Ges.f.Sicherh.politik&Res.vistenvb.
& Augsburg International e.V. luden ein
7. Augsburger Sicherheitsdialog: "Im Schatten der Wahrnehmung: Der Iran – Drahtzieher im Nahen und Mittleren Osten"
Zum nunmehr siebten Mal veranstalteten Augsburg International e.V., die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (Sektion Augsburg-Lechfeld) und der Reservistenverband Schwaben gemeinsam den Augsburger Sicherheitsdialog.
Dieser Sicherheitsdialog thematisierte Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik im nationalen wie internationalen Kontext.
Ausgewiesene Experten beleuchteten dabei einen aktuellen Konfliktherd aus historischer, geografischer, politischer und sicherheitspolitischer Sicht.
Von der Stadt Augsburg war Ordnungsreferent Frank Pintsch beim Augsburger Sicherheitsdialog anwesend, begrüßte die Anwesenden und freute sich über das rege Interesse an der Veranstaltung von Augsburg International e.V., Ges. für Sicherheitspolitik und des Res. Verbandes Schwaben.
Wir erinnern uns an seine bisherige Aussage „Unsere Gesellschaft fußt auf den Werten von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für das einzelne Individuum. Diese Werte sind die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben und eine prosperierende Gemeinschaft“ .
Er stellte auch dem interessierten Publikum die Zahlen vor:
300 Iranerinnen und Iraner leben in Augsburg, 2.800 Irakerinnen und Iraker, 4.000 Ukrainer und 1.500 Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Er fand es schade, dass es neuerdings schwierig ist, sachliche Diskussionen zu führen, sondern, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Er findet es gut, dass ein solcher Beitrag wie der „Augsburger Sicherheitsdialog“ stattfindet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Probleme – gerade auch im Hinblick auf die Situation in Israel und dem Gazastreifen - fundierte Informationen bekommen, damit die Thematik dadurch verständlicher wird.
Beeindruckend war der erste Vortrag von Shahrzad Eden Osterer – emotional sehr aufwühlend, da sie von persönlichen Eindrücken berichtete über ihr Heimatland Iran, das Thema war „Revolution der Frauen“. Die Deutsch-Iranerin Shahrzad Eden Osterer ist in Teheran geboren und aufgewachsen und kam mit 20 Jahren zum Studieren nach Deutschland. Seit 2010 arbeitet sie als Journalistin für den Bayerischen Rundfunk – aber auch für weitere Medien und als Moderatorin. Sie hat sich besonders zu den Themen Iran, Antisemitismus und Frauenrechten weltweit einen Namen gemacht. Sie gehört zu den Stimmen, die sich in Deutschland und Europa öffentlich immer wieder für die Beachtung der Menschenrechte im Iran, insbesondere der Frauen, einsetzt. Sie ging auf die Anfänge der Proteste ein und konnte, aufgrund ihrer vielen Kontakte und Informationen, das interessierte Publikum über die derzeitige Lage und die Proteste im Iran berichten. Sie versteht aber nicht die Zurückhaltung des Westen, hier mehr Unterstützung für die unterdrückten Minderheiten und Frauen einzubringen.
Ein sehr interessanter Vortrag der auch in der anschließenden Fragerunde des Publikums auf viele Punkte einging.
Dr. (PhD) Ali Fathollah-Nejad ist Gründer und Direktor des Center for Middle East and Global Order (CMEG), welches zu Transformationen und einer Interessen und Werte versöhnenden Außenpolitik forscht. Der deutsch-iranische Politologe arbeitet zum Nahen/Mittleren Osten (insbesonders Iran), westlicher Außenpolitik und post-unipolarer Weltordnung. Er ist außerdem Kolumnist beim Global Policy Journal, McCloy Fellow on Global Trends des American Council on Germany (ACG) sowie Iran-Experte am Issam Fares Institute for Public Policy and International Affairs der American University of Beirut (IFI-AUB), wo er auch einen regelmäßigen Iran-Report verfasst. Dies nur einige Auszüge zum Hintergrund von Dr. Ali Fathollah-Nejad, der als nächster Redner dem interessierten Publikum zur Verfügung stand.
Sein Vortragstitel war „Die islamische Republik in einer Existenzkrise und die Notwendigkeit eines
Dr. Ali Fathollah-Nejad beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit dem Verhältnis USA und Iran nach der damaligen Revolution. Innenpolitisch werden derzeit im Iran die Proteste unterdrückt und außenpolitisch werden die HAMAS und Hisbollah unterstützt. Er ging auf den Atomdeal im Detail ein und das Publikum wurde ausreichend informiert über die Schwierigkeiten. Das Thema beleuchtete er von vielen Seiten ausführlich und wies auf die Folgen ausdrücklich hin. Auch er stand nach seiner Rede den Interessierten für deren Fragen zur Verfügung.
Dann folgte Engelbert Theissen / Oberst a.D. - Dozent für Außen- und Sicherheitspolitik an der Führungsakademie der Bundeswehr, Militärattaché an den Deutschen Botschaften in Kairo, Khartum, Addis Abeba, Djibouti und Juba ist er mit dem Brennpunkt Nahost bestens vertraut. Sein Wunsch ist, dass durch die Veranstaltung die Leute nachdenklich werden. Die derzeitige Krise löst Proteste und Stimmungen bis in unsere Städte aus.
Seine Rede: Brennpunkt Nahost – Jüngste Entwicklungen im Iran, Israel und Katar:
ER ging auf die Historie des Konflikts ein.
Die Wurzeln des Konflikts liegen in der Vergangenheit. So wirken die Besetzung Palästinas durch Großbritannien und die Aufteilung in ein zionistisches und ein arabisches Staatsgebiet im UN-Teilungsplan von 1947 bis heute nach. Die Palästinenser fordern ein Recht auf Rückkehr und damit das Recht auf einen eigenen Staat. Er persönlich sieht die vieldiskutierte Zwei-Staaten-Lösung als gescheitert an. Das Westjordanland ist inzwischen ein Fleckenteppich aus israelisch und palästinensischen verwalteten Gebieten. Der Gazastreifen ist mit seiner „Iron Wall“ hermetisch abgeriegelt, aber Kritiker sprechen von einem „modernen Freiluftgefängnis“. Er betonte, dass nahezu jede Email, jede whats’ App, jede SMS von den Israelis gelesen werden würde, denn Terrororganisationen wie die Hamas oder die Hizbullah schüren den Konflikt immer wieder neu. Man vermutet deshalb, dass die Informationen zu dem Angriff am 7. Oktober auf Israel mündlich, per Melder etc. übermittelt worden sind.
Er beleuchtete die Gesamtsituation im Nahen Osten und die vielen Konflikte die in der Vergangenheit stattfanden, es sind viele andere Länder mit involviert, denn in den Nahostkonflikt sind nicht nur die Nahostländer sondern auch die Großmächte USA , Russland und China sowie die Türkei involviert.
Engelbert Theisen hofft, dass Israelis und Palästinenser eine Friedenslösung aus eigener Kraft finden, denn nur eine militärische Lösung ist keine Lösung, es muss unbedingt eine politische Lösung gefunden werden.
Dieser Vortrag aus Sicht eines Oberst a.D. war sehr aufschlussreich, zudem er vorbereitete Folien zum besseren Verständnis vorbereitet hatte.
Der letzte Vortrag kam von Ingmar Niemann mit dem Thema: Die Rolle des Iran in der globalen Sicherheitsarchitektur.
Ingmar Niemann, studierte Politikwissenschaft mit Abschluss „Diplom“ und Philosophie, Japanologie und Rechtswissenschaften mit Abschluss „Magister“. Heute ist er - nach mehreren Jahren Tätigkeit in der Hauptverwaltung eines Münchner Finanzkonzern - Politik- und Unternehmensberater, Dozent an der Technischen Universität München, an der Hochschule Kempten, am New European College München und an der Budapester Wirtschaftsuniversität (BGE). Er war langjähriges ehemaliges Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Außenpolitik e.V. mit Sitz in München. Er kommentiert seit einigen Jahren die Politik der USA und ihre globalen Auswirkungen.
Vorbereitet mit reichlich Folien analysierte er die Situation des Iran in der globalen Sicherheitsarchitektur anschaulich und informativ für die Zuhörerinnen und Zuhörer. Er ging auf China im Detail ein, welchen Einfluss sie im Nahen Osten und in Afrika bereits haben und was die Auswirkungen auf die zukünftige Strategie haben wird.
Interessanter Vortrag der leider viel zu schnell vorbeiging. Aber anschließend folgte noch mit allen Rednern ein spannendes Diskussionspodium mit der Moderation von Prof. Dr. Eberhard Grein.
Er ist Oberst der Reserve. Grein ist Stellvertretender Vorsitzender der Bayerischen Landesgruppe im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr. 2012 gründete er das DialogForum Sicherheitspolitik, das er seitdem leitet. Er stellte den Rednern deshalb auch komplexe Fragen, die sie dann jeweils beantworteten.
Eine interessante Veranstaltung, die man unbedingt besucht haben musste, um die komplexen Sachverhalte im Nahen Osten zu verstehen.