Kapitel geht zu Ende: "Hossen" machen ihren Laden zu
Sie werden fehlen im öffentlichen Leben "auf der Stadt" und bleiben zum Glück im Freibad als tatkräftiges Paar noch an Bord: Monika und Peter Hosse schließen den kleinen Laden in der Hinterstraße, der sein Gesicht seit 1958 nicht verändert hat. Die Regale an der Wand, der Hocker am Verkaufsthresen – all das hat die Zeit überdauert.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen Peter und Monika Hosse dem 28. September entgegen. Dann ist die Stammkundschaft am letzten Öffnungstag zu Grillwürstchen und einem Umtrunk eingeladen als Dankeschön für langjährige Treue.
Tatsache ist: Die Resonanz ist fast stetig gesunken. „Wenn sie besser gewesen wäre, hätten wir noch ein paar Jahre weiter gemacht,“ sagt Monika Hosse.
Kunden, die ihren Bedarf komplett in dem kleinen Laden in der Altstadt gedeckt haben, gibt es schon lange nicht mehr. Und die Zahl derer, die ihr Leben lang hier eingekauft haben, sinkt auch stetig.
Jüngere Kunden zu gewinnen, war fast nicht möglich – die meisten kaufen heute da ein, wo sie arbeiten, und kommen nur dann, wenn sie in großen Supermärkten etwas vergessen haben.
Wie eng das Wohl des Ladens mit dem Angebot zum Beispiel in Arolsen verknüpft ist, zeigte sich, als der Herkules-Markt eröffnete. „Das haben wir deutlich gespürt,“ sagt das Ehepaar.
Vermissen werden sie die Gespräche, die vor allem für ältere Kunden fast ebenso wichtig waren wie der Einkauf. Eine bedeutende soziale Funktion hat der Laden früher für viele gehabt – „und damit hat‘s noch richtig Spaß gemacht,“ sagen beide.
Die Bandbreite des Sortiments ist mit den Jahren immer mehr geschrumpft. Es reichte lange Zeit vom Krim-Sekt bis zur Mausefalle und umfasst sogar auch mal Hefte und Stifte für den Schulbedarf, außerdem Textilien, Nähseide und Zwirn oder auch Salzheringe aus dem Fass.
Angefangen hatte alles, als die Eltern von Peter Hosse, Henry und Annemarie, 1947 in der selben Straße nahe der Schule einen Lebensmittelladen eröffneten. 1958 dann war das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen in der Hinterstraße 37 umgebaut, siedelte der Laden dorthin über. Heute noch sind die Räumlichkeiten unverändert, und auch die Einrichtung ist gleich geblieben.
Die junge Generation stieg ins Geschäft mit ein und übernahm es, als Henry Hosse 1982 starb. Eigenständig geblieben sind sie bis heute, haben sich keiner Ladenkette angeschlossen.
Seit drei Jahren haben „Hossen“ nur noch vormittags geöffnet. Den Lieferservice zum Beispiel von frischen Eiern aus Bühle frei Haus behalten sie bis zum Schluss bei – im Dienst ihrer Kunden standen Peter und Monika Hosse nicht nur damit.
Auch Kurioses wird enden, wenn sich am 28. September die Türen schließen: Nicht viele Läden gibt es wohl, in denen noch ein Markstück im Umlauf ist. Es wandert stetig aus der Kasse ins Portemonnaie einer Kundin und am nächsten Tag wieder zurück.
Gemeinsamer Urlaub vor allem ist der große Gewinn für Peter und Monika Hosse, die sich das so gut wie nie gegönnt haben. Die Vorfreude darauf ist gemischt mit Enttäuschung über die sinkende Unterstützung in den vergangenen Jahren. Umso größer ist der Dank des Ehepaares an alle diejenigen, die dem Laden über lange Zeit die Treue gehalten haben!
myheimat-Team:Christiane Deuse aus Bad Arolsen |
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