Das Geheimnis starker Eltern und LehrerInnen

Fast 200 Tagungsteilnehmer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern kamen nach Hochzoll, um sich bei Prof. Dr. Haim Omer Anregungen für ihre tägliche Arbeit zu holen. | Foto: Carsten Unger
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Prof. Dr. Haim Omer begeistert knapp 200 TeilnehmerInnen bei Tagung in Hochzoll

Ist es heute schwieriger Eltern und Lehrer zu sein als früher? Um diese zentrale Frage drehte sich alles bei der dritten Tagung mit Prof. Dr. Haim Omer. In zahlreichen Büchern gibt der Erziehungsexperte seine Erfahrungen aus seinen Forschungen praxisnah mit guten umsetzbaren Tipps an Fachkräfte sowie auch direkt an Eltern weiter. So auch den knapp 200 Teilnehmern der Fachtagung, die im Februar im Pfarrsaal von Heilig Geist stattfand.

Das Interesse an dem Wissenschaftler und Autor, der extra aus Tel Aviv nach Augsburg kam, war riesig. Die Veranstaltung war wie immer schnell ausgebucht. Knapp 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern Österreich und Schweiz waren nach Hochzoll gekommen, um den renommierten Wissenschaftler zu erleben. „Nach den Erfolgen der letzten beiden Tagungen haben wir Haim Omer erneut eingeladen, um die Weiterentwicklungen seiner Ansätze und einige neue Projekte vorzustellen. Seine Konzepte geben eine praktische Handhabe und eine klare Orientierung, wie durch eine stärkende Beziehung die Kinder auf ihrem Weg in die Welt gut und sicher begleitet werden können. Es ist nicht nur eine Frage der Methoden, sondern auch eine Frage der Haltung, wie man mit Eltern und LehrerInnen ein gutes Bündnis zum Wohl des Kindes schmiedet“, so Volkmar Abt, Leiter des Systemischen Instituts Augsburg und Hauptinitiator der Tagung. Rund 30 Prozent der Tagungsteilnehmer kamen diesmal aus den Schulen. Einige waren bereits zum zweiten Mal dabei, einige sogar zum dritten Mal. Sie waren gespannt, welche Geheimnisse der Wissenschaftler diesmal preisgeben wird. „In Hochzoll eine solche Tagung alle zwei Jahre mit einem so großen Erfolg auf die Beine zu stellen, darauf sind wir sehr stolz. Wir freuen uns, wenn die Sozialpädagogen, Erzieher und Lehrer von den Ideen Haim Omers profitieren können“, so Ulrich Lorenz, der Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll, Kooperationspartner des Systemischen Instituts Augsburg. „Mit dieser Veranstaltung startet eine pädagogische Reihe anlässlich des 111-jährigen Jubiläums unseres Kinderheims, darauf freuen wir uns ganz besonders.“

Von Tel Aviv nach Augsburg

Stefan Kiefer, Augsburgs dritter Bürgermeister und Sozialreferent, überbrachte ein Grußwort der Stadt Augsburg und gratulierte Haim Omer herzlich zur Tagung in Augsburg. „Diese Tagung strahlt aus – weit über Augsburg hinaus“, freut sich Kiefer, der selbst Vater von drei Kindern ist. „Ich schätze die Sozialpädagogen sehr und traue ihnen zu, dass Sie einen guten Weg als Vermittler finden! „Ich hoffe, dass die Ideen von Haim Omer Eingang in die Praxis finden und dort Früchte tragen. Denn das braucht unsere Stadt und die Gesellschaft ganz besonders. Denn keine Wissenschaft beschäftigt sich so stark über das Zusammenleben wie die Erziehungswissenschaft. Nicht nur die Regeln und Normen stehen hier im Mittelpunkt, sondern die Ressourcen, die helfen, den richtigen Weg zu finden. Über diese Ebene können wir viel erreichen.“

Die neue Autorität in Familien und Schulen bei auffälligen und ängstlichen Kindern

Am ersten Tag legte Omer den Schwerpunkt auf die „Wachsame Sorge“ und auf „Ängstliche Kinder“. Schulverweigerung, Verschlossenheit oder Computermissbrauch kann auch als Auswirkung von Sozialvermeidung aufgrund von Angst gesehen werden. Daraus ergeben sich völlig neue Blickwinkel auf diese Symptomformen. Als Ursachen nannte er den Verlust der Kindheit, die Verringerung der Mittel und die Einsamkeit (die Großfamilie ist Vergangenheit). Verstärkt werde dies durch die moderne Stadt, die ein Paradies für Versuchungen mit neuen Herausforderungen ist. Aber auch die digitale Welt führe immer mehr dazu, dass die Eltern ausgeschlossen werden. Die Herausforderung und Mission sei es, dieser Überflutung Herr zu werden.


Wichtig: Ankerfunktion der Eltern und Lehrer

„Die Ankerfunktion von Eltern und Lehrer sind die Fundamente der neuen Autorität als Ersatz für das, was man verloren hat. Präsenz, Selbstkontrolle, Unterstützung und Beharrlichkeit sind die Fundamente“, so Omer. Die Kinder müssen spüren, dass Eltern da sind und auch da bleiben. „Wichtig ist es später, dass die Eltern zunehmend „die Leine loslassen“ und dennoch das Kind immer in den sicheren Hafen zurückkehren lassen. Sie sind trotzdem da, wenn sie gebraucht werden.“ Omer betonte aber auch, wie enorm wichtig die Unterstützung durch ein Unterstützernetzwerk sei. Zum Erziehen eines Kindes brauche man ein ganzes Dorf. Das können Freunde, andere Eltern, Elternbeiräte, Bekannte oder die Schule sein. Und Teamarbeit verleiht Mut zu handeln und Präsenz zu zeigen!“
Für alle im Kontext Schule tätigen Fachkräfte stellte Haim Omer am zweiten Tag sehr pragmatische und direkte Interventionen der „Neuen Autorität“ vor. Eigens hierfür hat er das praxisorientierte Buch „Stark im Lehrberuf“ geschrieben, das im November 2019 auf Deutsch erscheinen wird. Wie man ihn kennt, zeigte Omer wieder alles anhand sehr praktischer Beispiele auf, wie an der lebendig gewordenen Holzpuppe Pinocchio, äußerst prägnant und alltagstauglich, aber auch auf seine unschlagbar humorvolle Art und Weise.

„Jetzt können wir von den vielen eindrücklichen Erfahrungen sofort in der Praxis profitieren und es umsetzen. Es war wieder eine sehr gelungene und gut organisierte Tagung, zu der wir wieder gerne kommen“, so der einheitliche Tenor der Tagungsteilnehmer.

Über Prof. Dr. Haim Omer

Haim Omer arbeitet als Professor für Klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv. Er ist Gründer und Fachdirektor des Zentrums für Eltern-Coaching im Schneider-Kinder- Krankenhaus und des New-Authority Centers in Israel. Haim Omers Eltern waren Überlebende des Holocausts in Treblinka. Er wurde 1949 in Brasilien geboren und wanderte 1967 nach Israel aus. Seit den 80er-Jahren befasst er sich mit der Frage, wie sich das Denken und Handeln durch die Erkenntnisse der klinischen Psychologie in die Erziehungs- und Beratungsarbeit integrieren lässt. Seine Bücher über den gewaltlosen Widerstand wie Autorität ohne Gewalt“, „Stärke statt Macht“, „Wachsame Sorge“ oder „Neue Autorität: Das Geheimnis starker Eltern“ wurden in acht verschiedenen Sprachen übersetzt. Im November 2019 erscheint sein Buch „Stark im Lehrberuf“ in deutscher Sprache.

Mehr zum Systemischen Institut: Systemischen Institut Augsburg

Mehr zur Kinder-, Jugend- und Familienhilfe dazu unter www.kinder-jugendhilfe-augsburg.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Roth aus Friedberg

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