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Buch-Rezension: "Die Wahrheit über Pumpernudel. 111 kuriose Ortsnamen in Bayern und was sie bedeuten"

  • Buch-Cover zu "Die Wahrheit über Pumpernudel"
  • Foto: ©nymphenburger
  • hochgeladen von Michael S.

Kurzreferat: „Die Wahrheit über Pumpernudel“ ist ein Buch, das der Herkunft von interessanten Ortsnamen in Bayern auf den Grund geht. Die Erklärungen der 111 Fälle sind nach den Regeln der Sprachwissenschaft gegeben. Dabei versuchen die Autoren, den Leser gleichermaßen zu informieren wie zu unterhalten.

Die Autoren: Susanne Franke ist Diplom-Journalistin und Nachrichtenmoderatorin der „Rundschau“ im Bayerischen Fernsehen. Stefan Hackl ist Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und ordentliches Mitglied der Forschergruppe NAMEN der Universität Regensburg.

Der Inhalt: Das Vorwort und eine kleine Gebrauchsanweisung machen dem Leser verständlich, wie Sprachwissenschaft arbeitet, grenzt sichere Ergebnisse und Wahrscheinlichkeiten ab. Es folgt eine Differenzierung von Siedlungsbezeichnungen in Bayern, ehe es richtig losgeht.

Der Hauptteil des Buches, also die Entschlüsselung der Bedeutung der 111 kuriosen Ortsnamen in Bayern erfolgt thematisch nach Kapiteln. So gehören Bierdorf, Hundessen und Speck in die Abteilung „Die Bayern und ihr Feinschmeckergaumen“, gefolgt vom „postkulinarischen Beben“, einem Kapitel, in dem Elend, Pups und Rausch aufgelöst werden. „Die Bayern und ihre Viecher“ und „Die Bayern und ihre derbe Seite“ sind zwei weitere von insgesamt 15 Kapiteln mit Ortsnamen.

Im Anschluss findet sich ein zwölfseitiges Interview, in dem Hackl über die Schwierigkeiten bei der Namenforschung informiert. Nach Danksagung, Literatur-, Quellen- und Abbildungsverzeichnis findet der Leser noch ein alphabetisch geordnetes Ortsnamensregister, das ihm die Suche nach seinem Wunschort erheblich erleichtert. Strullendorf und Bieselbach wird der Leser aber nicht finden.

Rezension:
Rund 40.000 Ortsnamen gibt es in Bayern. Um herauszufinden, was sie bedeuten, müssen sich Sprachwissenschaftler mit der Siedlungsgeschichte beschäftigen, historische Quellen ausfindig machen und identifizieren und daraus die ursprüngliche Bedeutung des Namens konstruieren. Oftmals bleibt die Ergebnis vage. Häufig waren es demnach Schreiber, die die Bedeutung des Ortsnamens verfälscht haben, weil Sprache sich wandelt und sie mit dem Begriff nichts mehr anfangen konnten.

Leider ist die Entschlüsselung des Ortsnamens deswegen gar nicht mehr so lustig, wie Katzenhirn oder Poppenhausen erahnen lassen. Meist sind ansässige Familien die Namensgeber von Einöden, Weilern und Dörfern. Für den Otto-Normalverbraucher ist die Sprachwissenschaft daher eher ein zähes Gebiet. Franke und Hackl versuchen mit ihrem Schreibstil und durch die Verknüpfung der Orte im Fließtext, die nur durch eine größere Schrift und den geographischen Angaben (z.B. Großscherzhausen, Weiler, Markt Waging am See, Landkreis Traunstein, Oberbayern) hervorgehoben sind, eine heitere Komponente einzubringen. Das gelingt leider nicht immer. Viele Überleitungen wirken krampfhaft.

„Die Wahrheit über Pumpernudel“ ist darauf angelegt, die Kapitel am Stück durchzulesen. Um dem Leser dabei ein Vergnügen zu bereiten, wären Anekdoten von Eindrücken vor Ort eine willkommene Abwechslung gewesen. Wie ist es beispielsweise um die Brüste der Frauen in Busenbach und Tittenkofen bestellt? Leider fehlen solche Vor-Ort-Eindrücke weitgehend und bis auf das ein oder andere Ortsschild zeigen auch die neun Fotos und sechs Abbildungen eher Ausschnitte mittelalterlicher Urkunden.

Den Ortsnamen, die die Fantasie anregen, wird das Reizvolle durch die sprachwissenschaftliche Analyse meist gänzlich genommen, was aber nicht an den Autoren sondern an der Natur der Sache liegt. Der Leser, der sich Spaß von der Lektüre dieses Buches verspricht, wird enttäuscht sein, wenn er gelesen hat, woher Petting, Kotzheim und Luderfing kommen. So nüchtern die Auflösungen auch sein mögen, so gelungen ist die thematische Anordnung der Orte und die Bayernkarte auf der Innenseite des Einbandes.

Fazit: Menschen, die sich an lustigen Ortsnamen erfreuen und weiterhin über „Schabernack“ schmunzeln oder über „Lachen“ lachen wollen, sollten ihre Finger von diesem Buch lassen. Wer aber am sprachwissenschaftlichen Hintergrund von 111 kuriosen Ortsnamen in Bayern interessiert ist und diese nicht einzeln zusammensuchen oder staubtrocken präsentiert haben will, der kann getrost zu „Die Wahrheit über Pumpernudel“ greifen.

Titel: „Die Wahrheit über Pumpernudel. 111 kuriose Ortsnamen in Bayern und was sie bedeuten“
Autoren: Susanne Franke und Stefan Hackl
Verlag: nymphenburger
Erscheinungsjahr: 2010
Seiten: 232
ISBN: 978 3 485 01317 8
Preis: 9,95 Euro

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2 Kommentare

Also ich habe mir das buch für 10 euro im einzelhandel gekauft , und muss sagen dass ich sehr enttöscht darüber bin.
Ich habe noch nie so ein sinnfreies und langweiliges buch gelesen.

War auch enttäuscht - vom Buch, nicht von der Rezension hier. Denn die Rezension ist treffend. Insbesondere in den letzten drei Absätzen stecken Kritikpunkte an "Die Wahrheit über Pumpernudel", die ich so unterschreiben kann. Zudem sind viele sprachwissenschaftliche Herkunftsbedeutungen eher sprachwissenschaftlich naheliegende Vermutungen als zertifizierte Wahrheiten.

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