Pfingsten 2012 in Bad Kösen – für den einen ein Erlebnis, für den anderen eine Zumutung … und eine über mehr als ein Jahrhundert währende Tradition geht allmählich den Bach runter

Wer Pfingsten 2012 in Bad Kösen erleben „durfte“, bekam ein zweischneidiges Schwert zu Gesicht. Noch zwei Tage vor Pfingsten erlebten die Bewohner der Saalstraße etwas, was sie das ganze Jahr über nicht zu Gesicht bekamen: der Hang zur Saale, der schon teils überwuchert war, wurde mal wieder gemäht und auch eine Kehrmaschine fuhr die gesamte Straße ab. Am Freitag wurde das Begrüßungsbanner für die Besucher der Weinmeile aufgestellt. Es war herrlich mit anzusehen, wenn man nicht gerade daran dachte, welche negativen Seiten der Weinmeile, die man während der zwei Tage, die diese Veranstaltung seit einigen Jahren jedes Jahr zu Pfingsten währt, mit sich bringt. Die negativen Seiten für die Bewohner der Saalstraße und der Saalhäuser sind kaum zu durchdringende Menschenmassen, die sich benehmen, als gehörten ihnen diese Straßen, nur weil sie einmal im Jahr dort entlang flanieren – teils betrunken und laut grölend –, und durch die beiden gesamten Straßenzüge und am Flussufer der Saale verteilter Müll sowie überfüllte Papierkörbe. Zwei Tage, in denen die Bewohner der Saalstraße und Saalhäuser durch die sprichwörtliche Hölle gehen. Die Kosten für die Müllbeseitigung, die irgendwann in den Tagen nach Pfingsten erfolgen wird, trägt die Stadt – früher Bad Kösen, inzwischen Naumburg.
Auf der anderen Seite fiel die Begrüßung der Corpsstudenten, die sich erstmals im Jahre 1848 in Bad Kösen einfanden, um ihren von da an alljährlichen Kommers in unserem Ort abzuhalten, durch die Stadt mehr als dürftig und für uns Bewohner beschämenswert aus. Jahrelang hatte sich die Stadt Bad Kösen zur Begrüßung der Corpsstudenten in der Verantwortung gezeigt, die Fahnen der einzelnen Studentenverbindungen, die dem Verband KSC angehören, entlang der Brücke zu hissen. Doch dieses Jahr war kein Zeichen von Seiten der Stadt gesetzt worden, die einen gebührlichen Empfang derer, denen die Stadt Bad Kösen vor allem seit der Rückkehr des KSC im Jahre 1994 so viel zu verdanken hat, andeuteten. Bereits vor zwei Jahren oblag es dem KSC selbst, seine Verbindungsfahnen entlang der Brücke zu hissen. Doch dieses Unternehmen scheiterte wohl durch die Tat einiger Rowdies Bad Kösens, die, noch während auf dem einen Ende der Brücke die Fahnen angebracht wurden, am andere Ende die bereits gehissten Fahnen regelrecht herunterrissen, so dass einige Fahnen sogar Schaden nahmen. Die Folge war, dass die Herren des KSC, die Fahnen, die noch hingen, wieder abnahmen, um keine weitere dem mutwilligen Zerstörungswahn einiger Jugendlicher zu überlassen. Letztes Jahr wurden die Fahnen wieder durch Mitarbeiter der Stadt angebracht. Doch dieses Jahr wehte – zum Bedauern einiger Bewohner Bad Kösens - keine einzige Fahne, um den Aufenthalt des KSC in unserem ehemals so schönen und idyllischen Städtchens anzudeuten. Stattdessen sah man auf dem Gelände des Ritterbad-Carré Beamte der Security an den Reihen der geparkten Autos entlanglaufen, wobei sie jedes einzelne Nummernschild eingehend zu prüfen schienen. Das kann man wohl kaum einen gebührlichen Empfang des KSC nennen, der nicht nur jedes Jahr eine großzügige Spende im Gepäck hat, sondern auch die Zeche und die entstandenen Schäden der exzessiven Wiedersehenspartys seiner jüngeren Mitglieder bezahlt, so dass früher die Stadt Bad Kösen und nun Naumburg, anders als bei der Weinmeile (wie bereits ausgeführt), nicht auf den Kosten der Folge des Events sitzenbleibt.

Bürgerreporter:in:

Anja Schwabe aus Bad Kösen

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