Kommentar: "Warum ich als Erwachsener bei den Klimaschutzdemos mitmache?"

Kommentar: "Warum ich als Erwachsener bei den Klimaschutzdemos mitmache?" | Foto: Bild von Hermann Traub auf Pixabay
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Per Mail erhielten wir einen Kommentar von Hans Dampf. Diesen teilen wir sehr gerne."Warum ich als Erwachsener an Klimastreiks teilnehme?"

Warum ich als Erwachsener bei den Klimaschutzdemos mitmache ?
Mir wurde gestern diese Frage gestellt und ich habe mir darüber Gedanken gemacht, was mich dazu
antreibt.

Zum einen sind es rationale Gründe:
Wenn man sich die Meßergebnisse der Wissenschaftler ansieht ( Entwicklung der
Durschschnittstemperatur weltweit, Anteil der Co2 Konzentration in der Atmosphäre, Anstieg der menschengemachten Co2 Konzentration nach der Industrialisierung) gibt es für mich keinen Zweifel, dass dringend mehr unternommen muss. Alternativ werden nachkommende Generationen in einer weitgehend lebensfeindlichen Welt aufwachsen. Das mag als übertrieben, hysterisch und schwarzmalerisch klingen – doch leider sind alle von Wissenschaftlern vorhergesagten Auswirkungen der Klimaerwärmung ( Abtauen der Polkappen, verstärkte Dürren, verstärkte Hochwasserkatastrophen, Wald- und Buschbrände, Anstieg des Meeresspiegels ) eingetreten.

Warum sollten sie sich dieses mal so verschätzen ? Ich glaube dieses Mal den Wissenschaftlern, nehme sie ernst und setze mich für Klimaschutz ein. Und mit der Teilnahme an den Klimaschutzdemos nehme ich eindeutig Stellung und unterstreiche die Forderungen. Es geht mir nicht darum, Leuten den Spaß verbieten zu wollen – es geht darum auch anderen Generationen die Möglichkeit zu bieten, Spaß haben zu können.

Zum anderen emotionale Gründe:
Ich bin entsetzt, enttäuscht und verzweifelt, mit welcher Gleichgültigkeit und Professionalität wir Deutschen Wegschauen, Verdrängen und Verantwortlichkeiten auf andere schieben. Ich verstehe nicht, wie es gerade Menschen mit jungen Kindern gleichgültig sein kann. Ich habe keine Kinder, aber ich habe Verständnis dafür, wenn Kinder Angst vor der Zukunft haben. Und es hilft uns keinen Meter weiter, immer wieder die Gefahr zu verdrängen. Die klimatischen Veränderungen werden weltweit zu Elend, Bevölkerungswanderungen und Kriegen führen. Und da hilft es nichts – wenn
wir jetzt wegschauen, für 19 Euro nach Malle fliegen, SUV`s kaufen weil sie schön sind und weiterhin so tun als gäbe es diese Bedrohung nicht.

Zum anderen werde ich zunehmen wütend und frustriet, wenn ich mir jeden Tag die Diskrepanz zwischen gesprochenem Wort und Tat, zwischen Marketing und Realität bewusst wird. Fangen wir beim Thema Diskrepanz zwischen Wort und Tag an:
Die Regierung hat das Pariser Klimaabkommen unterschrieben und sich verpflichtet, bis zum Jahr 2030 die Co2 Emmissionen zu halbieren. Dazu wurde im September das Klimaschutzgesetz – über das ich mich jetzt gar nicht inhaltlich äußern will – verabschiedet. Herr Altmeier verabschiedet eine Gesetzesgrundlage zur Nutzung der Windenergie mit der 1000 Meter Regelung. Diese Regelung führt dazu, dass keine neuen Windparks mehr gebaut werden können und bestehende Windparks
abgebaut werden, sobald eine Anlage einen defekt hat ( der Bestandschutz greift dann nicht mehr ) .

Kurz gesagt:

Wir brauchen zukünftig mehr erneuerbare Energien, bauen aber gleichzeitig Windenergieanlagen ab. Die deutsche Solar-Branche wurde vor einigen Jahren ebenfalls aufgelöst. Im Moment sind wir dabei die Windindustrie – welche noch Vorreiter war – genauso zu demontieren. DAS ist deutsche QualitätsLobbyPolitik – die Spaß macht !!!!
Kommen zur Diskrepanz zwischen Marketing und Realem wirtschaftlichem Handeln:
Die Deutsche Bahn verkauft sich als Retter in der Klimakrise . Marketing Strategien „Wir bauen ein starke Schiene“ - mit 100 % Ökostrom das Klima retten. Das ist die Marketing „BlümchenWelt“ – abgedruckt auf Hochglanzpapier ! Im realen Bahnbetrieb werden am Rangierbahnhof in München ¼ der Gleise bis 2025 abgebaut – umweltfreundliche Wagenförderanlagen ausgebaut und durch stinkende Dieselloks ersetzt. So schaut gelebter Klimaschutz in der Wirtschaft aus !
Wie lange schauen wir Menschen uns diese systematische Verarschung in allen Lebensbereichen noch an ? Wie viele Katastrophen (Lawinenunglücke, Dürren, Hochwasser, Tornados und Hagelschäden ) müssen denn noch passieren, damit wir endlich aufwachen ?
Ich gehe daher auch zunehmend aus Gründen der Frustration, Enttäuschung und Verzweiflung auf die Klimaschutzdemos. Denn wenigstens hier hat man das Gefühl, dass man nicht nur von egomanischen, besitzsüchtigen Menschen umgeben ist, denen Ihr eigenes Wohl über dem der Menschheit steht. Und das gibt mir einen Funken von Glauben an die Menschheit zurück – den
Glauben, welchen ich zunehmend verliere.
Ich werde weiter die Demos besuchen! Beispielsweise am 29.11.

 

Bürgerreporter:in:

Fridays for Future Augsburg aus Augsburg

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