Deutschlands Außenhandel
Die wichtigsten Handelspartner für Deutschland sind die anderen 26 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. 53,4 Prozent des deutschen Außenhandelsumsatzes (Warenausfuhren und -einfuhren) wurden im Jahr 2023 mit den Ländern der EU erzielt. Die europäischen Staaten, die nicht zur EU gehören, hatten im selben Jahr einen Anteil von 12,9 Prozent. Zusammen wurden im Jahr 2023 also zwei Drittel des deutschen Außenhandels innerhalb Europas abgewickelt (66,3 Prozent).
Der Anteil Asiens am deutschen Außenhandelsumsatz ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und lag 2023 bei 18,8 Prozent. Darauf folgten Nord- und Südamerika mit einem Anteil von 11,9 Prozent. Afrika (2,1 Prozent) sowie Australien/Ozeanien (0,7 Prozent) hatten für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 eine deutlich geringere Bedeutung als Außenhandelspartner.
Bezogen auf die einzelnen Staaten war China im Jahr 2023 erneut der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Der Außenhandelsumsatz lag bei 254 Milliarden Euro und hatte damit einen Anteil von 8,6 Prozent am gesamten Außenhandelsumsatz. Knapp dahinter lagen die USA mit 8,5 Prozent (253 Mrd. €), gefolgt von den Niederlanden mit 7,5 Prozent (220 Mrd. €). An vierter Stelle stand im Jahr 2023 Frankreich mit einem Anteil von 6,4 Prozent am Außenhandelsumsatz (190 Mrd. €). In den Jahren 1975 bis 2014 – also vier Jahrzehnte lang – war Frankreich durchgehend der wichtigste Handels¬partner Deutsch¬lands.
Beim Export standen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 die USA an erster Stelle – 9,9 Prozent der von Deutschland insgesamt exportierten Waren entfielen auf die USA (158 Mrd. €). Darauf folgten Frankreich (7,6 Prozent), die Niederlande (7,3 Prozent), China (6,1 Prozent), Polen (5,8 Prozent) und Italien (5,5 Prozent). Beim Import steht mit großem Abstand China an der Spitze – 2023 stammten 11,5 Prozent aller Warenimporte Deutschlands aus China (157 Mrd. €). Die Niederlande und die USA standen mit 7,7 bzw. 6,9 Prozent an zweiter und dritter Stelle (105 bzw. 95 Mrd. €), gefolgt von Polen und Italien mit Anteilen am Gesamtimport von 6,0 bzw. 5,3 Prozent (82 bzw. 72 Mrd. €).
Den höchsten Handelsbilanzüberschuss erzielte Deutschland im Jahr 2023 erneut gegenüber den USA (plus 63,3 Mrd. €). Auch gegenüber Frankreich (50,3 Mrd. €), dem Vereinigten Königreich (41,8 Mrd. €), Österreich (27,3 Mrd. €), Spanien (15,4 Mrd. €), Italien (15,1 Mrd. €), der Schweiz (14,8 Mrd. €), Schweden (11,3 Mrd. €), den Niederlanden (10,4 Mrd. €) sowie beim Handel mit Polen (10,3 Mrd. €) war die Handelsbilanz positiv.
Das mit Abstand größte Handelsbilanzdefizit hatte Deutschland im Jahr 2023 gegenüber China (minus 59,8 Mrd. €). Ebenfalls negativ war die Bilanz beim Handel mit Norwegen (-21,4 Mrd. €), Irland (-15,6 Mrd. €), Vietnam (-10,1 Mrd. €), Tschechien (-7,0 Mrd. €), Bangladesch (-6,9 Mrd. €), Taiwan (-6,0 Mrd. €), Japan (-5,4 Mrd. €), Malaysia (-5,2 Mrd. €) und Ungarn (-4,6 Mrd. €).
Da die Handels- und Geschäftsbeziehungen mit ausländischen Partnern in den meisten Fällen langfristig angelegt sind, ergeben sich von Jahr zu Jahr betrachtet in der Rangfolge der Partnerländer zumindest auf den oberen Plätzen nur geringfügige Veränderungen. So sind von den 20 Staaten, die im Jahr 2023 die höchsten Anteile am Außenhandelsumsatz von Deutschland hatten, 17 Staaten auch im Jahr 1995 unter den Top 20 gewesen (2010: 18 Staaten). Allerdings hat sich zwischen 1995 und 2023 die Reihenfolge der Staaten verändert: Während China (+12 Ränge), Polen (+9 Ränge) und Tschechien (+5 Ränge) ihren jeweiligen Rang durch die eigene wirtschaftliche Öffnung verbessern konnten, haben sich die Positionen von Dänemark (-8 Ränge), Japan (-7 Ränge) und des Vereinigten Königreichs (-6 Ränge) innerhalb der Top 20 verschlechtert. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Außenhandelsumsatz mit Dänemark, Japan und dem Vereinigten Königreich in absoluten Zahlen zwischen 1995 und 2023 ebenfalls gestiegen ist.
Die drei Staaten, die zwar im Jahr 2023 aber nicht im Jahr 1995 zu den 20 wichtigsten Handelspartnern von Deutschland gehörten, sind die osteuropäischen Staaten Ungarn, Rumänien und die Slowakei – sie verbesserten ihre jeweilige Position um 9, 23 bzw. 18 Ränge. Werden längere Zeiträume betrachtet, sind noch größere Veränderungen festzustellen: Beispielsweise stand China im Jahr 1980 weit entfernt vom 1. Rang auf Platz 33 – hinter Libyen, Iran und Argentinien, die im Jahr 2023 den 55., 77. und 63. Rang belegten.
Wie beschrieben, sind die Handelsbeziehungen Deutschlands von einer hohen Stabilität gekennzeichnet und Veränderungen erfolgen meistens über einen längeren Zeitraum. Es gibt aber auch Ausnahmen. So hat sich die Position Russlands beim Handel mit Deutschland aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine in nur zwei Jahren massiv verändert. Während Russland in Bezug auf den Außenhandelsumsatz von Deutschland im Jahr 2021 noch auf dem 13. Rang stand, rutschte es im Jahr 2023 auf den 38. Rang. Insbesondere aufgrund von Sanktionen ging der Warenexport nach bzw. Warenimport aus Russland zwischen 2021 und 2023 um 66,6 bzw. 88,9 Prozent zurück.
Im Jahr 2023 exportierte Deutschland Waren im Wert von 1.562 Milliarden Euro. Knapp ein Drittel des Exports entfiel dabei auf nur zwei Warengruppen: Auf Kraftwagen und Kraftwagenteile (17,2 Prozent) sowie Maschinen (14,3 Prozent) – zusammen 31,4 Prozent. Werden noch chemische Erzeugnisse (9,0 Prozent) sowie Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (8,6 Prozent) hinzugerechnet, gehörte mit 49,0 Prozent rund die Hälfte des Exports zu nur vier Warengruppen. Auf die zehn wichtigsten Ausfuhrwarengruppen entfielen 2023 rund vier Fünftel des gesamten Exports (79,6 Prozent). Der Export von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie Maschinen fußt auf der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der beiden Warengruppen in Deutschland: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Anfang 2024 in den beiden Branchen 780.000 bzw. 956.000 Personen beschäftigt.
Etwa zwei Drittel des deutschen Außenhandels werden innerhalb Europas abgewickelt. Bezogen auf die einzelnen Staaten sind China, die USA und die Niederlande sowie Frankreich, Polen und Italien die wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Sowohl bei der Warengruppe Kraftwagen und Kraftwagenteile als auch bei Maschinen entfiel im Jahr 2023 gut ein Fünftel der deutschen Exporte auf die USA und China (jeweils rund 13 bzw. 9 Prozent). Bei der Warengruppe pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse war der Anteil der USA mit 23,3 Prozent überdurchschnittlich hoch und der Anteil Chinas lag mit 3,5 Prozent unter dem Durchschnitt. Bezogen auf die sechs Warengruppen mit dem höchsten Exportanteil war die Warengruppe pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse die einzige, bei der unter den Top-10-Handelspartnern – neben den USA und China – ein anderer nicht-europäischer Staat zu finden war: Japan mit einem Exportanteil von 2,8 Prozent.
Die Einfuhren nach Deutschland konzentrieren sich etwas weniger stark auf einzelne Güter als die Ausfuhren. Auf insgesamt sechs Warengruppen entfiel im Jahr 2023 gut die Hälfte des Warenimports: Kraftwagen und Kraftwagenteile (11,0 Prozent), Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (10,5 Prozent), elektrische Ausrüstungen (8,1 Prozent), Maschinen (7,7 Prozent), chemische Erzeugnisse (7,6 Prozent) und pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse (5,5 Prozent) – zusammen 50,5 Prozent. Auf die zehn wichtigsten Einfuhrwarengruppen entfielen im selben Jahr gut zwei Drittel des gesamten Imports (68,4 Prozent).
Auch für den Warenimport Deutschlands gilt, dass insgesamt rund zwei Drittel auf den Handel mit anderen europäischen Staaten entfallen. Bezogen auf die sechs Warengruppen mit dem größten Importanteil gilt die hohe Bedeutung der europäischen Handelspartner jedoch nur für fünf: Bei der Warengruppe Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse waren im Jahr 2023 neben den USA noch fünf asiatische Staaten in den Top 10 – China, Taiwan, Malaysia, Japan und Vietnam. Zudem dominiert China diese Warengruppe: 35,9 Prozent aller Waren in diesem Bereich wurden 2023 aus China importiert – darunter zum Beispiel Datenverarbeitungs- und Telekommunikationsgeräte, elektronische Bauelemente sowie Unterhaltungselektronik. Auch die Einfuhren im Bereich der Warengruppe elektrische Ausrüstungen werden von China dominiert: Im Jahr 2023 entfielen hier 27,4 Prozent aller Importe auf China – darunter insbesondere Akkumulatoren (Akkus) und Batterien sowie elektrische Haushaltsgeräte (und die Teile dafür), zudem auch Elektromotoren, Generatoren, Lampen und Leuchten, Verteiler und Installationsmaterial.
Laut Statistischem Bundesamt sank der Wert der aus China importierten Waren im 1. Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11,7 Prozent. Trotzdem war China auch in diesen Monaten der wichtigste Warenlieferant Deutschlands (beim Außenhandel insgesamt standen die USA vor China). Bezogen auf den Warenwert kamen beispielsweise 85,4 Prozent der nach Deutschland importierten Photovoltaik-Anlagen aus China. Ebenso 86,3 Prozent der tragbaren Computer, 60,5 Prozent der Smartphones, 45,4 Prozent der Lithium-Ionen-Akkus sowie 25,9 Prozent der nach Deutschland importieren Elektroautos.
Die Warengruppe Erdöl und Erdgas stand im Jahr 2023 an siebter Stelle bei den Importen Deutschlands. Auf sie entfielen 5,2 Prozent des gesamten Warenimports. Bezogen auf den Einfuhrwert stammte dabei mehr als ein Drittel aus Norwegen (35,7 Prozent) und gut ein Siebtel aus den USA (14,8 Prozent). Darauf folgten die Niederlande (7,4 Prozent), Kasachstan (7,0 Prozent), Libyen (6,8 Prozent) und das Vereinigte Königreich (6,6 Prozent).
Der Anteil der Warengruppe Erdöl und Erdgas am Gesamtimport von Deutschland wird stärker als andere von kurzfristigen Preisänderungen beeinflusst. Bei den importierten Mengen und den Lieferbeziehungen erfolgen Veränderungen meistens über einen längeren Zeitraum. Es gibt aber auch Ausnahmen: So hat sich der Anteil Russlands beim Import von Erdöl und Erdgas – wie bei anderen Warengruppen auch – in nur wenigen Jahren massiv verändert. Während von den Erdöl- und Erdgasimporten Deutschlands in den Jahren 2008 bis 2018 gut ein Drittel auf Russland entfielen, ging der Anteil zunächst auf 26,6 Prozent im Jahr 2021 zurück. Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bzw. aufgrund der sich anschließenden Sanktionen reduzierte sich der Anteil Russlands an den Erdöl- und Erdgasimporten sprunghaft auf 14,6 Prozent im Jahr 2022 und weiter auf 0,1 Prozent im Jahr 2023.
Eine Aufteilung der gehandelten Güter entsprechend ihrer Verwendung zeigt, dass der deutsche Außenhandel stark von Investitions- und Vorleistungsgütern bestimmt wird. Dies gilt für den Export noch stärker als für den Import. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hatten die Investitionsgüter im Jahr 2022 einen Anteil von 38,7 Prozent am gesamten Warenexport Deutschlands. Bei den Vorleistungsgütern lag der Anteil bei 32,5 Prozent. Beim Import standen im Jahr 2022 mit einem Anteil von 32,0 Prozent die Vorleistungsgüter an erster Stelle. Darauf folgten die Investitionsgüter, deren Anteil mit 24,7 Prozent allerdings deutlich niedriger war als beim Export. Im Vergleich zum Export waren beim Import die Anteile von Energie (12,7 gegenüber 3,5 Prozent) und Landwirtschaftsgütern (2,8 gegenüber 0,8 Prozent) relativ hoch. Der Anteil der Verbrauchsgüter am Warenexport bzw. -import war etwa gleich hoch (2022: 17,2 bzw. 16,5 Prozent).
Dieserr Text stammt von der Bundeszentrale für politischen Bildung und ist deren Weltnetzseite entnommen.
Bürgerreporter:in:Felicia Rüdig aus Duisburg |
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