Cat Dynasty
So soo sorry, aber ich kann euch nicht ganz folgen. Zum einen, weil mich meine Beine nicht so recht tragen wollen. Ich robbe eher vorwärts, als dass ich gehe. Und es ist der Sache dabei natürlich nicht dienlich, dass mein Kopf im Verhältnis zum Körper so groß ist . Er ist sooo schwer, ich kann ihn kaum hochhalten.
Zum anderen bin ich fast taub. Also kann ich auch nicht hören, was Ihr zu mir sagt. Meine allgemeine Wahrnehmung ist noch recht verschwommen. Im Wesentlichen unterscheide ich zwischen "angenehm" und "unangenehm." Bei "angenehm" beginne ich automatisch zu schnurren. Bei "unangenehm" fiepe ich in den höchsten Tönen nach Wärme + Nahrung + Schutz = Mutti: "Mi, mi, miiiihh!"
Es ist fünf Tage her, seit ich auf die Welt gekommen bin. Es fühlt sich irgendwie...freier an. Aber es ist auch kälter geworden. Ich kann meine Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren. Kälte = unangenehm. Mutti´s Bauch = angenehm. Am besten noch in der Nähe ihres Herzschlages.
Es ist gut, dass Mutti jetzt immer nur kurz weg ist. Denn spätestens alle zwei Stunden bekomme ich ein ganz flaues Gefühl im Magen und fühle mich schwach. Dann wird der unwiderstehliche Duft der Milch besonders verlockend.
Ich robbe dem Duft nach, bis ich an Mutti´s Bauch liege, an meiner ganz persönlichen Zitze. Jedes von uns Geschwistern hat seine Zitze, die es am Duft erkennt. Natürlich haben sich meine beiden dicken Brüderchen die ergiebigsten Zitzen gekrallt.
Aber auch Schwesterchen und ich beginnen nun, mit den beiden Vorderpfötchen rhythmisch "unsere" Zitzen zu bearbeiten. Zu treteln. Ihr Menschen nennt dies den Milchtritt. Wir machen das auch als erwachsene Katzen noch manchmal, wenn wir uns wohlfühlen. Wenn wir zum Beispiel bei euch auf dem Schoß sitzen. Und wir verstehen es gar nicht, wenn Ihr dann so entsetzt zu schreien anfangt.
Wir verschlafen und verdösen rund 90 % unserer Zeit. Das Leben ist schließlich anstrengend. Hin und wieder nehmen wir außer Mutter und Geschwistern noch eine andere Präsenz wahr. Nicht unangenehm, dieser Geruch. Wie eine warme Welle umhüllt uns dann ein positives Gefühl. Ein leichter Luftzug, wir werden hochgehoben. Etwas streicht uns sanft über den Rücken.
Wir nehmen nun jeden Tag 10 Gramm zu und werden mit 10 Tagen unser Geburtsgewicht verdoppelt haben.
Ich beginne, meine Ohren unter Kontrolle zu bekommen, die zuvor eng am Kopf angelegt waren. Dies macht es mir wesentlich leichter, außer Gerüchen auch Geräusche besser zu orten und mich auf die angenehmen zuzubewegen.
Nur eines verstehe ich nicht: diesen hellen Schimmer, den ich manchmal wahrnehme. Mutti ist in meinen Gedanken und übermittelt mir, dass das von meinen Augen kommt. Augen? Was machen die denn? Die sehen. Wenn ich 7 bis 10 Tage alt bin, werden sie sich öffnen. Ja, prima, da kann ich mir viel drunter vorstellen. Keine Ahnung, was Farben und was Formen sind! Nur die Zeit wird es zeigen. Sie wird uns eine neue Welt voller Dinge zeigen, die es zu entdecken gilt!
Bürgerreporter:in:Cat Clawdia aus Augsburg |
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