Antikes Erbe: "Römisches Museum" in Augsburg
Augsburg blickt auf eine lange Geschichte zurück, und zählt somit zu den ältesten Städten Deutschlands. Insbesonders erwähnenswert wegen der ursprünglichen Besiedlung durch die Römer, erst als Garnisonsort, später als Hauptstadt der römischen Provinz Raetien, danach Bischofsresidenz, bis hin ins Zeitalter der Renaissance, des Rokoko und der Industrialisierung zur Neuzeit. Bedeutende Personen wie z.B. das Fuggergeschlecht, die Welser, trugen viel zum wirtschaftlichen Aufstieg dieser Stadt bei. Weitere berühmte Personen wie der Komponist Leopold Mozart, sowie der Schriftsteller Bert Brecht waren berühmte Söhne dieser Stadt. Das kulturelle Angebot dieser Stadt umfasst ein breites Spektrum an Ausstellungen und Museen aus allen Zeitepochen. Besonders erwähnenswert ist das Römische Museum, das sich der Gründungsgeschichte dieser Stadt, und deren frühe Besiedlung durch die Römer und deren kulturellen Zeugnissen widmet.
Geschichtlicher Hintergrund:
Untergebracht ist diese Sammlung in der ehemaligen Dominikanerkirche St. Magdalena. Der Dominikaner-Orden ließ sich bereits in Augsburg nieder, bevor 1313 die Kirche und das Kloster der Templer übernahm. Auf diesem Terrain wurde später zwischen 1513 und 1515 eine spätgotische Kirche errichtet (zum Kirchenbau steuerten Jakob Fugger und Kaiser Maximilian I. nicht direkt, sondern über Ablassgelder bei), die sich als zweischiffige Hallenkirche an die Dominikanische Ursprungskirche in Toulouse (1217) anlehnte, und später zwischen 1716 bis 1724 an den Barockstil angepasst wurde. Im Zuge der Säkularisation 1805/1806 wechselte die Kirche in den Besitz des Königreiches Bayern, und wurde 1837 an die Stadt Augsburg verkauft. Ermöglicht durch den Augsburger Textilfabrikanten – Ritter Hugo von Forster, konnte 1913/1914 eine umfassende Renovierung der Kirche durchgeführt werden. Während des Bombenangriffs 1944, blieb die Kirche unbeschädigt. Seit 1966 ist es der Sitz des heutigen Römischen Museums.
Den Grundstein für diese heutige Sammlung legte der Humanist Conrad Peutinger (1465-1547) – u.a. Stadtschreiber in Augsburg mit guter Verbindung zu Kaiser Karl V. dem Nachfolger Kaiser Maximilian I. der ihn in den erblichen Adelsstand erhob. Peutingers Beziehungen zu bekannten Humanisten, sowie seiner Sammelleidenschaft entstammte eine überaus beachtenswerte Bibliothek, die den Grundstein für diese heutige Sammlung legte. Ihm ist auch im Museum im Seitenschiff eine Abteilung einiger seiner Werke gewidmet. 1822 wurde dann später formell das Augsburger Antiquarium Romanum gegründet.
Das Römische Museum dokumentiert die früheste Geschichte Augsburgs und seiner Umgebung, sowie aktueller Grabungen und Funde der Stadtarchäologie. In den einzelnen Abschnitten (ehemaligen Seitenkapellen) des Museums bestaunt der Besucher Artefakte aus der Steinzeit , Römerzeit, dem spätantiken Christentum bis hin zum frühen Mittelalter. Das Museum zeichnet sich u.a. durch die größte Steindenkmälersammlung Süddeutschlands aus, und verschafft damit ein eindrucksvolles Bild des kulturellen regionalen Wandels vom der Holz- zur Steinbaukultur zwischen Antike und Karolingerzeit.
Gliederung der Ausstellung
Seitenkapellen 1, 2, 10
Sind den „temporären“ Ausstellungen gewidmet … zur Zeit (22.01.-03.10.2011) der Sonderausstellung – Legio GEMINA XIII einem Projekt der Uni Augsburg (Lehrstuhl für Alte Geschichte), das Wissen aus dem Leben der Antike, unterstützt von Erkenntnissen historischer Funde in Augsburg anhand der experimentellen Archäologie den Lebensalltag, Militär, Ausrüstung sowie Werkzeugen und Gegenständen dem breiten Publikum, insbesondere aber auch Schulen näherbringt.
Seitenkapelle 3:
Ausstellungsgegenstände u. Funde der ehem. Militärlager (Augsburg-Oberhausen und Augsburg-Altstadt), anhand Zeltheringe, Schlüssel, Schreibgriffel, chirurgischen Instrumenten, Pferdegeschirr.
Seitenkapelle 4:
Widmet sich dem römischen Verkehrswesen, mit einem Meilenstein (201n.Chr.), Metallfunden von Ochsen und Pferdewägen, sowie Reliefs aus dem Alltag eines römischen Händlers.
Seitenkapelle 5:
gewidmet dem Augsburger Humanisten Konrad Peutinger, u.a. der Tabula Peutingeriana (mittelalterliche Abschrift einer römischen Strassenkarte) mit Entfernungsangaben (die Entfernungen sind nicht einheitlich in Meilen, sondern in Gallien in "Leugen" angegeben) für das gesamte römische Imperium von Britannien über Nordafrika bis hin nach Indien und Sri Lanka.
Seitenkapellen 6 / 7 / 8:
Ausstellungsstücke römischer Kleidung und Essen, Tonamphoren.
Einem römischen Triklinium (Speiseraum) mit Rekonstruktion eines Wandfreskos, sowie einer Vitrine mit römischen Speisegeschirr.
Römische Architektur , anhand Modelle von einer römischen Villa von Stadtbergen und der Therme von Kempten, weiteres Bauhandwerk, sowie Darstellung einer römischen Fußbodenheizung (Hypocaust-Anlage).
Seitenkapelle 9:
Grabbeigaben, sowie Inventar eines reich ausgestatteten Mädchengrabes aus dem 3. Jh. n.Chr., aus dem Gräberfeld an der blauen Kappe, und Modell einer Gräberfeldstrasse aus Wehringen.
Seitenkapelle 11:
Zeugnisse aus der Alamannenzeit (6.-7.Jhdt. n.Chr.) mit Waffen, Gefäßen aus Männergräbern, mit Schmuck (Gold+Silber) und Fibeln aus Frauengräbern.
Seitenkapelle 12:
Frühchristliche Funde in Augsburg aus dem Gräberfeld von St. Ulrich und Afra, mit Sarkophag und Klerikergräbern.
Das Kirchenschiff:
A. Bronzezeitliche Grabfunde (Bronzenes Trinkgeschirr) 9./8.Jhdt. v.Chr. (Urnenfelderzeit) aus Ehingen/Burgfeld, sowie Unterglauheim
B. Der Pferdekopf: In Bronze gegossener Pferdekopf mit Spuren von Vergoldung (2.Jhdt. n.Chr) Vermutlich von einem Reiterstandbild eines römischen Kaisers (Marc Aurel ? 161-180 n.Chr.) auf dem Kapitol in Rom.
C. Grabmal des T. Flavius Clemens: Pfeilergrab aus Jurakalkstein (Titus Flavius Martialis frühes Drittel 3.Jhdt. n.Chr.) für seinen verstorbenen Bruder Clemens, dem konsularen Schreiber und Soldaten. Reliefblock mit Bildern der Familie.
D. Körperpflege und Schönheit: Vitrine mit römischen Schminkutensilien, Parfum und Fibeln.
E. Römische Götterwelt: Göttervater Jupiter, verehrt in Augsburg in Steindenkmälern oder Bronzestatuetten, Merkurheiligtum von Gersthofen, sowie andere Gottheiten – Apollo, Bacchus, Venus, Mars und Victoria.
F. Weihesteine für Jupiter: Altäre dem Gott Jupiter geweiht, mit gut erhaltener Weiheinschrift (2. Jhdt. n.Chr.)
G. Die Zirbelnuss: Das heutige Wappen-Wahrzeichen (seit 1540) Augsburgs – symbolisiert durch den Pinienzapfen, dem Symbol der Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit, oftmals platziert auf der Spitze von Grabdenkmälern.
H. Weinhändler in Augusta Vindelicum: 2 Grabdenkmäler aus dem frühen 3.Jhdt. n.Chr. – Reliefblock eines Weinverkaufs an der Taverna, sowie ein mit Weinfässern beladenes Ochsenfuhrwerk.
I. Römisches Glas: Beispiele der römischen Glaskunst mit Emailglasbecher (3. Jhdt. n.Chr) mit Szene des Bacchus, sowie einer gravierten Glasschale. Weiters als erstes christliches Zeugnis in Augsburg eine Schale mit Abbildung von „Adam & Eva“ (340/350 n.Chr.)
J. Augsburger Siegesaltar: bedeutendstes Augsburger Zeugnis – anhand Darstellung der Schlacht gegen die germanischen Juthungen (24./25.April 260 n.Chr.), sowie Wechsel des raetischen Stadthalters von Kaiser Gallienus (253-268 n.Chr.) zum Thronrivalen Postumus in Köln.
Die rechte hintere Wandfront ist dem "prominentesten römischen Bürger des Lechrain“ gewidmet – dem aus dem röm. Ort Abodiacum (heutiges Epfach) stammenden - Claudius Paternus Clementianus, (Büste im Museum Epfach). Geboren ca. 60/65 n.Chr. als Sohn einheimischer Eltern, die das römische Bürgerrecht erworben hatten. Ein für seine Zeit weitgereister Mann der zu Beginn seiner Laufbahn vermutlich Ämter in Augsburg innehatte, wo er danach ein Militärkommando der 1. Classica-Infanteriekohorte in Niedergermanien bekam. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren - "ritterlicher Legionstribun" in Vindobona (heutiges Wien), Teilnehmer an den Dakerkriegen (105/106 n.Chr.) unter Trajan (98-117 n.Chr.), danach Übernahme als Reiterpräfect der "ala siliana" in der neuen Provinz Dakien, ausgezeichnet mit Halsreif und röm. Bürgerrecht. Später u.a. Procurator (römischer Statthalter) der Provinzen Judäa (heutiges Israel), Sardinae (heutiges Sardinien), und Virunum/Noricum (Zollfeld/Österreich). Seinen Lebensabend verbrachter der vornehmste (uns heute bekannter) Raeter danach wieder in Abodiacum/Epfach. 1830 wurden bei Grabungsarbeiten auf dem Lorenzberg bei Epfach an der spätrömischen Wehrmauer die Inschriften von ihm und seiner Mutter entdeckt, und danach dem Antiquarium Romanum in Augsburg zur Verfügung gestellt.
Kontakt:
Römisches Museum Augsburg
Dominikanergasse 15
86150 Augsburg
0821 324 41 31 und 324 41 34
0821-324 4133
Zur Homepage
Öffnungszeiten:
Dienstag: 10 - 20 Uhr
Mittwoch - Sonntag: 10 - 17:00 Uhr
Anmerkung:
Das römische Museum Augsburg führt in Zusammenarbeit mit dem Projekt von Herrn Koepfer auch Aktionstage mit Familien, Schülern und Kindern durch. Termine und Themen entnehmen Sie bitte der offiziellen Website des Museums unter:
http://www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de/inde...
Danksagung:
Meinen herzlichen Dank der Geschäftsführenden Leitung des Römischen Museums in Augsburg – Herrn Manfred Hahn - der diesen Report mit den genehmigten Bildaufnahmen der verschiedenen Museumsartefakte ermöglichte.
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Ausführliche Bild-/Text-Beschreibung sind zu finden auf der Lechrain-Website http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik: Historische (Fund-) Orte/regional
http://www.lechrain-geschichte.de/HiO_Reg_AGS%20Ro...
oder:
http://www.lechrain-geschichte.de/SRV_Aktuelles.ht... oder auch
http://www.lechrain-geschichte.de/KSW%20Museen.htm...
gez. Alfred Platschka
(webmaster@lechrain-geschichte.de)
Literaturquellen:
Römisches Museum Augsburg Stadtarchäologie
S. v. Schnurbein, Die Funde von Augsburg- Oberhausen und die Besetzung des Alpenvorlandes durch die Römer. In: J. Bellot, W. Czysz und G. Krahe (Hrsg.): Forschungen z. Provinzialrömische. Archäologie in Bayerisch- Schwaben (1985). S. 15-43.
W. Hübener, Die römischen Metallfunde von Augsburg Oberhausen, Kallmünz 1973.
Theiss-Verlag, Das Archäologische Jahr in Bayern (Ausgabe 2005 / 2008)
L. Bakker, Augusta Vindelicum. Augsburgs Weg vom römischen Garnisonsort zur Hauptstadt Raetiens. In: Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer (Mainz 2000) 88-94.
W. Czysz/K. Dietz/H.-J. Kellner/Th. Fischer, Die Römer in Bayern (Stuttgart1995).
Ch. Ertel, Landschaftsbezogenes Bauen in Brigantium. Jahrbuch des Vorarlberger Landesmusvereins 134, 1990, 63-86.
P. Gleischer, Topographisches zum antiken Brigantium. Montfort 37, 1985, 283-290.
G. Gottlieb (Hrsg.), Geschichte der Stadt Augsburg. 2000 Jahre von der Römerzeit bis zur Gegenwart (Stuttgart2 1985).
Links/Services zu:
• http://www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de/inde... (Römisches Museum Augsburg Stadtarchäologie)
• http://www.augusta-vindelicorum.de/rechtsunten.htm (Augusta Vindelicorum Website von Thomas Kevin Zech)
• http://de.wikipedia.org/wiki/Augsburg (Wikipedia Augsburg Aufstieg einer Stadt)
http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Peutinger (Wikipedia - Konrad Peutinger)
• http://www.lechrain-geschichte.de/HiO_UeReg_NOR%20... (Claudius Paternus Clementianus LR-Geschichte/A.Platschka)
• http://ckoepfer.de/page13.php (Legio Gemina XIII Uni-Projekt Experimentelle Archäologie der Uni Augsburg von Prof. Christian Koepfer)
• http://www.facebook.com/pages/Populares-Vindelicen... (Populares Vindelicenses historische Augsburger Römertruppe)
• http://www.ig-historisches-augsburg.de (Historisches Augsburg Interessengemeinschaft "historisches" Augsburg)
Bürgerreporter:in:Alfred Platschka aus Igling |
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