Bauernregeln
Januar muss krachen – soll der Frühling lachen
"Was zahlreiche Wetterregeln zum Jahresanfang orakeln – Frost und Schnee sind erwünscht im Eismonat"
Von Karl J. Zwierlein
Der Monat Januar gilt in der Regel als kältester und schneereichster Wintermonat des Jahres und leitet das neue Jahr ein. Er wird nach dem altitalienischen Gott Janus mit dem Doppelgesicht benannt, der nach vorwärts und nach rückwärts, in die Zukunft und Vergangenheit, schaut. Er war der Gott des Eingangs und des Anfangs in Raum und Zeit. Mit seinem Fest am Neujahrstag begann wohl seit dem römischen König Numa das Jahr und alle Welt tauschte Glückwünsche aus und beschenkte einander mit Feigen und Datteln, mit Honigkuchen, mit Lorbeer- und Palmzweigen und Münzen, die das Bildnis des Janus trugen. Unsere Vorfahren nannten den ersten Monat des Jahres Wintermonat, Hartmonat oder Hartung, auch Eismond oder Eismonat genannt.
Die Bauernregeln messen dem Monat Januar seit altersher größte prognostische Bedeutung für die Gestaltung der Witterung im beginnenden Jahr zu. Anfang und Ende vom Januar, künden das Wetter für’s ganze Jahr“, orakelt eine von ungezählten Spruchweisheiten, die sich um diesen Monat ranken. Eine andere Wetterregel will wissen: „Ein schöner Januar bringt ein schönes Jahr“, damit ist ein Januar gemeint, wie er sein soll, frostig und schneereich, der dann ein gutes Erntejahr verspricht. Nichts lieber als dies wünscht sich der Landmann. Denn „wintert’s nicht, dann sommert’s nicht!“ - Nach altem Volksglauben soll einem strengen Winter ein schöner Frühling folgen, ja sogar das ganze Jahr soll danach freudiger werden. „Januar muss krachen, soll der Frühling lachen!“ „Je frostiger der Januar, je freudiger das ganze Jahr“ oder „Ist der Januar hart und weiß, wird der Sommer schön und heiß“. Schließlich ist es ja auch besser, wenn sich der Winter im Januar austobt, statt dass er sich bis weit ins Frühjahr hinzieht, denn „Wenn man den Januar soll loben, muss er frieren und toben“. Letztendlich wollen wir beim nächsten Spaziergang in Gottes freier Natur möglichst zeitig viel Frühlingssonne tanken: „Ist der Januar frostig und kalt, so lockt uns bald der grüne Wald“.
Sonnenloses Wetter im Januar pflegt meist mit regnerischem und mildem Wetter gekoppelt zu sein. Man versicherte, dass ein schlechtes Jahr sich schwimmend einstellt, denn „Regen im Januar bringt der Saat Gefahr“ oder „Gibt’s im Januar viel Regen, bringt’s den Früchten keinen Segen“. Auch sagt der Bauer, dass Regen im Januar zwar doppelte Keime schafft, aber nur halbe Frucht bringt. Dass ein zu warmer und milder Januar sich ungünstig auf die Entwicklung der Feldsaaten und auf die kommende Ernte auswirkt, ist schon oft bestätigt worden. Deshalb wird dem folgenden, Spruch noch heute größte Bedeutung beigemessen: „Januar warm – dass Gott erbarm!“
Nicht nur die Wintersportler, auch die Bauern und Gartenbesitzer freuen sich über einen schneereichen Januar. Er soll nämlich die besten Voraussetzungen für ein gutes Erntejahr schaffen: „Januar Schnee zuhauf, hält der Bauer die Säcke auf“. Eine dichte Schneedecke schützt die Pflanzen vor dem Erfrieren. In ländlichen Gegenden singen deshalb noch heute die Kinder vom Schnee: „Es deckt die Saat so weich und sicher zu, sie merkt den harten Winter nicht und schläft in stiller Ruh“. Man ist schon seit langem nicht mehr der Meinung, dass die winterliche Schneedecke ein Leichentuch sei. Wohl ist die Natur erstarrt, aber unter dem Schnee herrscht nicht die Erstarrung des Todes, sondern nur winterliche Ruhe, die ein Teil des ewigen Kreislaufes in der Natur ist. Recht treffend kennzeichnet der folgende Bauernspruch die Bedeutung der schützenden Schneedecke: „Dem Korn unter dem Schnee tut die Kälte nicht weh“. Aber nicht nur als Schutz gegen den Frost hat der Schnee Bedeutung, er sorgt auch für die nötige Winterfeuchtigkeit. Auch die Düngewirkung des Schnees schätzen Landwirt und Gärtner. Oft hört man den Spruch: „Schnee ist des armen Mannes Dünger“, und in einer anderen alten Bauernregel heißt es: „Reichlich Schnee im Januar, machet Dung für’s ganze Jahr“.
Besonders groß ist die Zahl der Wetterlostage im Januar. Vor allem in der Neujahrsnacht schauen die Landwirte forschend zum Himmel: „Ist die Neujahrsnacht still und klar, deutet’s auf ein gutes Jahr“. Der erste Tag im neuen Jahr sagt aus: „Strahlt Neujahr im Sonnenschein, wird das Jahr wohl fruchtbar sein“. Dagegen sagt man: „Morgenrot am Neujahrtag, Unwetter bringt und große Plag!“ Auf den 6. Januar geben die Winzer besonders acht: „Ist Dreikönig hell und klar, gibt’s viel Wein in diesem Jahr“. Auch der Blick auf den 15. Januar ist bestimmend: „Am Paulus-Einsiedeltag Sonnenschein, bringt viel Korn und Wein“. Am 17. Januar sagt das Kalenderblatt aus: „Einsiedler Antonius mit dem weißen Bart, wenn er nicht regnet, er doch den Schnee nicht spart“. Bekannt ist auch, dass große Kälte am Antoniustag große Hitze am Laurentiustag (10. August) mit sich bringt. Am 20. Januar ist im Kalender „Fabian und Sebastian“ vermerkt. Um diese Zeit soll bereits der Saft in den Bäumen steigen. Auch die Tage werden jetzt schon wieder merklich länger: „Fabian Sebastian fängt der Tag zu wachsen an!“ Ein nicht unbedeutender Lostag ist auch der 22. Januar. Da heißt es: „Sankt Vinzens Sonnenschein bringt viel Obst und Wein“.
Wenn sich der Januar seinem Ende zuneigt, ist der Winter meist zur Hälfte überstanden. Am 25. Januar lesen wir deshalb im Bauernkalender: „Pauli Bekehr, halber Winter hin, halber Winter her“. Wenig geschätzt ist ein später Wintereinbruch, denn: „Friert es auf Virgilius (31.), im Märzen Kälte kommen muss“.
Bürgerreporter:in:Florian Handl aus Augsburg |
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