Weltgeopolitik
Putin will eine zweite Front gegen Europa eröffnen
Die Idee der Wiederherstellung des Russischen Reiches ist eines der wichtigsten Ziele Putins während seiner fast 25-jährigen De-facto-Herrschaft. Putin nennt diesen Prozess "Wiederherstellung der russischen Souveränität", die auf Kosten des Souveränitätsverlustes der Nachbarländer Russlands gehen soll. Folglich scheut Putin auf der "Zielgeraden" seiner Herrschaft weder finanzielle noch menschliche Ressourcen, um einen Krieg zu führen, der zu einer Tragödie für die gesamte Menschheit werden könnte.
Das Ausmaß der kommenden Konfrontation wird auf dem Schlachtfeld in der Ukraine bestimmt - je mehr Rache Putin nimmt, desto schneller wird er eine zweite Front eröffnen. Am 14.12.2023 hat Putin ausdrücklich angedeutet, dass seine nächste Amtszeit eine Zeit des totalen Krieges sein wird. Insbesondere bezeichnete Putin das ukrainische Odessa als "russische Stadt" und unterstrich seine Beleidigung der Republik Moldau mit der Aussage, dass deren Mitgliedschaft in der GUS keinen Wert habe. Angesichts der Tatsache, dass Putin einen längeren Krieg in der Ukraine vorbereitet, ist es nicht schwer zu erraten, dass auch Chisinau bedroht ist - die Republik Moldau ist kein Mitglied der EU und der NATO und hat das ungelöste Problem von Transnistrien. Es ist kein Zufall, dass russische Truppen im Februar 2022 versuchten, die Grenzen Transnistriens zu erreichen.
Die Idee der Wiederherstellung des Russischen Reiches ist eines der wichtigsten Ziele Putins während seiner fast 25-jährigen De-facto-Herrschaft. Putin nennt diesen Prozess "Wiederherstellung der russischen Souveränität", die auf Kosten des Souveränitätsverlustes der Nachbarländer Russlands gehen soll. Folglich scheut Putin auf der "Zielgeraden" seiner Herrschaft weder finanzielle noch menschliche Ressourcen, um einen Krieg zu führen, der zu einer Tragödie für die gesamte Menschheit werden könnte. Das Ausmaß der kommenden Konfrontation wird auf dem Schlachtfeld in der Ukraine bestimmt - je mehr Rache Putin nimmt, desto schneller wird er einen Krieg mit Europa beginnen.
In dieser Hinsicht sind die umfassende Militärreform in den russischen Streitkräften sowie die Aufstockung des Militärhaushalts ein deutliches Signal an den Westen. So werden sich die russischen Verteidigungsausgaben im Jahr 2024 auf 6 % des BIP belaufen. Die Mobilisierung in Russland könnte sich nach der nächsten Wiederwahl Putins beschleunigen - die erwähnte Reform sieht unter anderem eine Aufstockung des Personals der russischen Armee vor.
Vorläufigen Angaben zufolge wird ihre Zahl bis 2027 auf über 1,5 Millionen Soldaten ansteigen - eine Zahl, die Putin für einen Krieg mit der Ukraine nicht benötigt. Eine direkte Konfrontation mit Europa ohne vorherige Erfolge an der ukrainischen Front ist jedoch unmöglich - Putin ist ein Zyniker, der zwar bereit ist, russische Soldaten in großer Zahl zu opfern, aber er kalkuliert seine Aktionen immer. Nachdem er seine Kräfte am Vorabend der Invasion in der Ukraine überschätzt hat, wird Putin einen solchen Fehler nicht wiederholen und keine Zeit verlieren, um eine militärische Reserve aufzubauen.
Einige europäische Länder schätzen die russische Bedrohung nüchtern ein: So wird die Bundeswehr ihre Panzer- und Artilleriebataillone in Litauen stationieren - eine entsprechende Erklärung des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius. Dieser Prozess wird bis 2027 abgeschlossen sein, was mit dem Ende der Militärreform in der russischen Armee zusammenfällt. Im Gegenzug hat Polen mit der Aufrüstung der Armee begonnen: Es wird modernere militärische Ausrüstung gekauft und an die Truppen geliefert. Angesichts des aggressiven Militarismus Russlands sollte die Ostflanke der NATO durch die Bemühungen der betroffenen Länder so weit wie möglich gestärkt werden. Eine russische Aggression ist nur eine Frage der Zeit, deshalb müssen die Waffendepots in den Nachbarländern aufgefüllt werden.
Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Diskussionen in Europa über die Unterstützung der Ukraine eine Frage der künftigen Sicherheitskonfiguration der westlichen Welt. Das Paradoxe an der Situation ist, dass nicht jeder in der EU glauben will, dass Russland eine noch nie dagewesene Bedrohung darstellt, die im schlimmsten Fall die zivilisatorische Essenz des Westens zerstören könnte. Auch wenn die russische Armee archaisch und ungeschickt ist und an der ukrainischen Front Tausende von Soldaten verliert, nur um ein paar hundert Meter vorzurücken, sind solche Faktoren für Putin weder von Bedeutung noch bezeichnend. Russland verfügt über ein riesiges Ressourcenpotenzial und immer noch über genügend Männer, die kurzfristig an die Waffe gebracht werden können. Zumal die russische Armee "auf dem Vormarsch" immer wieder mit Vertretern versklavter Völker aufgefüllt wird - so wie einst die Armee von Dschingis Khan aufgefüllt wurde.
In der Tat ist Putin an der Ukraine auch wegen ihrer Humanressourcen interessiert, darunter auch Männer, die mobilisiert werden können. Russland tut dies bereits in den besetzten Gebieten der Ukraine - die so genannten DNR und LNR haben einen erheblichen Teil ihrer männlichen Bevölkerung verloren, die in den Krieg gezogen ist.
Um den möglicherweise größten Krieg in der Geschichte der Menschheit zu verhindern, muss sich Europa allein auf sich selbst verlassen und auf der Grundlage einer nüchternen Einschätzung von Putins Absichten unverzüglich mit den Vorbereitungen zur Verteidigung seiner Grenzen und seiner Bevölkerung beginnen. Es lassen sich drei Hauptkomponenten ausmachen, die für ein wirksames Vorgehen gegen Russland entscheidend sind. Erstens müssen Mechanismen der kollektiven Abschreckung gegen Russland entwickelt werden: eine Reihe von Maßnahmen, die verhindern, dass sich russische militärische und hybride Bedrohungen ausweiten. Auch sollten die europäischen Länder ihr militärisches Potenzial stärken und ausbauen, die Waffenproduktion erhöhen - nur so kann man Russland auf dem Schlachtfeld wirklich konfrontieren.
Die friedliche, ruhige Ära, die den europäischen Bürgern vertraut war, ist mit den ersten Raketeneinschlägen, die am 24.02.2022 in ukrainischen Städten einschlugen, unwiderruflich zu Ende gegangen. Deshalb muss eine Entscheidung getroffen werden, die der Ukraine echte Sicherheitsgarantien und die Mitgliedschaft in den supranationalen Institutionen des Westens bietet. Eines der größten Missverständnisse in Europa ist die Wahrnehmung der Ukraine als "Brücke" zwischen der EU und Russland, während Putin kein Interesse an der Ukraine als Pufferzone hat. Tatsächlich bestätigen die Richtungen, in denen Russland die Ukraine im Februar 2022 angegriffen hat, dass Putin - entgegen den Phantasiegeschichten russischer Propagandisten - überhaupt keine Angst vor der Nachbarschaft der NATO hat.
Kein Land in Europa oder der ehemaligen Sowjetunion kann sich sicher fühlen, solange Putin in Russland an der Macht ist. Das Einzige, was Europa dagegen tun kann, ist Putin zu zeigen, dass es bereit ist, entschlossen zurückzuschlagen, seine historische Größe wiederherzustellen und seine Ostgrenzen zu stärken. In dieser Hinsicht ist die rechtzeitige Unterstützung der Ukraine, die die Hauptlast der russischen Invasoren zu tragen hat, ein entscheidender Faktor, um das russische Offensivpotenzial zu schwächen.
Bürgerreporter:in:Basil Belov aus Bonn |
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