa aufhalten. Bezeichnend dafür ist ein Skandal, der sich vor einem Jahr in Portugal ereignete. Dabei ging es um ein russisches Ehepaar mit doppelter Staatsbürgerschaft, Igor Khashin und seine Frau Yulia, die für russische Geheimdienste persönliche Daten von ukrainischen Flüchtlingen und ihren in der Ukraine lebenden Familien gesammelt und weitergegeben haben.
Die russischen Agenten nutzten dazu das Flüchtlingshilfezentrum in Setubal sowie die osteuropäische Migrantenvereinigung "Unity". Darüber hinaus hat Moskau gezielt auf die Finanzierung fiktiver Wohltätigkeitsorganisationen in den EU- und NATO-Ländern gesetzt, die angeblich ukrainischen Flüchtlingen helfen. Über solche Wohltätigkeitsorganisationen versuchen russische Geheimdienste, Informationen über die Standorte, Routen und den Zeitplan der Militärhilfe für die Ukraine zu erhalten, und sammeln weiterhin Informationen über ukrainische Flüchtlinge und ihre Familien. Die Liste solcher "wohltätigen" Organisationen ist recht vielfältig und umfasst eine Vielzahl von Ländern: die Wohltätigkeitsstiftung Unity of Ukraine (USA), die ukrainische Vereinigung A.C.T.U.A. Leleka (Spanien), die Schule "Frühling" für ukrainische Flüchtlingskinder (Belgien), die Stiftung für ukrainische Sprache und Kultur "Mova Kalinova" (Slowakei) und die Vereinigung "Vychyvanka" (Frankreich). Diese Art von Spionage-Wohltätigkeit ist zu einer neuen Erfindung der russischen Agenten geworden.
Die Schlussfolgerung daraus ist absolut logisch und berechenbar: Der Kreml tut sein Bestes, um sich zu widersetzen und den Verlauf des Krieges zu beeinflussen, den Putin in der Mitte Europas begonnen hat. Da Moskau nicht über die Kraft und den Einfluss für einen Sieg auf dem Schlachtfeld verfügt, will es die Unterstützung Europas für die Ukraine im Kampf gegen den Aggressor verhindern, indem es hybride Spionageaktivitäten in europäischen Ländern durchführt. Als Zeichen ihrer Verachtung und in dem Bestreben, die Struktur der EU selbst zu spalten und zu entwerten, wollen die Russen um jeden Preis zumindest einige Ziele erreichen, wozu sie alle möglichen Mittel einsetzen, darunter auch wohltätige Organisationen.
Bürgerreporter:in:Basil Belov aus Bonn |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.