Fußball-Söldner wechseln die Staatsangehörigkeit und nutzen schwache Ligen als Durchgangsstation
Kristian Ipsa ist ein typischer Fußballer dieser Zeit. Der Kroate sammelt Spielpraxis in einer schwächeren europäischen Liga, mit dem Ziel, sich dadurch für einen Verein in einer Topliga zu empfehlen. Um diesen Schritt vollziehen zu können, ist er bereit, seine Staatsangehörigkeit zu wechseln.
"Ich hoffe, dass [...] ich dann den slowenischen Pass bekomme und später vielleicht auch für die slowenische Nationalmannschaft spielen kann", sagte Ipsa im Interview mit transfermarkt.de. Dabei geht es dem Kroaten lediglich darum, EU-Bürger zu werden. Denn weil er das bislang nicht ist, platzte bereits ein lukrativer Wechsel in die Premier League.
West Ham United wollte Ipsa verpflichten. Doch der Verein durfte nicht. In England gibt es nämlich eine Regel, die den Zustrom von ausländischen Fußball-Söldnern eindämmen und dabei gleichzeitig hohe fußballerische Qualität gewährleisten soll. Nicht-EU-Bürger aus dem Ausland dürfen nur zu einem englischen Fußballklub wechseln, wenn Sie Stammspieler in ihrer Nationalmannschaft sind. Mindestens 75% der möglichen Länderspiele muss ein Fußballspieler innerhalb der vergangenen zwei Jahre zum Zeitpunkt des eventuellen Wechsels absolviert haben, um dieses Kriterium zu erfüllen.
Ipsa erfüllt dieses Kriterium nicht. Er hat noch kein A-Länderspiel für Kroatien bestritten. Genauso wie Dusko Tosic kein Stammspieler in der serbischen Nationalmannschaft ist. Auch für den Ex-Bremer schien es lukrativ, Slowene zu werden. Schließlich wollte Tosic zum FC Portsmouth in die Premier League wechseln. Dort stand er dann auch unter Vertrag, spielte aber nicht, weil er kein aktueller Nationalspieler war. Weil er nicht in der höchsten Spielklasse kicken durfte, verlieh ihn Portsmouth an den Zweitligisten Queens Park Rangers. Dort machte der Linksverteidiger fünf Spiele, ehe er zur Saison 2010/2011 in die Heimat wechselte. In die richtige Heimat, die serbische. Tosic spielt nun für Roter Stern Belgrad.
Ipsa zieht es in seiner Karriere nicht in die Heimat zurück. In Porec geboren, kickt er seit seinem Abgang von Energie Cottbus im Juli 2008 in Dänemark. Beim FC Midtjylland spielt er Woche für Woche in der ersten Liga, der Superligaen. Über den geplatzten Wechsel zu West Ham United denke er nicht mehr nach, sagte er. Der rechte Verteidiger gibt aber zu, die dänische Liga, die ihm sehr liegt, lediglich als Sprungbrett nutzen zu wollen.
Sehr gerne würde Ipsa in die Bundesliga zurückkehren. Als Jungspund in seiner Saison in Cottbus schnupperte er in vier Spielen Bundesliga-Luft. Als ausgebildeter Rechtsverteidiger, der sich in Dänemark deutlich weiterentwickelt hat, hofft er auf Angebote aus Deutschland. Prinzipiell sind ihm alle Erstligisten recht. Sein Wunsch ist es aber, zu einem Club mit dem Niveau des Hamburger SV zu wechseln. Ob ein Verein mit der Finanzkraft, dem Prestige, der Kaderstärke und den sportlichen Zielen des HSV aber auf einen Fußball-Söldner aus der dänischen Liga aufmerksam wird, geschweige denn angewiesen ist, darf bezweifelt werden.
Immerhin: Arminia Bielefeld zeigte im Sommer 2010 konkretes Interesse an Ipsa. Dessen Arbeitgeber Midtylland ließ den wechselwilligen Kroaten aber nicht ziehen. Ipsa hat bei den Dänen einen Vertrag bis 30. Juni 2012. Auch wenn die Spieler seit dem Bosman-Urteil immer mehr an Macht gewonnen haben, kann ein Verein dem Söldnertum mit der Verweigerung der Freigabe also einen Riegel vorschieben. Zumindest, wenn der Spieler wie im Fall Ipsa professionell genug ist und weiterhin vernünftig trainiert und sich in den Dienst seines Arbeitgebers stellt.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Augsburg |
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