Plädoyer für die Einrichtung von Ortsräten – offener Brief an alle Ratsmitglieder in Bad Lauterberg
Sehr geehrte Ratsherren und Ratsfrauen,
ich weiß, dass es diesen Antrag nicht das erste Mal gibt und ich weiß auch das eine Begründung dagegen war, dass sich dann niemand mehr für den Stadtrat aufstellen lässt. Sicher ist diese Angst nicht ganz unbegründet, jedoch sehe ich darin eher eine Chance in der Zukunft. Wer sich im Ortsrat engagiert, könnte die Motivation zeigen, sich vom Sprachrohr seines Ortes zum stimmberechtigten Mitglied des Stadtrates zu entwickeln.
Ortsräte haben so viele Vorteile. Die Kommunikation zwischen Rat und Dorfgemeinschaft wird unterstützt bzw. findet überhaupt statt. Eine Wahl verpflichtet den Bürger sich mit den Belangen auseinander zu setzten und das auf anständige und kollegiale Art und Weise.
Wir können miteinander sprechen, bevor Entscheidungen für uns getroffen werden und wir hinterher eine Frage und maximal zwei Zusatzfragen stellen dürfen. Die Dorferneuerung bietet den idealen Nährboden, um interessierte und engagierte Bürger zur Zusammenarbeit zu finden.
Eine Kluft zwischen den Ortschaften ist entstanden, die ich vor dem Zukunftsvertrag nicht kannte. In der Vergangenheit ist viel passiert und auch viel schief gegangen und das ohne Ortsräte.
Ich bin überzeugt davon, dass Eure Arbeit mit Ortsräten einfacher, transparenter und verständnisvoller wird.
Ihr habt die Plätze im Rat reduziert ohne Angaben von Gründen, jetzt setzt bitte ein Zeichen für die Gemeinschaft und stimmt dem Antrag zu.
Ortsräte bieten ganz automatisch die Transparenz, die uns so wichtig ist. Gebt uns das Gefühl zusammenzugehören, um gemeinsam etwas zu schaffen.
Das ist Eure Chance aus unserer Stadt langsam wieder "Eins" zu machen.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Maximiliane Willig-Freudenthal
Sehr geehrte Frau Willig-Freudenthal,
vielen Dank für Ihren Brief, welcher sich erfreulicherweise in Form und Ausdruck von den bisherigen "Pamphleten" anderer Schreiberlinge zu diesem Thema postiv abhebt.
Nichtsdestotrotz möchte ich die Frage stellen: wieso auf einmal Ortsräte?
Im jetzigen Stadtrat sind doch nicht nur "Kernstädter" vertreten.
Die einzelnen Parteien bestimmen (mehr oder weniger demokratisch) ihre Kandidatenlisten. Und wenn ich mir die Liste der Ratsmitglieder so ansehe, so sind die "Ortsteile" doch recht gut vertreten.
(Und um das Schulabstimmungsergebnis beispielsweise mal heranzuziehen: bei den 16 Ja-Stimmen müssen auch diverse Ortsteil-Ratsherren dafür gestimmt haben. Parteiräson hin oder her...)
In den bisherigen Diskussionen der letzen Monate (größtenteils zum Thema "Schule(n)", aber auch woanders) wurde von vielen Schreibern immer wieder das Argument gebracht, Bad Lauterberg zusammen mit den Ortsteilen (Barbis, Bartolfelde, Osterhagen) sei EINE STADT. Auch Sie, Frau Willig-Freudenthal, führen diese Aussage oben an.
Ich sehe es jedoch so, dass gerade die Bildung von Ortsräten der Einheit NICHT förderlich ist. Meine Befürchtung ist, dass diese Ortsräte missbraucht werden könnten, um rein im Eigeninteresse (des jeweiligen Ortsteils) zu handeln.
Vielleicht tue ich ja mit meiner Ansicht vielen Bewohnern der Ortsteile unrecht, aber gerade das Verhalten bestimmter (wortführender) Ortsteilbewohner in der Schuldiskussion sowie die Blockadehaltung einiger Eltern in Bartolfelde lassen mich das Schlimmste befürchten!
Und selbst wenn ich Unrecht haben sollte: die Diskussion (Ortsteile gegen Kernstadt und umgekehrt) ist - wenn wir ehrlich sind - doch noch kein bisschen abgeebbt. Daher finde ich, dass die Ortsräte-Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt gelinde gesagt unpassend ist. Zumindest für mich entsteht nämlich der Eindruck, bestimmte Kreise (von welchen ich Sie, Frau Willig-Freudenthal, - da Sie mir bislang persönlich nicht bekannt sind - ausschließen möchte) wollen noch zusätzlich Öl in das Feuer gießen.
Wenn man ehrlich daran interessiert ist, sollte man dieses Thema angehen, wenn die Wogen halbwegs geglättet sind.
... meine Meinung...
Bruce Comax, Bad Lauterberg