Comeback am Helmut-Haller-Platz
Eisbrecher rocken Summer am Kiez
Eiskalt lief es den Fans von Alex Wesselsky vor dem Oberhauser Bahnhof beim Eisbrecher-Konzert auf dem Helmut-Haller-Platz, trotz der warmen Sommernacht, den Rücken hinunter, als der Sänger von seiner schweren Zeit berichtete. Lange aufhalten wollte er sich allerdings nicht mit seinen längeren Krankenhausaufenthalten, wozu auch: Der Eisbrecher-Boss strotzte vor Kraft und Lebensfreude und lieferte getreu dem Motto „The Show must go on“ eine Wahnsinns-Show ab.
Mit vielen kleinen Buden, Essen, Trinken und Merchandising lieferte das zum St. Pauli-Kiez umgebaute Konzertgelände die perfekte Bühne für das große Wesselsky-Comeback vor rund 1000 Rockfans. Nicht einmal die vorbeirauschenden ICE-Züge kamen gegen die lauten Beats an. Kurzzeitig hatte der Sänger sogar Mitleid mit den Anwohnern. die „Nerven aus Stahl haben müssen.“ Dafür hatten die Anwohner auch Logenplätze und konnten das Konzert von ihren Fenstern aus kostenlos beobachten.
Neu war, neben der wiedergefundenen Lebensfreude des Bandleaders, auch Leadgitarrist Marc Richter, der den Anfang des Jahres aus der Band ausgestiegenen Mitbegründer Noel Pix, ersetzte. Auch die Pyro-Show am Bahnhof funktionierte einwandfrei und so konnte Wesselsky nach einem Bier greifend verkünden: „Jetzt darf ich wieder alles machen, was Spaß und krank macht.“
Auf Betriebstemperatur gebracht wurde das Publikum von den Schattenmännern rund um Frontmann Frank Herzig. Nicht mal ein Allzeit-Eisbrecher-Klassiker wie "Eiszeit" schaffte es die Soundmaschine auf der Bühne zum Abkühlen zu bringen. Mit Raritäten wie „Herzdieb“ aus ihrem dritten Album „Sünde“ (2008) und Hits wie „So oder so“ aus dem Schock-Album (2015), das mit Gold ausgezeichnet wurde und altbewährtem wie „Willkommen im Nichts“, „Augen unter null“, „1000 Narben“ oder „FAKK“ wurde das Publikum immer wieder aufgepeitscht. Mit „Himmel, Arsch und Zwirn“ und dem großen Finale. „Du bist ein Miststück – du bist ein Stück Mist.“ wurde der Siedepunkt endgültig überschritten. Ein kleiner Wehrmutstropfen der Lokalität, pünktlich um 22 Uhr war Zapfenstreich und damit auch keine Zeit mehr für Zugaben – gerade dann, als es am schönsten war.