719. Newsletter Südharzstrecke - Wieder schlimme Zustände im Harz-Weser-Netz der DB Regio AG

Regionalbahn auf der Südharzstrecke im Bereich Naturschutzgebiet Osterhagen
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Südniedersachsen: Wieder schlimme Zustände im Harz-Weser-Netz der DB Regio AG

(Stand: 01.01.2019)

Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!
Das neue Jahr kommt, die alten Probleme sind wieder da: Den Mitstreitern der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ war mit Blick auf die erneut eingezogene Unzuverlässigkeit des Bahnverkehrs im Südharz und im Solling die Lust auf knallende Sektkorken vergangen. Stattdessen sah man sich veranlasst, in einem erneuten Brief an die Geschäftsführung der für die Qualität des schienengebundenen Nahverkehrs in Niedersachsen verantwortliche Landesnahverkehrsgesellschaft Alarm zu schlagen und um Intervention beim durchführenden Unternehmen DB Regio zu ersuchen.
„Mit der auch von uns sehr begrüßten Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Einbeck und Göttingen ist die alte Instabilität wieder eingezogen. Nahezu täglich fallen Züge im Südharz und im Solling aus, werden Reisende mit Anschlussverlusten und Umwegen konfrontiert und obendrein auf völlig unsinnige Alternativen hingewiesen. Wir sind nicht mehr bereit, diese Kette von Fehlleistungen hinzunehmen, und haben die LNVG zum Einschreiten aufgefordert“ erläutert ein erboster Michael Reinboth. Er führt sich von DB Regio hinters Licht geführt, denn er hatte im Vorfeld der Betriebsaufnahme in Einbeck mehrfach gefragt, ob denn auch genug Personal vorhanden sei, und stets die Auskunft erhalten, dass man mit Fahrplanwechsel gut aufgestellt sei.
Dies hat sich als völlige Fehleinschätzung erwiesen. Die DB Regio hat überdies im Raum Braunschweig Leistungen von der Westfalenbahn übernommen, die ihrerseits durch den Halbstundentakt zwischen Braunschweig und Hannover knapp dran zu sein scheint und deswegen Fahrten zwischen Braunschweig und Helmstedt an die DB abtreten wollte – die DB griff zu und braucht natürlich auch für diese Züge mehr Lokführer.
Da man sie ganz offenbar nicht hat, fallen seit Fahrplanwechsel nun wieder – ungeplant, plötzlich und mit teilweise massiven Folgen für die Kunden – Züge im Südharz und im Solling aus, werden durch nichts oder gelegentlich durch einen Bus mit überlanger Fahrzeit ersetzt. Die schlimmen Zustände vom Sommer, sie sind wieder da. „Höchste Eisenbahn“ hat es kommen sehen und deswegen mehrfach nachgehakt. „Wenn wir dann die Auskunft erhalten, dass schon alles ok sei – was sollen wir dann noch machen?“ resigniert Reinboth, der sich in gewisser Weise von der DB Regio auf dem Arm genommen fühlt. Denn um für den Dezember gewappnet zu sein, hat man den Fahrgästen drei Monate lang „planmäßige“ Ersatzverkehre, unter anderem am Wochenende im Solling, zugemutet. „Das haben wir alles mitgetragen, weil man uns erklärt hat, dass es nur dadurch ab Dezember besser werden würde. Ist es aber nicht!“
Für 2019 hatte man sich bei „Höchste Eisenbahn“ allerhand vorgenommen, denn die „Südharzstrecke“ wird 150 Jahre alt. „Die Festschrift ist auf dem Markt, übrigens auch mit einigen Passagen über den heutigen Zugverkehr mit seinen Mängeln – nach weiteren Feiern ist uns aktuell wirklich nicht zumute, denn wie sollen wir für ein Verkehrsmittel werben, welches den Ansprüchen an Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit nicht gerecht wird?“
Krisen gab es immer mal wieder, zum Beispiel 1992/93 infolge der mangelnden Leistungsfähigkeit der Reichsbahn-204. Damals blieben immer wieder Züge auf der Strecke liegen. Im darauf folgenden Fahrplanjahr hatte man Ersatz mit stärkeren Loks herbeigeschafft. Heute vergeht ein Jahr, ohne dass etwas passiert. Seinerzeit waren auch die Bahnhöfe noch besetzt, und die Reisenden erhielten Auskunft – das gibt es heute auch nicht mehr. Obendrein sind die elektronischen Auskünfte irreführend und dazu geeignet, die geprellten Kunden schreiend davonlaufen zu lassen (siehe Kasten).
„Es scheint, dass die Verantwortlichen bei der Bahn dem Zugrundegehen des Systems Eisenbahn nur noch zuschauen wie weiland Nero beim Brand Roms…“ meint Reinboth. Er sieht die Ursachen weniger beim regionalen Management („Was sollen die Leute machen, wenn sie mit Geld und Personal knapp gehalten werden?“) als vielmehr „ganz oben“: „Seit der Bahnreform hat an der Spitze des Konzerns Deutsche Bahn nicht einmal jemand gestanden, der das System verstanden hat. Am schlimmsten war es in der Ära Mehdorn, als auf Teufel komm raus gespart und auf Verschleiß gefahren wurde, aber seither ist es eben nicht besser geworden…“

Sonntag, 30.12.2018:
Der Zug um 11.03 ab Walkenried nach Northeim fällt aus. Mal wieder. Ersatzlos natürlich.
Wie also nach Braunschweig kommen, wo doch auf der Strecke Herzberg – Braunschweig nur alle 2 Stunden ein Zug fährt und der nächste Zug um 12.03 ab Walkenried mithin gerade keinen Anschluss hat?
Der „DB-Navigator“ weiß Rat:
„DB-Navigator“ empfiehlt
a) um 10.03 zu fahren und auf dem menschenleeren Herzberger Bahnhof eine Stunde ungeschützt vor den Unbilden der Witterung herumzulungern (wer nach 10 Uhr ins System schaut, hat da natürlich Pech gehabt) oder
b) um 10.52 nach Nordhausen zu fahren, von dort mit einem Zug nach Halle und ab dort mit einem IC nach Braunschweig, Ankunft um 14.48 Uhr – drei Minuten, bevor der nächste Takt 12.03 ab Walkenried über Herzberg dort ankommt, nämlich 14.51. Obendrein gilt da natürlich das Niedersachsen-Ticket nicht!
Initiative empfiehlt
Die naheliegende und durchaus gute Alternative mit dem Bus um 11.20 über Braunlage nach Bad Harzburg und weiter mit dem Zug nach Braunschweig mit Ankunft dort um 13.35 Uhr (statt 11.03 bis 12.51 Uhr) verschweigt der „Navigator“.
Er kennt diese Verbindung natürlich, denn bei nachgeschobener Ergänzung „über Braunlage“ spuckt er sie prompt aus. Aber erst einmal werden die sowieso schon gebeutelten Reisenden zusätzlich mit völlig irrwitzigen Reisewegen konfrontiert.
Das ist das System „Deutsche Bahn" 25 Jahre nach der Bahnreform…
Für den Frühzug von Nordhausen nach Göttingen wurde von vielen gewünscht und als wichtige Ergänzung des Angebots für Berufspendler und Auszubildende herbeigesehnt. Zuletzt fand dieser Wunsch auch Unterstützung im Kreistag und wurde von der Landesnahverkehrsgesellschaft befürwortet. Und nun, als er endlich da war, drohte aufgrund des Warnstreiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG gleich ein Fehlstart. Doch gottlob blieb er aus.

Michael Reinboth

Viele Grüße

Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" 
37431 Bad Lauterberg

E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de

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Schienenersatzverkehr
Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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