Beliebtes Ausflugsziel vieler Gäste, Einwohner und Vereine dem Erdboden gleichgemacht - Grillplatz Augenquelle wurde still und heimlich abgerissen
Bad Lauterberg(bj). Ein Stück Bad Lauterberger Geschichte ist Ende der vergangenen Woche (12.3.2021) einmal mehr still und heimlich beseitigt worden. Mit dem Komplettabriss des Grillplatzes Augenquelle hat die Verwaltung ein beliebtes Ausflugsziel vieler Gäste, Einwohner und Vereine dem Erdboden gleich gemacht.
Geplant und gebaut wurde der Grillplatz Ende der 70er-Jahre unter der Regie von Bernd Nessig, der 1977 das Amt des Kurgeschäftsführers übernommen hatte. Bürgermeister war derzeit Robert Böttcher, Stadt-und Kurdirektor Joachim Schwerdtner. Während die Planungen der Grillplatzanlage einst Dipl.-Ing. Architekt Kurt Johanning durchführte, setzte die Waldarbeiterschule Münchehof den Bau der Holzkonstruktionen um. Gemeinsam mit den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes wurden die drei Schutzhütten errichtet. Zusätzlich bauten die angehenden Forstarbeiter waldseitig des Platzes gelegen einen Spielplatz mit einem großen hölzernen „Traumschiff“ sowie zahlreiche Sitzgelegenheiten. Jede der drei Schutzhütten erhielt einen großen aus Natursteinen gemauerten abschließbaren Grill. Der komplette Bau der Anlage war seinerzeit recht preiswert, da die Kurverwaltung lediglich für die Materialkosten aufkommen musste. Die Anlage erfreute sich großer Beliebtheit bei Kurgästen, Einwohnern und Vereinen. Auch endeten Gästewanderungen der Kurverwaltung und verschiedener Kurheime dort zum Teil mit Livemusik und einer zünftigen Grillfete. Es gibt kaum einen Einwohner der Stadt, der nicht mit seinen Kindern oder als Gast einer Vereinsfete die Anlage besucht hat. Es war nicht nur an warmen Sommertagen eine Freude sich dort aufzuhalten, während die Kinder sich an den Spielgeräten zu erfreuen.
Den Schlüssel der Anlage konnten sich die Nutzer der Anlage bei der Kurverwaltung abholen. Deren Mitarbeiter kontrollierten auch jeweils, ob die Gäste der Anlage alles sauber hinterlassen und ihren Müll mitgenommen hatten. Mindestens alle vierzehn Tage, so der einstiege Kurgeschäftsführer Bernd Nessig, habe er selber die Schutzhütten in Augenschein genommen und gegebenenfalls Mitarbeiter mit Instandsetzungsarbeiten betraut.
Baugleiche Grillhütte steht in Barbis an der „Alten Warte“ und wird vom Harzklub Barbis gepflegt
Ursprünglich, so Bernd Nessig, wollte man sogar vier Schutzhütten auf der Anlage aufbauen. Um jedoch die Besucherzahl der Anlage ein wenig zu begrenzen, habe man davon Abstand genommen und die vierte Schutzhütte dem Harzklub Barbis übergeben. Dieser hat die Schutzhütte, ebenfalls mit einem aus Naturstein gemauerten Grill an der Alten Warte errichtet. Eingeweiht wurde die Anlage dort 1980 mit rund 400 Gästen. Die Schutzhütte erhielt zum Ehren des dortigen Landeigentümers den Namen „Minigerode-Hütte“. Auch heute noch, nach über vierzig Jahren, so der Barbiser Harzklub-Zweigvereinsvorsitzende Wolfgang Geisler, ist das Gebäude bei regelmäßiger Pflege in einem einwandfreien Zustand. Im Laufe der Zeit habe man lediglich die ursprüngliche Dachkonstruktion modifiziert und vergrößert, damit die tragenden Holzkonstruktionen besser gegen Feuchtigkeit und Fäulnis geschützt sind.
Verwahrlosung zeichnete sich schon vor Jahren ab
Bereits kurze Zeit nachdem im November 2011 Dr. Thomas Gans das Amt des Bürgermeisters übernommen hatte und auf seine Initiative der einstige Eigenbetrieb Kur-und Touristik aufgegeben und in die Stadtverwaltung integriert wurde, zeichnete sich die Verwahrlosung des beliebten ortsnahen Ausflugzieles ab. Bei weiterem Personalabbau konnte sich der Bauhof nicht mehr um eine vernünftige Instandhaltung und regelmäßige Pflege kümmern. Auch vermüllte die Anlage immer häufiger, sodass dort mehrfach Privatpersonen, unter anderem auch Ratsherr Fritz Vokuhl, säckeweise dort Müll aufsammelten.
Sicherlich gibt es für den kompletten Abriss der drei Grillhütten auch keinen Ratsbeschluss, denn wenn man nur wollte, hätte man die Dach-und Holzkonstruktionen mit überschaubaren Mitteln, zumindest von ein -oder zwei Grillhütten, sanieren können. Auf jeden Fall hat die Stadt die Anlage im Laufe der Zeit ebenso vernachlässigt und wie alle anderen städtischen Liegenschaften auch. Hier sei beispielhaft das derzeitige Rathaus, Rathaus Barbis, Stadthaus Ahnstraße, usw. genannt.
Es wird Zeit, dass künftige Verwaltungschefs die Werte der Bürger erhalten und pflegen statt diese verrotten und abreißen zu lassen oder billig zu verschleudern.