Stärke statt Macht

Augsburg grüßt Tel Aviv: 3. Bürgermeister Stefan Kiefer, Prof. Haim Omer, Ulrich Lorenz, Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll und Volkmar Abt vom Systemischen Institut Augsburg.
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Prof. Dr. Haim Omer aus Tel Aviv kommt zu Tagung nach Hochzoll

In Kooperation mit der Kinder,- Jugend,- und Familienhilfe Hochzoll und dem Systemischen Institut Augsburg Volkmar Abt fand vom 22. bis 23. Januar im Pfarrsaal von Heilig Geist eine Fachtagung mit Prof. Haim Omer aus Tel Aviv zum Thema: „Stärke statt Macht und elterliche Ankerfunktionen“ statt. Der Andrang war immens, fast 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern sind nach Hochzoll gekommen, um den Wissenschaftler anzuhören. „Hier im Pfarrsaal von Heilig Geist eine solche Veranstaltung zu organisieren, darauf sind wir stolz. Wir freuen uns, wenn Sie von den Ideen Haim Omers profitieren können“, so Ulrich Lorenz, der Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll.

Vor 18 Jahren hat Prof. Haim Omer mit seiner Arbeit begonnen. „Wir hatten immer wieder das Gefühl, dass wir Fachleute nicht gut mit Eltern sprechen können. Eltern fühlen sich oft angeklagt und suchen bei Problemen die Schuld bei sich. Diese Einstellung ist nicht vielversprechend für ein Bündnis zwischen Erziehern und Eltern.“ Er betonte, dass Therapeuten praktische und vor allem die einfachen Ideen fehlen. Eltern brauchen aber einfache Lösungen, da sie tagtäglich mit Situationen konfrontiert sind, in denen sie schnell reagieren müssen, wie zum Beispiel bei Handgreiflichkeiten zwischen Geschwistern oder wenn die Tochter betrunken aufgefunden wird. In solchen Situationen müssen Eltern schnell reagieren. „Sie haben keine Zeit für komplizierte, psychologische Theorien“, bringt es Omer auf den Punkt. Daraus ist die Idee für die elterliche Präsenz entstanden. All dies haben Haim Omer und Arist von Schlippe in ihrem Buch „Stärke statt Macht“ niedergeschrieben. Hier geht es darum, wie Eltern und Pädagogen zu „neuer Autorität“ in der Erziehung finden?

Die Autoren entwickelten ihre erfolgreichen Konzepte der elterlichen Präsenz und des gewaltlosen Widerstands fort. Die Erschütterung der erzieherischen Autorität gilt als eine der Hauptursachen für den dramatischen Anstieg von Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Hier setzen sie mit ihrem Begriff der „neuen Autorität“ an und entwickelten ein Konzept, das in Familie, Schule und sozialem Umfeld gleichermaßen Anwendung finden kann. Anhand von Fallbeispielen erläutern sie, wie elterliche und pädagogische Autorität auf Anerkennung, echter Stärke und Respekt gründet.

Genau darum ging es auch in den Vorträgen von Prof. Haim Omer bei der Fachtagung. Am ersten Tag standen Themen wie „Präsenz und Gewaltloser Widerstand“, „Ankerfunktion: Die Grundsätze einer sicheren Elternschaft“, „Anwendungen und Forschung zur Methode“ auf dem Programm. Am zweiten Kongresstag ging es um „Die neue Autorität in Schulen: Die Stärkung der Lehrerschaft und „Wachsame Sorge und Risikoprävention in Familien und Schulen“.

Kindern Orientierung, Sicherheit und Stabilität geben

Volkmar Abt, Leiter des Systemischen Instituts Augsburg freute sich sehr, dass Haim Omer nach Augsburg gekommen ist: „Wir sind stolz, dass die Veranstaltung auf so viel Zuspruch stößt. Vor zwei Jahren sind wir mit ihm in Kontakt getreten, und wir haben gemerkt, dass seine Ansätze sehr effektiv sind. Sie helfen Familien, dass sie wieder gut mit ihren Kindern in Verbindung treten, so dass die Kinder Orientierung, Sicherheit und Stabilität erfahren können.“

Aus Tel Aviv nach Augsburg

Augsburgs dritter Bürgermeister und Sozialreferent Stefan Kiefer sprach die Grußworte. Er freue sich sehr, dass Ulrich Lorenz und Volkmar Abt eine Koryphäe auf diesem Gebiet von Tel Aviv nach Augsburg holen konnten. „Ich bin mir sicher, dass Ihnen diese Fachtagung mit Praxisforen neue Erkenntnisse, aber auch praktische Anregungen für Ihren Alltag geben wird“, so Kiefer, der selbst Vater von drei Kindern ist. Dabei stellte Kiefer die Frage „Was braucht unsere Stadt, unsere Gesellschaft, ganz besonders?“ Seine Antwort: „Wir brauchen eine gute Erziehung, die Präsenz von Eltern und Lehrern, damit selbstbewusste, engagierte Persönlichkeiten heranwachsen können. Vor diesem Hintergrund hat es mich sehr gefreut, dass hier in Kooperation der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe mit dem Systemischen Institut Augsburg eine Veranstaltung organisiert wurde, bei der die Möglichkeit gegeben wird, über die Fragen der Erziehung nachzudenken. Ich hoffe, dass die Ideen und Anregungen auch Eingang in die Praxis finden und Früchte tragen. Denn das braucht unsere Stadt und die Gesellschaft ganz besonders.“

Über Prof. Dr. Haim Omer

Haim Omer wurde 1949 in Brasilien geboren. Seine Eltern, deren Familien in Treblinka umge- bracht wurden, waren Überlebende des Holocaust. 1967 wanderte er nach Israel aus. Omer hat sieben Bücher und über 70 Artikel verfasst. Seine Bücher über Gewaltlosen Widerstand wurden in acht Sprachen übersetzt. Er promovierte in Psychologie an der Hebrew University in Jerusalem (Ph. D.). Seit 1998 ist er Professor und Lehrstuhlinhaber für Klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv. Er ist Gründer und Direktor des Zentrums für Eltern-Coaching im Schneider-Kinder- Krankenhaus und des New-Authority-Centers in Israel. Haim Omer hat fünf Kinder und zwölf Enkelkinder

Seine Arbeitsschwerpunkte:

· Eltern-Kind-Beziehung

· Elterncoaching

· Arbeit mit Schul- und Gemeindesystemen

· Supervision

· Systemische Fort- und Ausbildung

· Interventionen zur Deeskalation im Konflikt zwischen Israel und Palästina

Bürgerreporter:in:

Sabine Roth aus Friedberg

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