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Das Konzept 2030+ bringt für den Südharz überwiegend Angebotsverschlechterungen

Südharz: Das Konzept 2030+ bringt für den Südharz überwiegend Angebotsverschlechterungen (Stand: 01.12.2024)

Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!

Das von der LNVG vorgestellte Konzept „2030+/2040+“ soll verdeutlichen, wohin die LNVG den Schienenpersonenverkehr in Niedersachsen langfristig steuern will. Die Positionierung ist vor dem Hintergrund der Pläne für den „Deutschland-Takt“ und die sich immer länger hinziehende Umsetzung von Verbesserungen der Infrastruktur sowie die immer unerträglicher werdende Dauer der Fahrzeug-Beschaffung verständlich und auch zu begrüßen. Sie sind von der Tendenz her (mehr Verkehr auf die Schiene, bessere Angebote für weite Teile des Landes) auch richtig.

Gleichwohl deuten sich für den Zeithorizont bis 2040, also die kommenden 15 Jahre, für den Südharz schwerwiegende Nachteile an, die so nicht zu akzeptieren sind. Besonders auffällig ist der nicht nur hier zu beobachtende Trend, dass die „Ränder“ des Landes Niedersachsen stets schlechter abschneiden als die zentraleren Regionen, was keineswegs mit Einwohnerzahlen und ähnlichem zu tun hat, sondern darauf zurückzuführen ist, dass man sich der Grenze zu anderen Aufgabenträgern nähert.

Bevor in eine vertiefte Analyse dessen, was uns erwartet, eingestiegen wird, soll ein kurzer Blick auf den heutigen Zustand geworfen werden.

Hierbei wie auch in der Folge bleibt die Strecke Braunschweig – Herzberg ausgeklammert, da für sie keinerlei Veränderungen geplant sind.
Hinzuweisen ist allerdings darauf, dass sich sowohl die
Relation Göttingen – Kreiensen – Seesen – Osterode wie auch die
Relation Hannover – Kreiensen – Seesen – Osterode spürbar verschlechtern werden,
dafür aber (Beweis in Form von Fahrplänen fehlt) die Relation Hannover – Hildesheim – Salzgitter-Ringelheim – Seesen – Osterode (- Herzberg) wegen des geplanten Halbstundentakts Hannover – Goslar wieder in den alten guten Zustand zurückkehren könnte.

2025: Gute Anbindung an den ICE-Knoten Göttingen, schlechte Verbindungen nach Norden und Westen, Abbruch der guten Bedienung in Herzberg
Aktuell wird das Leinetal mit der RE-Linie RE2 stündlich bedient.
Ab und bis Kreiensen kommen die zweistündlich direkt zwischen Göttingen und Bad Harzburg pendelnden Züge der RB82 hinzu,
ab und bis Northeim dann noch alle 2 Stunden die Züge der RB80, welche Nordhausen direkt mit Göttingen verbinden.
Auf diese Weise sind sowohl der Nordharz als auch der Südharz gut, weil direkt und umsteigefrei, mit dem ICE-Knoten Göttingen verbunden, was beiden Landstrichen sehr gute Verbindungen vor allem mit dem Rhein-Main- und dem Rhein-Neckar-Gebiet beschert.

Hingegen sind die Verbindungen Südharz – Hannover (und weiter nach Norddeutschland) ausgesprochen schlecht, weil in Northeim Wartezeiten von bis zu 30 Minuten auftreten oder aber der (teure) Umweg über Göttingen gewählt werden muss. Die Verbindungen zwischen dem Rhein-Ruhr-Raum und dem Südharz sind schlecht, weil mit (mindestens) zweimaligem Umstieg in Paderborn und Bodenfelde verknüpft.

Östlich von Herzberg lässt die Bedienung in Tagesrandlagen erheblich zu wünschen übrig, da das Land Thüringen zusätzliche Zugleistungen zwischen Ellrich und Nordhausen nicht finanziert (und auch nicht zu finanzieren beabsichtigt) und die LNVG Zugleistungen bis und ab Walkenried, obschon sowohl diese Station als auch Bad Lauterberg-Barbis und Bad Sachsa in Niedersachsen liegen, ablehnt.

Aus dem Südharz wurden in der Vergangenheit immer wieder (der Ausdruck „gebetsmühlenhaft“ liegt nicht ganz falsch), leider erfolglos, neben der Beibehaltung der guten Verbindungen über den ICE-Knoten Göttingen mit dem Süden und den ICE-Bahnhof Braunschweig mit Berlin folgende Verbesserungen gefordert:

- Schnellere Anschlüsse in Northeim nach Hannover, möglichst durchgehend bis Hamburg
- Wiederherstellung der früher vorhandenen schlanken Verbindungen mit Hannover und Hildesheim über Salzgitter-Ringelheim
- Weniger Umstiege in der Relation Rhein-Ruhr-Westfalen – Südharz und zurück
- Mehr Verbindungen für Pendler zwischen dem Südharz und Göttingen
- Übertragung des spätabendlichen Bedienstandards für Herzberg (Osterode, Bad Lauterberg) auch auf Bad Sachsa und Walkenried entweder durch Züge oder Busse

Wir wollen nun sehen, was „2030+“ in dieser Beziehung bieten soll. Bei der nun folgenden Kritik darf unterstellt werden, dass dem Verfasser gewisse Sachzwänge infrastruktureller und finanzieller Natur durchaus geläufig sind und unsere Initiative diesbezüglich noch nie durch übertriebene Forderungen auffällig geworden ist.

2030+: Quantitativ mehr, qualitativ entschiedene Rückschritte und Ungleichbehandlungen
Zunächst werfen wir einen Blick auf die nackten Zugzahlen. Die sind auf den ersten Blick schon imposant, lassen aber ein erhebliches Auseinanderdriften zwischen den einzelnen Streckenabschnitten erkennen.
Mit anderen Worten: Die Benachteiligung schon heute gegenüber anderen Abschnitten schlechter bedienten Bereichen verstärkt sich noch. So viel zum Thema „Gleichbehandlung aller Landesteile“.
Da mag das Argument „Wir müssen ja dort das Angebot stärken, wo hohe Nachfrage ist“ noch so oft vorgetragen werden – es ist grundfalsch, wenn man im Gegenzug die zweifellos auch anderswo vorhandene, nur eben wegen fehlender Angebote zwangsweise per Individualverkehr befriedigte Nachfrage, noch weiter schwächt.
Die Verkehrswende wird nur gelingen, wenn es überall ein besseres ÖPNV-Angebot gibt.

Im Leinetal erhöht sich die Frequenz des RE2 durch den einzuführenden Halbstundentakt massiv. Nimmt man jedoch die wegfallenden Züge der RB82 zwischen Kreiensen und Göttingen und der RB80 zwischen Northeim und Göttingen hinzu, relativiert sich das Bild schon ganz erheblich. Die Mehrleistungen des RE2 werden durch massive Kürzungen der Angebote der RB80 und RB82 erkauft, womit klar wird, dass die Stärkung des Leinetals – die schon deswegen zu hinterfragen ist, weil die direkte Nachfrage Göttingen – Hannover in dichter Folge mit Fahrzeiten von unter 30 Minuten über die Schnellfahrstrecke bedient wird und alle Orte südlich von Kreiensen vorwiegend auf Göttingen und nicht auf Hannover fixiert sind – mit einer massiven Schwächung der Angebote für den Nord- und den Südharz einhergeht, die ihrer direkten Züge mit Göttingen weitgehend verlustig gehen.
Das trifft ganz entschieden auf die Strecke Kreiensen – Bad Harzburg zu, die nur noch an Sonntagen (als ob es Ausflugsverkehre nicht auch an Samstagen gäbe) nennenswerte direkte Verbindungen behalten soll (Mo bis Sa 2 Züge pro Richtung, Sonntag 5 Züge pro Richtung), und noch viel entschiedener auf die Strecke Herzberg – Nordhausen, die maximal an Samstagen und Sonntagen noch durchgehende Züge erhalten soll, ansonsten aber in Bezug auf durchgehende Verbindungen mit Göttingen komplett leer ausgeht.

Betrachtet man die West-Ost-Achsen, so ist zwischen Kreiensen und Bad Harzburg praktisch keine quantitative Verbesserung vorgesehen. Durch die „Glättung“ des Takts gehen voraussichtlich alle (bisher zweistündlichen) Verbindungen (Göttingen -) Kreiensen – Goslar – Halberstadt verloren. Ebenso dürfte es um die Eckanschlüsse Hannover – Kreiensen – Seesen – Osterode und Göttingen – Kreiensen – Seesen – Osterode geschehen sein, was besonders den Bahnhof Gittelde-Bad Grund und damit die Kurstadt Bad Grund empfindlich treffen dürfte.

Auf der südlicheren West-Ost-Achse ist das Bild differenzierter. Zwischen Bodenfelde und Northeim findet der heutige, traurige, weil jedweden direkten Verkehrs mit Paderborn beraubten Zustands seine noch traurigere Fortsetzung, weil die LNVG weiterhin nur auf den Streckenast Bodenfelde – Göttingen setzt und das Potenzial Rhein-Ruhr- Westfalen – Südharz standhaft negiert.
Zwischen Northeim und Herzberg wird das Angebot Montag-Freitag im Berufsverkehr hingegen verdichtet und um einige Zugpaare erweitert, die auch direkt bis und ab Göttingen verkehren sollen.
Östlich von Herzberg bricht das alles aber schon wieder ab, und die angedeuteten leichten Aufstockungen (in Tagesrandlagen vermutlich) sind ein im Grunde schlechter Scherz, weil Thüringen ja bekanntlich völlig außen vor steht und die LNVG auch 2030 und danach vermutlich nicht gewillt sein dürfte, Züge bis und ab Walkenried zu bestellen, obschon Niedersachsen ja keineswegs in Herzberg endet. Wir dürfen hier, ähnlich Bodenfelde – Northeim, von der Fortführung des Istzustands ausgehen.

Das trifft an Samstagen und Sonntagen auch auf den Abschnitt Northeim – Herzberg zu, da die Verdichter dann ja nicht fahren.

Als ob dies nicht schon traurig genug wäre, sollen alle bisherigen durchgehenden Züge zwischen Göttingen und Nordhausen gestrichen und in Northeim gekappt werden. Allenfalls für den Samstag (aber sehr dürftig) und für den Sonntag scheinen hier durchgehende Verbindungen möglich, da die Zahlenangaben für diese beiden Tage zwischen Göttingen und Nordhausen sonst keinen Sinn ergäben.

Für Pendler zwischen dem östlichen Südharz und Göttingen verschlechtert sich das Angebot nach 2030 also massiv. Hingegen dürfte der P&R-Parkplatz in Herzberg (vorübergehend) noch weiter aufblühen – allerdings nur bis 2040 und danach, wo dem Knoten Herzberg die Legitimation qua neuer Kurve entzogen und durch die diesbezüglich völlig von jeder Infrastruktur freie Station Schloß ersetzt werden soll.
Aber das ist ja noch lange hin und vermutlich auch nicht zu finanzieren. Da muss man schon fast sagen: Gottseidank – sonst würde der östliche Kreisteil immer weiter und weiter abgehängt werden.

Aber nicht nur Pendler ereilt ein schlimmes Geschick. Noch ärger trifft es die Tourismusdestinationen Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried, die sämtliche bisher durchaus guten Verbindungen mit dem Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet einbüßen. Ein zweimaliger Umstieg binnen 15 Minuten (in Göttingen und in Northeim bzw. umgekehrt) ist bei Mitführung von Gepäck oder gar einem Fahrrad Gift für die Nachfrage. Das wird ja leider auch nicht durch eine bessere Verbindung mit Hamburg kompensiert, da die Linie RE2 zukünftig immer in Hannover beginnt und endet und man insoweit immer zweimal (Hannover und Northeim – das vielleicht etwas schneller, oder Göttingen und Northeim) umzusteigen hat. Auch hier dürfen wir keineswegs von einem Aufleben der Nachfrage ausgehen.
Die Tourismusdestination Nordharz und hier besonders Bad Harzburg wird von der Streichung direkter Züge mit Göttingen ebenfalls negativ tangiert. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es zumindest für Goslar einen „Ersatz“ in Form der zwar umwegigen, aber dann vielleicht zeitlich nicht unattraktiven Verbindung über Hildesheim geben könnte.

Forderungen an die LNVG

Aus all dem folgt, dass etwas geschehen muss, um die geschilderten Nachteile für den Südharz, wenn schon aufgrund vorgefasster Meinungsbildung bei der LNVG („den Halbstundentakt im Leinetal wollen wir“) nicht gänzlich zu vermeiden, so doch einzudämmen.

Deswegen fordern wir:

- Offenlegung der ja ganz offensichtlich vorgesehenen Wochenend- oder Sonntagsbedienung zwischen Göttingen, dem Nordharz und dem Südharz –
wie muss man sich das vorstellen?
- Offenlegung der künftigen Anschlussbeziehungen im Knoten Salzgitter-Ringelheim in der Relation Hannover – Hildesheim – Seesen - Herzberg
- Beibehaltung von je drei direkten Zugleistungen
- Nordhausen – Göttingen und zurück auch Montag bis Freitag in Berufsverkehrslagen (bspw. 5.03, 6.03 und 7.03 ab Walkenried und 15.49, 17.49 und 19.49 ab Göttingen)
– alternativ – und vielleicht besser - Rückverlängerung von je drei in Herzberg beginnenden und endenden Zügen ab und bis Walkenried, bei Mitfinanzierung auch ab und bis Nordhausen.
Mittels dieser Leistungen müssen in Göttingen auch gute Fernverkehrsanschlüsse hergestellt werden können
- Beibehaltung der Relation Göttingen – Goslar – Halberstadt (-Halle bzw. Magdeburg) und zurück
- Direkte (Wochenend-) Züge Paderborn – Nordhausen und zurück durch „Umlenkung“ von Paderborner Zügen ab und bis Nordhausen und Anschluss Göttingen in Bodenfelde mittels Pendelzügen
- Anbindung der Stationen Bad Lauterberg-Barbis, Bad Sachsa und Walkenried an Göttingen bzw. Northeim in Tagesrandlagen auch dann, wenn Thüringen östlich von Walkenried nichts finanziert
- Umsetzung der Maßnahmen immer so, dass entstehende Nachteile für den Südharz durch Vorteile bei anderen Verbindungen ausgeglichen werden. Beispiel: Wenn die Relation Hannover – Osterode über Kreiensen – Seesen nicht mehr angeboten werden kann, muss zeitgleich eine Verbesserung der Relation Hannover – Osterode über Salzgitter-Ringelheim erfolgen. Hierzu sind die Netzvergaben entsprechend aufeinander abzustimmen

Michael Reinboth

Viele Grüße

Burkhard Breme

Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"

37431 Bad Lauterberg

E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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