Miteinander reden und Mut haben

Student Aleks David mit serbischen Wurzeln (rechts) hat den Wunsch, dass es keine Kriege und keine Konflikte mehr in der Welt gibt.
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  • Student Aleks David mit serbischen Wurzeln (rechts) hat den Wunsch, dass es keine Kriege und keine Konflikte mehr in der Welt gibt.
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Jugendliche aus fünf Kontinenten mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen diskutieren respektvoll über den Weltfrieden

Bereits zum vierten Mal kommen Jugendliche unterschiedlicher Kulturen und Religionen in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll zusammen und diskutieren friedlich zu Themen des aktuellen Weltgeschehens. Beim letzten Gespräch hat Organisator Gottfried Morath angekündigt, dass er acht Jugendliche von 18 bis 27 Jahren aus fünf Kontinenten zusammenbringen möchte. Und: Er hat es geschafft.

„Ich freue mich, es ist gelungen“, so Morath vom Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Beim vierten Jugendgespräch drehte sich alles um das brisante und komplexe Thema „Weltfrieden“. Die Runde diesmal war besonders bunt gemischt: Die Teilnehmer kamen aus allen fünf Erdteilen – aus Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Australien mit den drei großen Religionen: Also international, multikulturell und interreligiös.

Vorbildlich moderiert wurde die Gesprächsrunde von der 27-jährigen muslimischen Lehrerin Parboni Rahman, die hier geboren ist und deren Eltern aus Bangladesch kommen. Das Interesse war wieder enorm. Über 30 interessierte Jugendliche und Erwachsene kamen in die Räume an der Karwendelstraße 7 und diskutierten im Anschluss an die einstündige Diskussion noch fleißig mit. Es gab nur positive Rückmeldungen von den Teilnehmern an der Diskussionsrunde, aber auch von den Zuhörern.

Am Gespräch nahmen teil:
• Elias Puhle (21), deutscher Student, Juso-Mitglied, katholisch

• Maximilian Tavares Willems (21), Student, Brasilianer, katholisch
• Ermias Tecle (21), Auszubildender, anerkannter Asylbewerber aus Eritrea
• Sarah Grotz-Sonntag (26), Rechtsreferendarin, bis zum Abitur in Australien aufgewachsen, Eltern leben noch in Australien

• Solène Bregeon (27) aus Frankreich, Angestellte, gläubig, ohne Religionszugehörigkeit
• Art Beck (18), Austauschschülerin aus den USA
• Aleks David (21) aus Augsburg, jüdischer Student mit serbischer Herkunft.

Begonnen hat das Gespräch mit den Voraussetzungen für Weltfrieden. Aber welche sind am wichtigsten? Die Wunschvorstellung von Aleks David, dem jüdischen Studenten aus Augsburg mit serbischen Wurzeln ist es, dass es keine Kriege und keine Konflikte mehr zwischen Menschen gibt. Man solle zusammenhalten und nicht so egoistisch denken. Alle anderen Teilnehmer der Runde stimmten ihm darin zu. „Jeder soll den anderen respektieren und tolerieren.“ Auch Rechtsreferendarin Sarah Grotz-Sonntag merkte an, dass man die Meinung anderer akzeptieren müsse. Dass Menschen anders denken, sollte man auch hinterfragen.

Und es sei wichtig, wie man mit den Fluchtursachen umgehe. Für die Französin Solène Bregeon ist klar: „Das Thema Krieg ist sehr komplex. Man müsste Lösungen finden. Als Einzelperson ist das schwierig, es gibt komplexe geopolitische Angelegenheiten. Doch der Mensch kann immer Lösungen finden. Er muss nur wollen. Aber dafür braucht man auch Mut!“ Politiker wollen lieber Renten erhöhen als für die Flüchtlinge zahlen. Sie sind die Opfer! Der deutsche Student Elias Puhle appellierte dazu, dass wieder Ruhe in die Debatte komme und er stellte die Klimakatastrophe als Ursache dar. Dem stimmte Maximilian Tavares Willems (21) aus Brasilien zu: „Wenn in Südamerika die Wasserressourcen knapp werden, fördert das den Krieg. Peru und Chile führten zum Beispiel gegen Bolivien Krieg, nur um ein Stück Meer zu bekommen. Das bleibt spannend!“

Aber wie kommt es, dass wir nicht auf eine Umweltkatastrophe vorbereitet sind? Elias Puhle schreibt es der Ignoranz der Staaten zu. Und er fordert, dass die Klimaziele von Paris auch eingehalten werden müssen. Gleichzeitig ist er der Meinung, dass wir das nicht schaffen würden. Denn: Gegen Wirtschaftsinteressen kann man als Otto-Normalverbraucher kaum etwas tun. Sarah ist zuversichtlich, denn gerade im Kleinen könne man die Umwelt beeinflussen: „In Skandinavien gibt es gute Ansätze, aber auch die anderen Weltmächte müssten hier mitziehen.“ Und das sei häufig nicht der Fall, weil viele Arbeitsplätze betroffen sind.

Wie sieht es mit den Religionen aus?

Können sie für den Weltfrieden etwas beisteuern? Die USA-Austauschschülerin Art Beck findet, dass Religionen nicht immer Menschen zusammenbringen. Häufig trennen sie uns mehr. Deshalb müsse man versuchen, miteinander zu reden und andere Menschen verstehen. Aleks, der acht Monate in Israel gelebt hat, hat den Konflikt zwischen den Juden und den Moslems hautnah miterlebt. Die Erziehung spiele hier eine große Rolle und beide Seiten sind für ihn keine Lämmer. Deshalb sei es wichtig, Kinder frei zu erziehen. Auch Maximilian hat es in Brasilien gesehen. Hier ist die evangelische Kirche fundamentalistischer als die anderen Religionen. So entstehen Konflikte. Doch man müsse die Religion und die Politik trennen, um das zu verhindern. Deshalb sei Bildung wichtig, um die Religionen zu verstehen. In Australien ist man dagegen viel weltoffener. Man lernt mit allen Religionen umzugehen, weiß Sarah.

Doch inwiefern haben die Regierungschefs einen Einfluss auf den Frieden in der Welt?
Viele vergessen die Verantwortung gegenüber den Menschen. Das rücke immer mehr in den Vordergrund. Man kann Dinge aber auch herausfordern, wie es der US-Präsident Donald Trump und Nordkorea tun. Doch was können wir Bürger für den Weltfrieden tun? Hier sind sich die Jugendlichen einig: Man kann selbst viel machen. Wir müssen aber auch die anderen Menschen akzeptieren.

Ermias Tecle sieht das skeptischer, denn in Eretria fühlt man sich oft hilflos. „Auch wir kämpfen um ein kleines Stück Meer!“, sagt er. Hier werde viel kaputt gemacht. Wie könne man das Ende eines Krieges dann herbeiführen? Die Ursachen suchen und respektvoll miteinander umgehen. Einander verstehen und die andere Perspektive einnehmen, das sei laut Art Beck wichtig. Maximilian wird energisch und merkt an, dass keiner Interesse habe, bei Konflikten einzugreifen. Und das nerve ihn sehr. Man solle respektvoll miteinander umgehen und nicht versuchen, andere anzugreifen. Elias Puhle sieht den Global Player nicht, der freiwillig etwas von seiner Macht abgeben will. Solène fordert deshalb, dass wir einen Altruismus in der Welt brauchen: „Man muss wissen, ich habe einen Vorteil, wenn es den anderen gut geht.“ In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass man miteinander reden müsse. Waffen sollten abgeschafft werden. Denn das sei ein großes Geschäft!

Einen wunderschönen Abschluss des interessanten Abends bildete das hebräische Lied zum Frieden, das der Kantor und Opernsänger Nikola David sang, der ebenso wie der Friedenspreisträger der Stadt Augsburg, Helmut Hartmann, in den Reihen der Zuhörer saß.
„Die Grundlage für die Lösung von Problemen ist ein respektvolles Gespräch mit gutem Willen. Für Jugendliche gibt es bisher nur wenige Gespräche dieser Art, schon gar nicht in dieser bunten Zusammensetzung. Jeder soll erkennen, dass ein konstruktives und interessantes Gespräch möglich ist. Und das ist den Jugendlichen heute Abend wieder hervorragend gelungen“, sagt Gottfried Morath, der den Abend in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll, wo 35 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut werden, initiiert hat. Damit würde ein wichtiges öffentliches positives Zeichen gesetzt. Dieses Jugendgespräch passe sehr gut zum Zweck des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, der überparteilich und bundesweit ist. Denn Zweck des Vereins ist es, mit verschiedenen Veranstaltungen an die schrecklichen Auswirkungen von Diktaturen zu erinnern und damit die demokratisch gesinnten Kräfte zu stärken. Auch im Sinne der Friedensstadt Augsburg.

Einen Film zum Gespräch über den Weltfrieden gibt es auf Channel Welcome unter www.channel-welcome.de.

Der nächste Termin steht bereits fest: Am 25.6.18 um 19.30 Uhr wird in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe zum Thema „Probleme beim Zuwachs der Weltbevölkerung“ diskutiert werden.

Bürgerreporter:in:

Sabine Roth aus Friedberg

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