Prinz Pi gibt Augsburg in der Kantine Zucker

Rund 600 Hip Hopper huldigten am Samstagabend, 14.05.2011, in der Musikkantine Augsburg dem Rap von Prinz Pi. Der Rapper mit den wohl intelligentesten Texten der kommerziellen deutschen Hip Hop Szene präsentierte vor einem begeisternd mitmachenden Publikum in der Kantine Stücke aus seinem neuen Album “Rebell ohne Grund” und älteren Sprechgesang mit Beat. Dabei befasste sich Prinz Pi thematisch vor allem mit Trennungsschmerz, Tod, Medienkritik und - wie im Rap-Business üblich - auch mit ein bisschen Selbstbeweihräucherung.

Gerard MC baut Emotionen für Pi auf
“Wir müssen Emotionen für Pi aufbauen”, kündigten die beiden Rapper von Gerard MC euphorisch an. Der Support von Prinz Pi machte in der gut gefüllten Kantine schon ordentlich Dampf und brachte Hände, Feuerzeuge, leuchtende Handys und Smartphones, sowie Bierflaschen des Publikums in die Höhe. Danach wurde es dunkel und aus den Boxen dröhnender Bass baute Spannung auf. Die Menge skandierte “Pi Pi Pi...” und kurz darauf “Porno Porno Porno”, denn früher nannte sich der Star-Rapper Prinz Porno. Das Ganze wiederholte sich, bis schließlich ein Countdown auf der Bühne das Kommen des Live-Acts ankündigte. Das Publikum zählte im Sekundentakt lautstark herunter, doch der Countdown war für jede Zahl etwas länger eingestellt. Bei Null angekommen, war von Prinz Pi noch nichts zu sehen. Stattdessen flimmerte ein erneuter Zehner-Countdown – vergleichbar mit dem Schwarz-Weiß-Vorspann alter Filme – durch die Musikkantine. Wieder zählten die Hip Hop Fans aus Augsburg und Umgebung laut mit – und Prinz Pi legte gleich mit seiner aktuellen Single “Du bist” los.

”Donnerwetter” in Augsburg und steigendes Energielevel nach “Virus”
Prinz Pi merkte schnell, dass er den Augsburgern bei den Refrains vertrauen konnte. Schon beim zweiten Track “Elfenbeinturm” verstummte er davor einfach, während das textkundige Publikum lautstark für den Rapper einsprang. Auch bei älteren Songs wie “Donnerwetter” - bei dem er den ersten Applaus für seine Crew um Backgroundrapper e-Rich, Lichttechniker Brian und Kollegen einholte -, der “Nerdhymne” oder “Instinkt” ließ ihn das Publikum nicht im Stich.

Nach dem ersten Drittel, das mit “Virus” - einem anspruchsvollen, weltkritischen Text (Zitat: “Es ist der Virus, bald sterben wir aus wie die Dinos / Die Jugend ziellos, die Konten im Minus / Es ist der Virus, es gibt kein Mittel dagegen - nur auf RTL gegen Mittag schon Titten zu sehen”) endete, forderte Prinz Pi ein höheres Energielevel vom Publikum. Bei “Trümmer” und nachfolgenden Songs wie “Der neue iGod”, “Beweis dagegen” und “Würfel” zogen Tempo und Lautstärke auf und vor der Bühne an. Zeit für die “Tanz”-Stufe. Wer seine Beine noch nicht abhob und sich im Rhythmus des Beats bewegte, fügte dieses Hip Hop Element zu den rappenden Armen in der Luft hinzu.

Verliert Duracell-Augsburg bei Zugabe gegen Tübingen?
Nach seinem extrem gut durchdachten Anti-Kriegstext “Drei Kreuze für Deutschland” lobte er die Mitmachqualitäten von “meinem Duracell-Augsburg”, und zog das Tempo selbst noch mal an. Dabei belegte Prinz Pi: Selbst bei einem Rapper mit intelligenten Texten kann Trennungsschmerz auch mal zu aggressivem Sound und hasserfüllten Zeilen führen. “Jeden Monat wünsch ich mir, du verblutest an deinen Tagen” stieß er im Refrain von “Du Hure” aus und schlug direkt danach bei “Laura” wieder sanfte Töne an. Mit Liebe, Trennungsschmerz und Tod vereint.

Satte sieben Songs legte Prinz Pi nach dem melodramatischen “Laura” als Zugabe obendrauf. Mit tiefsinnigen Texten war allerdings nach den rund 20 Tracks aus dem regulärem Programm Schluss. Kritik gab es trotzdem noch – und zwar von Prinz Pi ans Publikum adressiert. Dieses hatte seiner Meinung nach nämlich das Feuer trotz lautstark eingeforderter Zugabe bei eben jener verloren. “Diese Zugabe gefällt mir irgendwie nicht”, gab Prinz Pi in seiner direkten Art zu Protokoll und stachelte den Ehrgeiz seiner Fans in der Kantine mit “Tübingen war an dieser Stelle gestern besser” gleich an. Bei “Du hast keine Jugend” gab die Menge dann auch wieder Gas. Für den Rebellen Prinz Pi Grund genug, dem Affen zum Abschluss Zucker zu geben.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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