Die Verlierer der Pandemie

Die Verlierer

B: Hallo Gaby, bei unserem letzten Interview haben wir über die Gewinner in der Pflege bzgl. der Situation, die uns auf Grund eines nicht neuen Coronavirus´ beschert wurde gesprochen. Welche Menschen sind die Verlierer?
G: Hallo Birte, das sind erstens die Patienten und die Bewohner. Krankenhausbetten werden freigehalten, um den Ansturm der Corona-Kranken zu bewältigen. D.h. es werden Operationen und Untersuchungen verschoben.
Die Menschen trauen sich nicht mehr, zum Arzt zu gehen, geschweige denn, im Krankenhaus in der Notaufnahme oder beim Bereitschaftsarzt vorstellig zu werden.
In den Seniorenpflegeheimen leiden die Heimbewohner unter der mangelnden Fachlichkeit, da die Fachkraftquote von 50% ausgesetzt wurde. Eine Freundin, die bei beginnender Demenz erst seit kurzem in einer Seniorenresidenz lebt, leidet zunehmend unter der Isolation. Die Betreuungsangebote für Gruppen gibt es nicht mehr. Dafür bekommt jede/r, der/die möchte, eine Einzelbetreuung. Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Betreuungskräfte nicht die Zeit haben, regelmäßig jeden Bewohner zu besuchen.

B: Wie lange wird das so bleiben?
G: Darüber gibt es noch keine konkreten Angaben. Es sollte ein neues Personalbemessungssystem entwickelt werden. Wie weit der Gesundheitsminister damit gekommen ist, bleibt unklar. Was ich sicher weiß: die Situation wird sich für die Pflegekräfte nicht verbessern.

B: Und damit wären wir bei der zweiten Verlierergruppe in der Pflege. Die Personalkosten sind auf der Ausgabenseite der Betreiber der größte Posten.
G: Da hast du recht. Das Pflegepersonal kostet nur und bringt nichts ein. So sehen es die Betreiber der Heime und Kliniken. Es ist der größte Kostenfaktor. Wir pflegen den Bewohner/den Patienten, wir produzieren nichts.
Es werden Konzepte entwickelt, noch mehr Personal einzusparen. Z.B. eine Pandemie dafür zu benutzen, die Fachkraftquote zu senken. Und den Krankenschwestern und Altenpflegern durch Lob und Anerkennung ein gutes Gefühl zu geben. Es wird geklatscht, weil diese Berufsgruppen so viel leisten, und das Komische daran ist, dass einige sich damit zufrieden geben. Aber eben nicht alle. Ohnehin gibt es viele Berufsaussteiger. Das sind jetzt noch mehr geworden.

B: Gibt es unter den Pflegekräften kritische Stimmen bzgl. des Umgangs mit der Corona-Krise?
G: Ja, die gibt es. Auch wenn sich die wenigsten outen. Sie finden die Maßnahmen nicht angemessen und wundern sich, wieviele Menschen es angeblich gibt, die an SARS-Cov2 versterben. Es stört sie die nicht sachgemäß durchgeführte Anamnese und der Umgang mit Diagnose und Differenzialdiagnose. Letztere wird völlig vernachlässigt, da alle auf Corona geeicht sind.
Es ist traurig, dass viele sich nicht trauen, diese Dinge im Team zu thematisieren. Sie haben Angst, sich das mit den Kolleginnen und Kollegen zu verscherzen, nicht mehr dazu zu gehören und vor Mobbing. Die Diskussionen werden privat und über Social media geführt. Mit Nickname. Dieses Problem spiegelt unsere gesamte Gesellschaft wider.

Bürgerreporter:in:

Gaby Brinke aus Hamburg

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