Wolfgang Bähner, Behindertenbeauftragter des Bezirk Schwaben, erzählt von seiner Tätigkeit

Bezirksrat Wolfgang Bähner (SPD) hat im schwäbischen Bezirkstag noch eine besondere Funktion: Der Augsburger ist auch Behindertenbeauftragter des so genannten „Sozialparlaments“ in Schwaben. Was das mit sich bringt, davon berichtet er wie die anderen Beauftragten – Bezirksrätin Renate Deniffel (CSU) als Jugendbeauftragte und Georg Schwarz (CSU) für die Europaarbeit – regelmäßig im schwäbischen Bezirkstag. Von seinem Einsatz erzählt er hier im Interview.
Frage: Wie kam es zur Einrichtung eines Behindertenbeauftragten im Bezirk Schwaben und seit wann haben Sie dieses weitere Ehrenamt inne?
Wolfgang Bähner: Behindertenbeauftragte gibt es schon länger auf Bundes- und Landesebene, auch in Betrieben und Organisationen. Auch die schwäbischen Landkreise und kreisfreien Städte sowie weitere Kommunen haben Ansprechpartner für alle Belange für Menschen mit Behinderung. So war es ganz logisch, dass auch die Bezirke, zu deren Hauptaufgabe letztendlich die Eingliederungshilfe zählt, diese ehrenamtliche Position im politischen Parlament – auf Verwaltungsebene gibt es das ja bereits auch bei den Bezirken schon seit langem – einrichten. Ich habe diese Position von Beginn an seit 2003 inne und wurde auch nach den Wahlen 2008 von meinen Kolleginnen und Kollegen im schwäbischen Bezirkstag wieder darin bestätigt – das ist auch eine Anerkennung für diese ehrenamtliche Arbeit, die nicht wenig Zeit einnimmt.
Frage: Da sind wir bereits bei Ihren Aufgaben? Wie definieren Sie Ihre Rolle?
Wolfgang Bähner: Ich sehe mich in erster Linie als Vermittler zwischen den betroffenen Menschen und den Entscheidungen, die der Bezirkstag, aber auch der Bundes- und Landesgesetzgeber trifft, sowie der Verwaltung, die diese dann umsetzen muss. Ich habe dabei einen sehr großen Handlungsfreiraum und arbeite sehr eigenverantwortlich. Wichtig ist jedoch, dass ich sowohl mit allen Fraktionen im Bezirkstag als auch mit der Verwaltung eine vertrauensvolle Zusammenarbeit habe, insbesondere wenn es um kritische Fragen geht.
Frage: Kann das an Beispielen konkretisiert werden?
Wolfgang Bähner: Ja, beispielsweise am Fahrdienst für Menschen mit Behinderung. Diese Aufgabe wurde an die Bezirke übertragen, das Anliegen der Verwaltung war es, statt der bisher vorhandenen unterschiedlichen Handhabung in den schwäbischen Landkreisen und kreisfreien Städten eine einheitliche Regelung für ganz Schwaben zu finden, die aber auch den Bedürfnissen der betroffenen Menschen Rechnung trägt. Das war nicht einfach, hier eine neue Richtlinie zu finden. Ich habe dazu die Behindertenbeauftragten eingeladen und wir haben in einem längeren Prozess Wünsche und Anregungen eingearbeitet und die Richtlinie auch noch mal nachgebessert. Auch bei den Richtlinien für die Offene Behindertenarbeit oder beim Zuverdienst für psychisch kranke Menschen war ich mit eingebunden, um nur einige Beispiele zu nennen.
Frage: Das heißt also, Sie bringen einerseits Politik und Verwaltung und Vertreter anderer Organisationen zusammen?
Wolfgang Bähner: Ja, weil es wichtig ist, auch die „andere Seite“ zu hören, und um Entscheidungen transparent und verständlich zu machen – auch wenn man vielleicht nicht alle Wünsche erfüllen kann. Aber gerade die regelmäßigen Treffen mit den anderen Behindertenbeauftragten in Schwaben sind sehr wichtig. Ein weiterer Bereich meiner Arbeit ist natürlich auch die Auseinandersetzung mit Einzelfällen, wenn ich konkret auf Probleme oder Notlagen angesprochen werde. Das sind oft so praktische Dinge wie beispielsweise Probleme im Verkehr oder so…dann muss ich eben darauf hinweisen, dass der Bezirk nicht zuständig ist, kann aber oft auch die richtigen Ansprechpartner vermitteln.
Frage: Ein großes Thema ist derzeit die Inklusion!
Wolfgang Bähner: Was leider oft eingeschränkt auf den schulischen Bereich diskutiert wird! Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die UN-Behindertenkonvention jedoch auf alle Lebensbereiche von Menschen mit Behinderung abzielt. Der Bezirk Schwaben steht hier vor großen Herausforderungen und ich würde mir wünschen, dass die Öffentlichkeit dies nicht nur auf den Bereich Bildung einschränkt, sondern sieht, dass wir gerade auch für erwachsene Menschen mit Behinderung viel tun müssen und bereits auch viel tun. Auf Anregung meiner Fraktion gab es jetzt beispielsweise einen Fachtag „Inklusives Wohnen“. Hier würde ich gerne mit den kommunalen Wohnbaugesellschaften, mit den Behinderteneinrichtungen und anderen noch viel in Gang bringen, damit wir den Bezirksgrundsatz „Mehr Heimat statt Heim“ umsetzen können. Aber auch die Teilnahme am kulturellen Leben, der Zugang zur Justiz oder die Fragen, die sich Frauen mit Behinderung stellen, gehören diskutiert.
Frage: Woher kommt Ihr Engagement?
Wolfgang Bähner: Als Pädagoge und Lehrer bin ich auch in einem Beruf, der viel Engagement für andere verlangt. Und wir sollten uns immer wieder vor Augen halten: Behinderung kann jeden treffen. Die wenigsten Menschen werden behindert geboren – das ist der kleinste Anteil. 90 Prozent der Betroffenen werden erst im Lauf ihres Lebens, beispielsweise durch eine Krankheit oder einen Unfall, behindert…Das Thema geht uns also alle an.

Bürgerreporter:in:

Bezirk Schwaben aus Augsburg

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