Bezirk Schwaben verleiht Architektur- und Denkmalpreis 2024

Der Erweiterungsneubau des Amtsgerichts Kaufbeuren ist sowohl ökologisch als auch architektonisch herausragend und bekommt dafür den Architekturpreis 2024 des Bezirks Schwaben. | Foto: Marco Kleebauer/© MK-Fotografie
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  • Der Erweiterungsneubau des Amtsgerichts Kaufbeuren ist sowohl ökologisch als auch architektonisch herausragend und bekommt dafür den Architekturpreis 2024 des Bezirks Schwaben.
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Drei Preisträger/-innen aus Kronburg, Bodolz und Kaufbeuren erhalten den diesjährigen Architekturpreis des Bezirks Schwaben. Über den Denkmalpreis 2024 freuen sich vier Bauherren/-herrinnen aus Pfronten-Dorf, Lauben-Frickenhausen, Mindelheim und Günzburg.

Vom Amtsgericht über das Feriendomizil bis hin zum privaten Wohnhaus – der Bezirk Schwaben zeichnet in diesem Jahr ganz unterschiedliche Gebäude mit seinem Architekturpreis sowie dem Denkmalpreis aus. Am 3. Mai überreichte Barbara Holzmann, Bezirksrätin und Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten Martin Sailer, im Gasthof Hirsch in Rettenberg-Vorderburg die Auszeichnungen. „Mit unserem Architektur- und unserem Denkmalpreis wollen wir als Bezirk dazu beitragen, unsere schwäbischen Gemeinden lebendig zu halten. Baukultur nimmt ganz maßgeblich Einfluss auf das gesellschaftliche und kulturelle Leben vor Ort und kann sehr bereichernd darauf einwirken,“ so Holzmann. „Die diesjährigen Preisträger und Preisträgerinnen haben hier Außerordentliches geleistet.“

Den Architekturpreis erhalten Michael und Julia Staudinger für das „B&B d’Kammer“ in Kronburg (15.000 Euro), Steffi Thierheimer für den Umbau der Wohneinheit „Schwarze Scheune“ in Bodolz (5.000 Euro) und der Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Kempten, für seinen Erweiterungsneubau am Amtsgericht Kaufbeuren (undotiert). Der Denkmalpreis geht an die Familie Hochkofler (15.000 Euro) für die Restaurierung eines ehemaligen Bauernhauses in Pfronten-Dorf. Des Weiteren erhalten Anna Kern und Sebastian Heinzelmann mit dem Denkmalpreis 10.000 Euro für die Restaurierung des Vöhlinschlosses in Lauben-Frickenhausen sowie Susanne Steinel und Raimund Gabriel 5.000 Euro für die Restaurierung des Anwesens Holzbaur in Mindelheim. Einen Anerkennungspreis (undotiert) erhält das Staatliche Bauamt Krumbach für die Restaurierung des Schlosses Günzburg. (Weitere Informationen zu den Preisträgern/-innen siehe unten.)

28 Bewerbungen für den Architekturpreis, sieben Vorschläge für den Denkmalpreis

Der Architekturpreis würdigt Gebäude mit hohem kulturellen Wert, die typische regionale Strukturen enthalten beziehungsweise diese modern interpretieren. Soziale und ökologische Gesichtspunkte spielen bei der Preisvergabe eine große Rolle. Insgesamt 28 Bewerbungen gingen ein. Nach einer Vorauswahl besichtigte die Jury neun Objekte vor Ort. Diese setzte sich zusammen aus Alfons Weber (Bezirksrat, weiterer Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten), Edgar Rölz (Bezirksrat, Kulturbeauftragter), Walter Bachhuber (Architekt), Christoph Lang (Bezirksheimatpfleger) und Christian Mischo (Abteilungsleiter Abteilung 5: „Bau, Umwelt und Energie“). Der Architekturpreis wird zum zweiten Mal verliehen.

Sieben Vorschläge reichten die Kreis- und Stadtbauverwaltungen, das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und die Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger für den Denkmalpreis ein. Auswahlkriterien sind die fachliche Qualität der Maßnahme, das finanzielle Engagement der Eigentümer/-innen, die Kreativität bei der Durchführung und die Bedeutung des Denkmals. Die Jury bestand aus Edgar Rölz (Bezirksrat, Kulturbeauftragter), Alfons Weber (Bezirksrat, weiterer Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten), Christian Mischo (Abteilungsleiter Abteilung 5: „Bau, Umwelt und Energie“), Dr.-Ing. Bernhard Niethammer (Museumsleiter Freilichtmuseum Illerbeuren), Christoph Lang (Bezirksheimatpfleger), Felix Guffler (wiss. Mitarbeiter Bezirksheimatpflege) und Eva Dieckmann (wiss. Volontärin Bezirksheimatpflege). Auch hier begutachtete die Jury alle Objekte vor Ort. Der Denkmalpreis wird 2024 zum 22. Mal verliehen.

Architekturpreise 2024 – Die Preisträger/-innen

„B&B d’Kammer“ in Kronburg (Preisgeld: 15.000 Euro)
Mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro würdigt der Bezirk das „B&B d’Kammer“ in Kronburg (Landkreis Unterallgäu) von Michael und Julia Staudinger. Das Ehepaar erschuf aus dem ehemaligen Bauernhof ein Feriendomizil mit authentischem Flair. Leerstehende Wohnflächen, der ehemalige Stall, die Tennendurchfahrt und weitere Gebäudeteile verwandelten die Staudingers mit Hilfe des Architekten Alexander Nägele (SoHo Architektur in Memmingen) in Ferienwohnungen, einen Gemeinschaftsraum für Tagungen und Feiern sowie einen Frühstücksbereich. Die weißen Kammern im Stall, die hölzernen Boxen im Heustadel und der hohe Gemeinschaftsraum mit großzügiger Öffnung in den Garten verleihen dem Anwesen einen zeitlosen Charme und verbinden Altes mit Neuem. Im Außenbereich sind ein Gästegarten mit Kinderspielfläche, Grillplatz und Außensauna entstanden. Der Umbau erfolgte weitgehend nachhaltig: Natürliche Baumaterialen wie Holz, Kalkputz, Hanfkalkstein und Ziegel sorgen für Langlebigkeit. Wo es möglich war, reparierten die Bauherren Bauteile und verwendeten sie erneut. Das Projekt „B&B d´Kammer“ zeigt vorbildlich, wie eine alte Hofstelle mit einer zukunftsfähigen Nutzung wiederbelebt wird und somit attraktiv zur Verbesserung der dörflichen Struktur beitragen kann.

Wohnhaus „Schwarze Scheune“ in Bodolz (Preisgeld: 5.000 Euro)
Für ihren Umbau einer landwirtschaftlichen Scheune in eine Wohneinheit, bestehend aus Wohnraum und Lagerraum, erhält Steffi Thierheimer aus Bodolz (Landkreis Lindau) ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. Unter Federführung des Architekten Sebastian Felix Ernst (ERNST – officeforarchitecture, Berlin) ist ein nachhaltiger Ausbau entstanden. Die Bauherrin achtete beim Umbau auf Nachhaltigkeit, verwendete beispielsweise schadstoffarme Bauprodukte, nutzte weitestgehend die Bestandsstruktur, dämmte mit Holzfaserplatten und ließ so ein energetisch optimiertes Gebäude entstehen. Die erhaltene Holzstruktur, die tiefen als Sitzbänke genutzten Fensterlaibungen, den Balkon und die grau gestrichenen Holzfenster sorgen immer noch für einen rustikalen Charme. Das Projekt Wohnhaus „Schwarze Scheune“ ist ein Ansatz dafür, wie Bauherrinnen und Bauherren mit einem außergewöhnlichen Konzept Wohnraum schaffen, Flächenverbrauch vermeiden und einem alten Gebäude neues Leben einhauchen können.

Erweiterungsneubau Amtsgericht Kaufbeuren (undotiert)
Der Freistaat Bayern, hier vertreten durch das Staatliche Bauamt Kempten, erhält für seinen Erweiterungsneubau des Amtsgerichts Kaufbeuren den undotierten Architekturpreis des Bezirks Schwaben. Das Gebäude und seine Funktion erfüllen in architektonischer und in ökologischer Hinsicht gleich mehrere Kriterien, die für die Preisvergabe relevant sind.
Dem Architekturbüro löhle neubauer architekten aus Augsburg ist es gelungen, den zurückgesetzten Neubau so zu konzipieren, dass er sich harmonisch zwischen den historischen, denkmalgeschützten Gebäuden einfügt. Das Erscheinungsbild ist unaufdringlich und dient im Ensemble mit den bestehenden Gebäuden als Bindeglied und neues Herzstück. Der Neubau orientiert sich an den bestehenden Gebäudekanten und Grenzen des beengten Baufeldes. Eingriffe ins Biotop konnten vermieden, der Baumbestand weitgehend erhalten bleiben.

Die klare architektonische Haltung des Erweiterungsneubaus überzeugte die Jury ebenso wie die Lage, das Material, seine Struktur im Inneren und dass der Neubau sich unaufdringlich in die bestehenden Denkmalgebäude einreiht.

Denkmalpreise 2024 – die Preisträger/-innen

Ehemaliges Bauernhaus in Pfronten-Dorf (Preisgeld: 15.000 Euro)
Laut Denkmalliste 1479 errichtet, weist das ehemalige Bauernhaus in Pfronten-Dorf eine wechselvolle Geschichte auf. Es diente als Tafernwirtschaft mit Brauereirecht, landwirtschaftliche Hofstelle und zuletzt als reines Wohngebäude. Die Jury beeindruckte, wie behutsam die Familie Hochkofler bei ihrer Sanierung vorging. Sie berücksichtigte stark die Raumaufteilung und setzte sich intensiv mit der Baugeschichte des Hauses auseinander. So konnten beispielsweise die historisch überlieferte Tennendurchfahrt erhalten und fehlende historische Verbindungselemente ergänzt werden. Das am Dorfweiher gelegene Haus ist ortsbild- und stilprägend. Laut Jury sind die Restaurierungsmaßnahmen beispielhaft für den Umgang mit einem derartigen Objekt.

Vöhlinschloss in Lauben-Frickenhausen (Preisgeld: 10.000 Euro)
Das Vöhlinschloss verfiel seit Jahrzehnten, bevor Anna Kern und Sebastian Heinzelmann sich an dessen Restaurierung wagten. Sie setzten das Gebäude innen wie außen umfangreich instand, um verformte Außenwände, statische und Fäulnisschäden sowie weitere Mängel zu beheben. Dabei legten sie ein großes Augenmerk auf den Erhalt historischer Elemente.
Der Jury gefiel es, dass die Bauherrin und der Bauherr ein Objekt erhielten, das stellvertretend für die soziale Ordnung der Frühen Neuzeit in Schwaben steht. Die Memminger Patrizierfamilie Vöhlin errichtete sich 1492 mit dem Bau des Schlosses einen Landsitz nach italienischem Vorbild. Der Innenraum mit dem repräsentativen Treppenhaus, der historisch-funktionalen Raumaufteilung und dem Festsaal im Obergeschoss zeigen, wie sich eine schwäbische Ortsherrschaft in der Frühen Neuzeit gegenüber Gleichrangigen und Untertanen/-innen präsentierte. Die Jury lobte, dass die Restaurierung und Instandsetzung des Gebäudes in einer Qualität durchgeführt wurden, die in dieser Form nicht nur vorbildlich, sondern herausragend exemplarisch sind.

Anwesen Holzbaur in Mindelheim (Preisgeld: 5.000 Euro)
Susanne Steinel und Raimund Gabriel haben mit der Sanierung des Anwesens Holzbaur in Mindelheim ein lokalgeschichtlich und kunsthistorisch bedeutsames Gebäude erhalten. Gleichzeitig schufen sie neuen Wohnraum. Das Anwesen aus dem 19. Jahrhundert setzt sich aus zwei Gebäuden zusammen und wurde im Laufe der Jahre erweitert. Während das eine Gebäude einem italienischen Palazzo mit Garten gleicht, diente das andere Haus Handwerkern und Tagelöhnern als Wohnraum. Die Eigentümerin und der Eigentümer gingen bei der Sanierung kreativ bei der Raumgestaltung und dem Nutzungskonzept vor, was die Jury besonders würdigte. Sie beeindruckte beispielsweise, wie eindrucksvoll die in Stadtmauer restauriert wurde, die innerhalb des Gebäudes verläuft. Auch alle Malereien des Kunstmalers Erwin Holzbaur, der im 20. Jahrhundert dort lebte, wurden erhalten. Die Bauherrin und der Bauherr achteten darauf, dass moderne Technik wie Photovoltaik-Folien auf dem Dach und eine Grundwasserwärmepumpe behutsam integriert wurden.

Schloss Günzburg (Anerkennungspreis, undotiert)
Das Schloss Günzburg war einst eine Residenzanlage der Habsburger und stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Dem Staatlichen Bauamt Krumbach ist es mit der Instandsetzung gelungen, zerstörte historische Strukturen und Bauelemente zu restaurieren, konservieren und inszenieren. Dabei wurde hochwertige Ausstattung entdeckt und aufgearbeitet. Fehlende Bauteile wurden durch neue Interpretationen ersetzt. Laut Jury ist dies besonders bemerkenswert, da Renovierungsarbeiten in den 1960er Jahren diese stark verunklärt haben und das Residenzschloss als solches nicht mehr erkennbar war.

Das Schloss ist heute wieder ein historischer Ort und deutlich sichtbar im Stadtbild. Die Instandsetzung hat zudem eine Fülle an neuen Erkenntnissen zum Gebäude erbracht. Gerade weil ein Großteil der historischen Bausubstanz verloren war, sind die Arbeiten am Objekt laut Jury bemerkenswert. Sie würdigt, dass ein Ort schwäbischer Geschichte wiederhergestellt wurde.

Bürgerreporter:in:

Bezirk Schwaben aus Augsburg

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