Gewalt und Sex im Playboy
Der Boden im Hoffmannkeller litt am meisten bei der Inszenierung von „Playboy“. Auf ihm landeten zerkaute Möhrenstückchen, Spuckebatzen, eine milchige Flüssigkeit, die Sperma darstellen sollte und ohne Unterlass von oben herab tropfte, Flüssigkeiten aus Martini-Gläsern, Glitzerkonfetti und Fähnchen, die in der Brühe schwammen. Doch nicht nur der Boden, dem obendrein ebenso wie einer rustikalen, mit Fellkostümen gefüllten Tasche sowie einem Seziertisch Gewalt angetan wurde, sondern auch die Schauspieler hängten sich im Theaterstück in Augsburg voll rein.
Die Geschichte aus der Feder von Marijana Verhoef kritisiert die serbische Machtkultur, wo aus Gangstern schnell Politiker geformt werden und die harten, aber gleichzeitig je nach Rang in der Hackordnung unterwürfigen Kerle zwar deutsche Wertarbeit schätzen und sich mit Berliner Huren vergnügen, parallel aber – ganz Patrioten – übel auf die Deutschen schimpfen. So der Tenor dieser Gewaltorgie um Playboy Stevan, der seinen Laufburschen foltert, als Hase kostümiert seine „Furry-Fetisch“-Prostituierte ermordet, seine Sekretärin unter anderem mit einem ferngesteuerten Panzer mit Penis-Aufsatz über dem Kanonenrohr erniedrigt und seine Ex-Frau physisch wie psychisch dominiert. Hier geht es derb zur Sache, Gewalt und Sex sind verbal sowie auf raffinierte Weise dargestellt omnipräsent. Dieses Stück ist nichts für zarte Gemüter.
Starke Inszenierung, maximale Wirkung
Musikalisch eingeleitet und stimmig abgeschlossen vom Bugs Bunny Thema erzählt Regisseurin Katrin Plötner, wie aus einem Frauen verachtenden, abartigen und psychopathischen Mafia-Zögling ein perfider Politiker wird, dessen Weg Leichen pflastern. Alexander Dankow spielt den widerlichen Großkotz Stevan so schleimig wie er sein muss, verwandelt sich dabei aber je nach Szene in einen Sex besessenen Hasen und ein vor dem Obermafiosi winselndes Häufchen Abschaum. Sebastián Arranz glänzt mit wenigen Worten, treudoofem Blick und Gewalteinsatz nach dem Prinzip „nach unten treten, nach oben buckeln“ als Stevans geschundener Handlanger Johnny. Später darf er dem Schauspielkollegen die Unterdrückung als Gangsterboss im rosa Pelzmantel mit lila Hut und irrem Blick heimzahlen, wobei er trotz Verhaspelns eine gute Figur macht.
Gleich drei Rollen verkörpert Helene Blechinger intensiv: die serbisch sprechende Sekretärin, die Fetisch-Hure und die brutal in die Schranken verwiesene Ex-Frau, die um Stevans Aufmerksamkeit und Geld balzt. Alle Schauspieler haben vollen Körpereinsatz und Wandelbarkeit gemeinsam, die sie mit Bravour meistern. Zusammen mit der für Bühne und Kostüme verantwortlichen Anneliese Neudecker, Dramaturgin Barbara Bily und einer exzellent umgesetzten Licht- und Tontechnik holt das Ensemble maximale Atmosphäre aus dem kleinen, länglichen, minimalistisch ausgestatteten Hoffmannkeller heraus.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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