Ein sicherer Ort und ein sicheres Zuhause
Auftaktveranstaltung zum neuen Projekt Partizipationsprozess „Beteiligung, Beschwerde, Sicherheit“ bei der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll
Der interne Fachtag im Pfarrsaal von Heilig Geist bildete den Auftakt für das Projekt „Beteiligung, Beschwerde, Sicherheit“ der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll, das ab dem Jahr 2015 in eine neue Runde geht. Wie man das Thema Beteiligung dort am besten umsetzen kann, das ist Bestandteil der Studie. „Unser Hauptziel ist es, dass die Kinder unserer Einrichtung einen sicheren Ort und ein geschütztes Zuhause zu haben“, so Ulrich Lorenz, der Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
Den Arbeitskreis Partizipation gibt es bereits seit zwei Jahren. Im September 2014 ist die Hochschule Landshut mit Prof. Dr. phil. Mechthild Wolff in das Projekt mit eingestiegen. Die Hochschule wird den gesamten Prozess die nächsten eineinhalb Jahre mit begleiten und dokumentieren. Gesteuert wird das Projekt von Ulrich Lorenz, Sabine Augustin und Carsten Unger von der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll.
Die einzelnen Schritte
Die Hochschule Landshut hat den Arbeitskreis im September angeleitet, um neu zu beginnen. In den nun folgenden Monaten wurden alle Bereiche auf diesen Neuanfang vorbereitet. Die einzelnen Gruppen haben als erstes, sog. Tandems für ein Jahr gewählt, die aus einem Erzieher und einem Vertreter der Jugendlichen sowie einem Stellvertreter bestehen. Anschließend haben sich die Gruppen einen Namen für die „Steuerungsgruppe“ überlegt.
Gruppe Villa Kunterbunt gewinnt mit ihrem Vorschlag B.E.A.T.
Aus sieben Vorschlägen durften die Kinder aus dem stationären und dem teilstationären Bereich sowie die Mitarbeiter der Einrichtung beim internen Fachtag in geheimer Wahl die Vorschläge der Namen für die Steuerungsgruppen bewerten und Stimmen vergeben. Mit einer überragenden Mehrheit von 29 Stimmen hat sich die Gruppe Villa Kunterbunt mit ihrer Lösung B.E.A.T. (Beteiligung, Einsatz, Achtung, Toleranz), die sie wunderschön mit einem großen Bild dargestellt hatten, durchgesetzt. Die Gruppe darf nun für einen Tag in ein Spaßbad fahren. Die Freude darüber war riesig.
Was bedeuten die einzelnen Partizipationsprozesse Beteiligung, Beschwerde, Sicherheit?
Was sich die Kinder und Jugendliche unter Beteiligung vorstellen, das durfte außerdem jeder auf eine Karte schreiben und in eine Box werfen dürfen. Die neu gewählte Steuerungsgruppe B.E.A.T. wird sich nun treffen und diese sog. „Arbeitsaufträge“ sichten und aufbereiten. Die Aufgabe der Tandems ist es dann, alle Vorschläge in die Gruppe einzubringen und anschließend über die Ergebnisse zu berichten. Daraus wird ein sog. Rechtekatalog entwickelt, der jedem Kind bei Einzug ins Kinderheim ausgehändigt werden soll und mit ihm besprochen wird. Hier steht zum Beispiel, an wen man sich bei einer Beschwerde wenden kann und soll.
Beteiligung heißt „Wo können die Kinder direkt in die Gestaltung ihrer Lebenswelt eingreifen und mitbestimmen?“, Beschwerde bedeutet, bei Problemen muss es fest beschriebene Wege geben, die die Kinder kennen und dann auch wissen, an wen sie sich wenden können - sowohl intern als extern. Und Sicherheit heißt, dass sich die Kinder im Kinderheim gut aufgehoben fühlen sollen. Dementsprechend muss ein Klima geschaffen werden, wo Sicherheit herrscht – von den Räumlichkeiten angefangen bis zur richtigen Situation.
„Wir hoffen, dass wir das alles in die Praxis umsetzen können und dass sich auch etwas verändert in den nächsten Monaten“, so Ulrich Lorenz, der Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll. Wichtig ist es, nun gemeinsam etwas zu erarbeiten, wo sich jeder wiederfindet.
Jetzt war Zepterübergabe
Der bereits bestehende Arbeitskreis wurde nun durch die neu gebildete Steuerungsgruppe abgelöst. Die bisherigen Mitglieder haben dazu beim internen Fachtag den gewählten Mitgliedern der Steuerungsgruppe symbolisch einen Schlüssel übergeben. Das heißt, die Arbeit kann jetzt beginnen.
Vorbild für andere sein
Insbesondere geht es bei diesem Projekt um Würde und Anerkennung. „Es geht darum, wie wir den Schlüssel ins Schloss bringen? Um dies lösen zu können, braucht man die jungen Menschen“, so Mechthild Wolff. Denn meistens sind es die jungen Leute, die gute Ideen haben und diese einbringen. „Ihr seid ein wichtiger Bestandteil in Eurer Gruppe! All dies hat weitreichende Folgen, auch für die Zukunft dieser Einrichtung. Ihr habt große Chancen, hier etwas zu verändern“, ergänzt die Studiengangleiterin Kinder- und Jugendhilfe an der Hochschule Landshut. Vorbild für andere Einrichtungen sein, darum geht es.
Die gesammelten Kunstwerke der Vorschläge aller Gruppe hängen seit 8. Januar im Gang der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. „Wir möchten das Engagement der Gruppen und der Kinder im Rahmen dieser Ausstellung würdigen und freuen uns über jeden, der uns besucht und die Bilder ansehen möchte“, so Carsten Unger, der stv. Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.