844. Newsletter Südharzstrecke
Herzberg, Bad Lauterberg, Altenau und Clausthal-Zellerfeld werden weiter abgehängt - Harzkursbuch
Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!
1. Harz: Ab 15. Dezember werden Herzberg und Bad Lauterberg von Altenau und Clausthal-Zellerfeld abgehängt (Stand 15.12.2024)
Nach 40 Jahren ÖPNV-Arbeit im und am Harz kann einen eigentlich nichts mehr überraschen. Aber es geht doch noch.
In vielen Gesprächen mit den Verkehrsplanern des ZVSN und der Region Braunschweig wurde immer wieder auf die prekäre Umsteigesituation in St. Andreasberg hingewiesen, wenn man mit dem Kleinbus von Altenau kommend in Richtung Bad Lauterberg umsteigen wollte und dieser Verspätung hatte. Dann standen die Fahrgäste nämlich, da der Bus der Linie 450 nach Herzberg nicht warten konnte oder wollte, am Glockenberg herum – 2 Stunden lang. Außerdem wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der Einsatz eines Kleinbusses mit seinen vielen Beschränkungen in einer Urlaubsregion, in der sich Wanderer kurz entschlossen auf den Weg machen und hin und wieder auch Fahrräder zu transportieren sind, ein Unding ist.
Beide Probleme hat der Regionalverband ab dem 15.12.24 gelöst
Es fahren bis auf wenige Ausnahmen keine Kleinbusse mehr – und die Fahrgäste müssen in St. Andreasberg Am Glockenberg auch keine Bedenken mehr tragen, dass sie womöglich ihren Anschluss nicht erreichen – denn den gibt es von diesem Tag an nicht mehr. Die Verbindung Goslar – Clausthal-Zellerfeld – Altenau – St. Andreasberg – Bad Lauterberg – Herzberg wird vom Regionalverband Braunschweig rigoros aufs Abstellgleis geschoben.
Das dies ein Schlag ins Kontor aller Leute ist, die sich um die verkehrliche Einheit des Harzes bemühen, schert in der Stadt Heinrichs des Löwen niemanden. Dass man damit auch HATIX keinen wirklichen Gefallen erweist, auch nicht.
Es ist wie immer: Der Harz hört für den Regionalverband Braunschweig dort auf, wo die Kreisgrenze von Goslar verläuft.
Auf die Bedürfnisse von Kunden aus dem Südharz wird gepfiffen. Da helfen weder Konferenzen noch Gespräche – wenn es darauf ankommt, spielt das alles keine Rolle. „Ein Harz“ – war da mal was?
Ganz schlimm: Alle Betroffenen, auch die Planenden im Südharz, werden hierüber nicht einmal in Kenntnis gesetzt… Sie erfahren vom Fahrplanwechsel per Zufall durch Abfrage des Fahrplans beim HarzBus, nachdem der DB-Navigator zuvor seltsame Verbindungen ausgespuckt hat: Altenau – Bad Lauterberg, doch, doch, das geht schon, sie fahren erst mal nach Oderbrück, von dort weiter nach Braunlage, von dort weiter nach St. Andreasberg und dann hinab in den Südharz. Hä? Was soll das denn? Und dann sieht man mittels aktiver Recherche das ganze Ausmaß der Katastrophe.
Nun ist es freilich nicht so, dass auf der Linie 840 zwischen Altenau und St. Andreasberg nichts geschähe außer der Abschaffung aller Anschlüsse in St. Andreasberg. Man kommt ab 15.12. einerseits der Forderung nach „richtigen“ Bussen nach – inwieweit die von Goslar kommen, geht leider aus den bisher veröffentlichten Plänen nicht hervor – und andererseits dem durchaus berechtigten Wunsch aus Altenau, doch bitte wieder das Torfhaus anzufahren. Da man knapp bei Kasse ist, löst man das Problem, indem man einen Teil der Busse, die bisher ab Altenau über die Stieglitzecke nach St. Andreasberg fuhren, nun über Torfhaus, Oderbrück und den Oderteich schickt, wonach sie sich am Sonnenberg wieder auf die alte Strecke einfädeln. Zeitzuschlag 15 Minuten – und damit logischerweise alle Anschlüsse im Eimer. Umgekehrt ebenso.
Soweit wäre das ja alles erträglich, wenn dabei ein sauberer 2-Stunden-Takt über die Stieglitzecke einerseits und über Torfhaus andererseits herauskäme. Dann bestünde ja immerhin noch die Chance, dass die zweistündlich über Stieglitzecke fahrenden Busse in St. Andreasberg weiter ihre Anschlüsse nach Herzberg erreichen könnten. Doch zum einen gibt es diesen 2-Stunden-Takt eben nicht, sondern ein undurchsichtiges Gewürge von abwechselnden Fahrten, die noch dazu an Schul- und Ferientagen unterschiedliche Richtungen einschlagen.
In Braunschweig setzt man nun, um das Maß vollzumachen, noch einen drauf und verzögert die Busse über die Stieglitzecke um einige Minuten – und zwar so, dass es mit den Übergängen in St. Andreasberg genau nicht passt. Ankunft zur Minute .38 (man billigt dem Bus 3 Minuten von der Schulstraße zum Glockenberg zu, in der anderen Richtung reicht – bergauf! – deren eine – ein Schelm, der Böses dabei denkt), Abfahrt nach Herzberg spätestens zur Minute .36… Super gemacht, ganz so, als ob man im Nachgang beweisen wollte, dass der Kleinbus eben doch das bessere Fahrzeug war. Aber selbst der könnte es nicht mehr schaffen, weil man sich in Altenau zusätzliche Puffer gönnt. Da gibt es eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Für die Braunschweiger ist gedanklich in St. Andreasberg eben Schluss.
So viel zur einheitlichen Vermarktung des Harzes als Urlaubs- und Ausflugsziel. Leute, das können wir in die Tonne treten. Keiner will es.
Bad Lauterberg, die Kurstadt mit einem der höchsten Gästeaufkommen im Harz, hat jedenfalls in Bezug auf Altenau, Clausthal-Zellerfeld und Goslar nun die berühmte Karte gezogen. Herzberg auch.
Die negativen Folgen für Braunlage sind hingegen überschaubar
In erster Linie liegen sie darin, dass ein bisher noch halbwegs transparenter Fahrplan vollends ad absurdum geführt wird und man nun gleich vier Umsteigepunkte zur Auswahl hat: St. Andreasberg Schützenhaus, Sonnenberg und nun noch Oderbrück und den Oderteich, merkbar ist davon nichts. Aber immerhin: Durch den Umstieg in Oderbrück (Torfhaus sei nicht empfohlen, da die Altenauer Busse an der L 504 halten und der geneigte Wanderer sich erst mal orientieren müsste) rettet man einige Verbindungen zwischen Altenau und Braunlage, wenngleich in Richtung Altenau mit doch beachtlichen Wartezeiten. Aber die waren vorher am Sonnenberg ja auch nicht besser.
Für Bad Lauterberg muss etwas getan werden
Der Nutzen des HATIX, das muss man leider feststellen, nimmt ab dem 15.12.24 für Bad Lauterberg ab. Ziele wie Stieglitzecke (mit der Hanskühnenburg), Dammhaus, Altenau, Clausthal-Zellerfeld, mit anderen Worten die komplette Oberharzer Wasserwirtschaft mit Ausnahme des Andreasberger Reviers, fallen erst einmal heraus. Es bleibt immer noch genug, da gottseidank die Linie 820 ja weiter stabil verkehrt. Aber so funktioniert das ja nun wirklich nicht. Man muss den Gästen im Kneippheilbad mehr bieten – und da gibt es nur eine einzige Möglichkeit:
Die direkten Busse Herzberg – Braunlage und zurück müssen auch unter der Woche fahren. Die Dringlichkeit dieser Maßnahme, die eigentlich überfällig ist, hat sich durch den Schritt des Regional-verbands Braunschweig nochmals signifikant erhöht. Zum nächstmöglichen Fahrplanwechsel müssen die Kurse rollen, wenn man den Bad Lauterbergern den Sinn und Zweck von HATIX weiter schmackhaft machen will. Mit einem Halt am Oderhaus käme man zudem der Wanderregion um den Rehberger Graben ein Stück näher.
Michael Reinboth
2. Harz: Harz-Kursbuch wird Anfang 2025 zur Verfügung stehen (Stand: 15.12.2024)
Die gute Nachricht: Es wird auch 2025 ein Harz-Kursbuch geben, sowohl elektronisch als auch gedruckt. Der Umfang wird leicht gekürzt, weil es immer weniger Sinn macht, viel über den Fernverkehr zu schreiben - ständige Bauarbeiten...
Der "Rest", vor allem der Busverkehr, wird aber der (noch) besseren Übersicht wegen sogar etwas aufgestockt. Allerdings gab und gibt es immer noch Änderungen und auch Ungereimtheiten.
Zwei will ich hier nennen:
1. Der RE1...
... für uns Harzer wegen seiner schnellen und stündlichen Verbindung zwischen Kassel, Paderborn und Düsseldorf als mit dem Deutschland-Ticket zu nutzende Relation Harz - Ruhr sehr wichtig, fährt wegen Personalmangel bei NationalExpress nun doch wieder nur zwischen Kassel und Hamm. Alle Tabellen umbauen und bis und ab Hamm wieder auf den RE1 verweisen, ist die traurige Konsequenz.
2. HarzBus ...
... verändert mal eben die Fahrzeiten der Linie 840 Altenau - St. Andreasberg um 1 bis 2 Minuten, was genügt, um nun endgültig allen Anschlüssen aus Altenau in Richtung Bad Lauterberg - Herzberg das Licht auszupusten.
Statt besserer Übergangszeiten wird nun wieder eine Verbindung durch den Harz kaputtgemacht. Elektronisch ist sie schon weg. Wenn nicht noch ein Wunder (bei der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen) geschieht, ist der ÖPNV-Harz erneut ärmer. Was tun also? In diesem Fall doch erst mal abwarten.
Vielleicht merkt es ja noch einer oder eine. Andere Informationen trudeln recht zäh, allemal aber sehr spät ein.
Ich habe mich daher entschlossen, Gründlichkeit vor Schnelligkeit zu setzen.
Da die Druckerei auch in die verdienten Weihnachtsferien geht, wird das Harz-Kursbuch erst ab Mitte Januar zur Verfügung stehen, dann aber mit (so ist in Anbetracht der immer kürzeren Halbwertzeiten von Fahrplänen jedenfalls zu hoffen) stabilen Informationen zu allen Linien.
Es verlässt sich halt alles darauf, dass die geneigten Kunden ständig in ihr Smartphone starren. Die Bahn macht sich ja über ihr eigenes früheres Produkt "Zugbegleiter" sogar lustig. Zu den Zeiten, wo es ihn gab, konnte man sich aber eben auf den Bahnbetrieb zu 100 Prozent verlassen, heute braucht man für den völlig chaotischen Betrieb eben ständig Echtzeitdaten. Und das wird uns dann als "Fortschritt" untergejubelt. es war nie einfacher als heute, Ursache und Wirkung zu verdrehen.
Unsere treuen Leser und Kunden muss ich um Verständnis bitten. Aber es war noch nie so schwierig wie in diesem Jahr, wirklich aussagefähige Daten zusammenzubekommen.
Michael Reinboth
Viele Grüße
Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
37431 Bad Lauterberg
E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de
Bürgerreporter:in:Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz |
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