AWO-Themenfahrt nach Düsseldorf: Stadtentwicklung vom Mittelalter bis in die Moderne
Mit 38 Teilnehmern sind wir bei einer Tagesfahrt der Arbeiterwohlfahrt Bad Arolsen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens gefahren. Düsseldorf ist eine kreisfreie Stadt und mit über 600.000 Einwohnern nach Köln die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes. Düsseldorf hat seit 1288 das Stadtrecht. Am Rande des Burgplatzes steht das Stadterhebungsmonument. In diesem Denkmal konnten wir „lesen“, welche Stationen das kleine Dorf bis zur heutigen Großstadt genommen hat. Schwerpunkt ist die blutige Schlacht bei Worringen im 1288 und die danach folgende offizielle Erhebung zur Stadt. Es gab viel zu entdecken, z.B. eine Pistole oder die typischen Bügelverschlüsse der Altbierflaschen, Wappen, Helme und vieles mehr.
Gleich nebenan, bevor die Düssel unter dem Burgplatz zum Rhein hin fließt, hat Gerresheim ein Brückengeländer mit Topfhelm, Kurfürstenkrone, Priester-Birett, Fischerhut oder Narrenkappe gestaltet. In der Mitte befindet sich ein Wasserrad, was auf die Mühlen an der Düssel hinweist. Die Düssel ist die Namensgeberin der Stadt. Sie hat ihre Quelle in Wülfrath im Kreis Mettmann. Etwa 60 Kilometer Bachlauf durchqueren das Stadtgebiet, bevor sich Düsselwasser und Rheinwasser gemeinsam auf den Weg gen Nordsee machen.
In früheren Jahren war die Düssel notwendig für Arbeit und Leben, als die unterschiedlichen Mühlenbetriebe mit Wasserkraft angetrieben wurden.
In der Düsseldorfer Innenstadt begegnete uns des öfteren ein König. Wäre dieser König 1848 nicht mit Pferdeäpfeln beworfen worden, dann hätte die Stadt vielleicht gar nicht die weltberühmte Königsallee bekommen, die zum Image Düsseldorfs gehört. Mit Erstaunen hörten wir diese Geschichte. Im August 1848 wollte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf dem Weg zur Kölner Domfeier seinen Vetter besuchen. Jedoch forderte, in der unruhigen Zeit nach der blutigen französischen Revolution von Februar 1848, ein großer Teil der deutschen Bevölkerung mehr Freiheiten und Verbesserungen bei den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Als der Tross mit König, Prinz, städtischen Honoratioren und Militärs in offenen Kutschen über die Allee in Richtung Schloss Jägerhof fuhr, flogen aus der Menschenmenge ein paar tierische Exkremente in Richtung König. Im Anschluss kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen königstreuen Soldaten und Bevölkerung und Bürgerwehr. Aus Verärgerung verließ der Prinz die Stadt. Erst 1855 gelang es, eine Versöhnung zwischen Stadt und Königshaus herbeizuführen. Der Stadtrat ließ die Kastanienallee in Königsallee umbenennen, eine Seitenstraße hieß fortan Königsstraße.
Im Senfmuseum und in den Altstädter Lokalen wurden wir dann mit Düsseldorfer Spezialitäten bekannt gemacht. 1726 wird die erste deutsche Senffabrik in Düsseldorf von Theodor Esser gegründet. Sein „Mostert“ wurde schnell so beliebt, dass er in alle Welt verkauft wird. Der Name „Alt“ bezeichnet ein Bier nach alter, traditioneller Brauart. Der Gärprozess findet bei einer höheren Temperatur statt als bei einem untergärigen Bier. Das war vorteilhaft, da seinerzeit keine technische Kühlung existierte. Die dunkle Farbe rührt von einem höheren Anteil Malz her. Eine Kostprobe gab es in der Brauerei Uerige.
Der Sprung in der modernen Stadtentwicklung erfolgte in den MedienHafen. Düsseldorf-Hafen ist ein durch Industrie, Logistik, Gewerbe und Büronutzung geprägter Stadtteil. Einen Großteil der Fläche belegt der 1896 eröffnete Düsseldorfer Wirtschaftshafen; er ist der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands. Lange Zeit wurde der Hafen als Stadtteil nicht wahrgenommen, da dieser Bereich ein großes (zum Teil auch abgesperrtes) Industrieareal war. Die seit den 1990er Jahren einsetzende Umwidmung zum so genannten MedienHafen und die darauf folgende Neubebauung mit zum Teil architektonisch ambitionierten Gebäuden brachten das Gebiet ins öffentliche Bewusstsein. Anfangs siedelten sich zum Beispiel Antenne Düsseldorf, die Film- und Medienstiftung NRW und weitere Unternehmen an, die mehr oder weniger zur Medienwirtschaft zählten. Der 1998/1999 fertiggestellte Gebäudekomplex „Der Neue Zollhof“ des Architekten Frank Gehry wurde zum Aushängeschild des neuen Standortes und war auch für uns ein höchst frequentiertes Fotomotiv. Das Gebiet wurde auch für Unternehmensberatungen, Immobilienmakler und Modeunternehmen interessant. So sitzt im Haus der Architekten die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Insgesamt bieten die rund 600 ansässigen Unternehmen ca. 7600 Arbeitsplätze. Seit Anfang der 2000er Jahre haben sich zudem Unternehmen aus der Modebranche mit Vertriebszentralen und Ausstellungsräumen angesiedelt. Im Norden (etwa beim Rheinturm) geht der MedienHafen fließend in das Regierungsviertel über, das parallel zum Projekt MedienHafen entwickelt wurde.
Ein Besuch des Rheinturms war dann auch der Abschluss dieser Tagesreise. Der Rheinturm ist ein Fernsehturm und mit 240,50 Metern das höchste Bauwerk der Stadt und der zehnthöchste Fernsehturm in Deutschland. Der von 1978 bis 1982 erbaute Rheinturm dient als Träger von Antennen für Richtfunk, Fernsehen und UKW-Funkdienste, aber auch als Aussichtsturm. Zusätzliche Besonderheit ist die Lichtskulptur, die als größte digitale Uhr der Welt gilt. Der AWO-Vorstand hatte im Restaurant des Turms zum Kaffee und Kuchen eingeladen. Der Aufzug beförderte uns mit einer Geschwindigkeit von 4 m/s zum Restaurant, das sich in einer Stunde um die Turmachse dreht, so dass es eine wunderbare Aussicht in allen Richtungen gab.
Nach diesem Erlebnis sind wir dann zurück nach Bad Arolsen gefahren, nach vielen interessanten und unerwarteten Erlebnissen. Im Bus gab es dann noch eine Tombola, wobei mehrere Andenken an Düsseldorf verlost worden sind.
Bürgerreporter:in:Denis Delaruelle aus Bad Arolsen |
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