Bezirkskliniken Schwaben übernehmen Nachsorge Zentrum Augsburg

Christoph Kalchgruber leitet seit 19 Jahren das Nachsorge Zentrum Augsburg. Seit Jahresbeginn sind die Bezirkskliniken Schwaben Alleingesellschafter der Einrichtung an der Frischstraße am Rande des Siebentischwaldes.
  • Christoph Kalchgruber leitet seit 19 Jahren das Nachsorge Zentrum Augsburg. Seit Jahresbeginn sind die Bezirkskliniken Schwaben Alleingesellschafter der Einrichtung an der Frischstraße am Rande des Siebentischwaldes.
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Die Bezirkskliniken Schwaben haben das Nachsorge Zentrum Augsburg (NZA) übernommen. Das Gesundheitsunternehmen des Bezirks ist seit 1. Januar 2021 Alleingesellschafter der Einrichtung in der Frischstraße. Dort werden Menschen mit erworbener Hirnschädigung rehabilitiert und betreut. „Nach der Übernahme des Reha- und Therapiezentrums in Burgau ist der Erwerb des Nachsorge Zentrums Augsburg eine weitere logische Abrundung unseres Angebotsprofils als Kommunalunternehmen. In beiden Häusern werden das Lebenswerk des Gründers Max Schuster sowie dessen Ideen fortgesetzt, damit Menschen mit Hirnschädigungen ein möglichst eigenständiges Leben führen können“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer, zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken.
Das NZA wurde 1997 auf dem Gelände der ehemaligen Urologischen Klinik (den Augsburgern besser bekannt unter dem Begriff „Frischklinik“) als nachklinische stationäre Neurorehabilitation eröffnet. Im Jahr 2015 wurde der Erweiterungsbau mit den ambulanten Praxen, sechs Apartments zur Miete und 20 Wohnheimplätzen für Menschen mit erworbener Hirnschädigung bezogen. Heute verfügt die Einrichtung über insgesamt 30 Reha-Plätze und 26 Dauerwohnplätze.
Aufgenommen werden Menschen im erwerbsfähigen Alter, die durch einen Unfall oder eine Erkrankung eine Hirnverletzung erlitten haben. Dies kann durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Hirnblutung oder durch Sauerstoffmangel passiert sein. „Das Durchschnittsalter unserer Rehabilitanden beträgt etwa 33 Jahre“, berichtet Geschäftsführer Christoph Kalchgruber. Die Betroffenen bekommen in der Einrichtung am Rande des Siebentischwaldes eine intensive Therapie mit Schwerpunkt auf Alltagstraining: Wie bewältige ich meinen Alltag, zum Beispiel: Wie wasche ich Wäsche? Wo und wie kaufe ich ein? Wie kann ich den öffentlichen Nahverkehr nutzen usw.
Einrichtungen wie das Nachsorge Zentrum Augsburg gibt es nach Aussage seines Geschäftsführers nur noch einmal in Deutschland: Ein ähnliches Haus befindet sich im oberbayerischen Bad Tölz, also ebenfalls in Bayern. „Wir sind etwas sehr Spezielles. Und in dem, was wir machen, sind wir sehr erfolgreich“, stellt Kalchgruber, der das NZA seit 19 Jahren leitet, fest. Bei 93 Prozent der Rehabilitanden, die hier begleitet und therapiert werden, gelinge es, ihnen wieder ein weitgehend eigenständiges Leben bei der Familie oder in der eigenen Wohnung sowie eine berufliche Tätigkeit am ersten oder zweiten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Gründer Max Schuster freut das. Er bezeichnet das NZA als Erfolgsmodell. „Hierfür wurde vor 23 Jahren ein neues, alltagsorientiertes Therapiekonzept geschaffen, das es vorher nicht gab und für das erstmalig drei Kostenträger gemeinsam für die Betriebskosten aufkamen“, blickt der Neusässer Unternehmer zurück. Die Verhandlungen seien schwierig gewesen. „Wir konnten damit bei den Rehabilitanden nicht für möglich gehaltene Fortschritte erwirken und deren Lebenssituation wesentlich verbessern.“ Oder wie es Kalchgruber formuliert: Gäbe es Einrichtungen wie das Therapiezentrum Burgau oder das Nachsorge Zentrum Augsburg nicht, würden viele - auch junge - Menschen nach ihrem Klinikaufenthalt in einem Pflegeheim oder in einem Heim für geistig Behinderte landen.
Schuster will, dass sein Lebenswerk erhalten bleibt. Deshalb hat er sich an den Bezirk und dessen Bezirkskliniken als selbstständiges Kommunalunternehmen gewandt mit der Bitte, das NZA zu übernehmen. Beim Therapiezentrum Burgau, das die Bezirkskliniken am 1.1.2018 übernahmen, habe es auch gut geklappt, so Schuster. Bis dato hielt die von ihm initiierte, gemeinnützige „Max-Schuster-Stiftung“ 70 Prozent der Gesellschaftsanteile am NZA, der Bezirk 30 Prozent. Nach einjähriger interner Sorgfaltsprüfung stand dem Gesellschafterwechsel nichts mehr im Weg. Mit Beginn dieses Jahres wurden alle 100 Prozent Gesellschaftsanteile auf die Bezirkskliniken übertragen. Nach entsprechenden Beschlüssen im zuständigen Bezirksausschuss und im Verwaltungsrat der Bezirkskliniken wurde kurz vor Weihnachten der Notarvertrag besiegelt.
Gründer Max Schuster betont, dass das NZA auf gesundem Fundament steht und schuldenfrei ist. Alle Grundstücke seien im Lauf der Jahre dank der Unterstützung durch die Stadt Augsburg zugekauft worden. Der Erfolg wäre nicht ohne Spenden in Millionenhöhe möglich gewesen, unter anderem von der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeine. „Gravierende unternehmerische sowie interne Gründe, aber vor allen Dingen die Zukunftssicherstellung der Einrichtung“ hätten die Max-Schuster-Stiftung dazu veranlasst, das NZA an die Bezirkskliniken – selbst ein gemeinnütziges Unternehmen – zu übertragen, schreibt der 82-Jährige in einem Brief an die NZA-Mitarbeitenden. Coronabedingt konnte bisher keine Mitarbeiterversammlung stattfinden, um sie persönlich zu informieren.
Bislang führten seine Prokuristin Ursula Merscher und Christoph Kalchgruber als gleichberechtigte Geschäftsführer die Einrichtung gemeinsam. Merscher legte zum 31.12.2020 ihre Geschäftsführer-Position nieder, der 55-jährige Kalchgruber bleibt an der Spitze des NZA.
Mit der Übernahme haben die Bezirkskliniken Schwaben, die ihren Hauptsitz in Augsburg-Kriegshaber haben, konzernweit die Zahl von 5000 Mitarbeitenden überschritten.

Bürgerreporter:in:

Georg Schalk aus Augsburg

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