Verliebt in Jürgen Klinsmann
oder warum ich ein Fußballfan geworden bin.....................
Ich muss zugeben, den Satz: "Bitte, geh nicht, denn ohne dich kann ich nicht leben!" habe ich noch nie geschafft auszusprechen, ohne es hinterher zu bereuen. Doch gestern wurde mir bewusst, dass ich über das plötzliche Ende dieser einmaligen Beziehung voller Leidenschaft, Herzflattern und Euphorie nicht werde einfach so hinwegkommen können. Eines ist ja wohl klar: Klinsi muss bleiben! Denn seine Jungs haben unser aller Leben um unvergessliche Momente bereichert; und nun kann ich nicht mehr ohne ihn leben – ohne diesen Mann mit dem schönsten Jubellächeln der Welt.
Was für ein Bild hat es wohl für einen heimlichen Beobachter abgegeben, diese unsere Fußballorgie letzten Samstagabend? Zwei Frauen in einem großen, kuscheligen Doppelbett, umgeben von Süßigkeiten, zwischen uns – ein silberner Kühler mit einer Flasche Champagner, vor uns – Flatscreen-TV, das Zimmer mit Tausend Lauten des verzückten Jubels erfüllt. Wir sind Frauen und stehen auf Fußball.
Wir sind Frauen und wir schreien, halten uns gegenseitig an den Händen – bis sie schmerzen, knabbern an unseren frisch lackierten Fingernägeln – das ist uns egal, starren wie gebannt auf den kleinen Lederklumpen, der zwischen den sexy Waden und flinken Füßen hin und her schnellt – es ist die Magie des kleinen Finales. Es ist das Spiel um Platz drei – um die goldene Ananas, um nichts eigentlich, doch auf dem Platz sind unsere Helden: der Bomber-Klose, der Künstler-Poldi, der stürmische Schweini und der immer noch unrasierte Metzelder – das soll uns Glück bringen. Und wir genießen den Taumel – es ist besser als der erste Kuss, ein Spaziergang im Regen bei Vollmond, besser als ein neues Paar Schuhe oder Pfeffer-Erdbeeren mit Vanilleeis und Schokosauce – das ist Fußball-WM in Deutschland! Und unsere Herzen gehören in dieser Nacht vor allem einem Helden – auch wenn er schon längst vergeben ist, selten viele Worte um seine Gefühle macht und eigentlich für uns alle unerreichbar weit weg ist – Jürgen Klinsmann lässt unsere Augen strahlen und entlockt uns das sinnlichste Lächeln.
Der Champagner-Korken knallt – und es ist zugleich das Geräusch der Bananenflanke, wie sie von Schweinis Fuß über die portugiesischen Köpfe hinweg direkt in den Kasten abhebt. Das Leder taumelt im Netz und wir taumeln im Siegesrausch – ein kleines Tor für die WM-Geschichte, aber ein großer Treffer für Deutschlands jüngsten WM-Kader seit '66. Der erste Schritt ist getan, die ersten eisig kalten Gläser getrunken, Klinsi hebt lachend das erste Mal ab in die vor Begeisterung vibrierende Luft. Auch wir sind glücklich – und lehnen uns erschöpft und zufrieden in die zerwühlten Kissen zurück. Warum erinnert es uns nur so an die leidenschaftlichen Nächte, die wir irgendwann mal, irgendwo mal, mit irgendjemandem mal verbracht haben? Und hat es damals nicht noch mehr Explosionen gegeben?
Bange Minuten, knapp daneben, Schneider – wie im Rausch. Jetzt nur nicht aufgeben – portugiesische Jungs haben uns aber auch nicht enttäuscht: Eigentor – was soll's? Es zählt nur der Punktestand – 2:0 – zwei Mal Gefühlsrausch für uns, zwei Mal Klirren der Champagnerflöten, zwei Mal Siegeszigarette, zwei Mal Zittern unserer Knie, zwei Mal ist die Umarmung nie inniger gewesen, die Erlösung nicht erfüllender.
Wir sind Frauen und stehen auf Fußball. Und auf einen, dessen Euphorie auf die Tausenden hinter ihm auf den überfüllten Rängen, auf die Millionen vor den flackernden Bildschirmen überspringt – der Funke in seinen Augen und wir, die all das Sehnen auf sein Gesicht, sein Lächeln gerichtet, uns in diesem Augenblick wieder und wieder in ihn verlieben – in Jürgen Klinsmann, der uns im Sturm erobert, so wie unsere Jungs das gegnerische Tor zum dritten Mal stürmen – mit unglaublicher Leidenschaft, im atemberaubenden Tempo, im einzigartigen, unvergesslichen Moment.
Hier gibt's nichts mehr zu verschenken – unsere Herzen sind längst vergeben – und der 3:1 Treffer beweist nur, dass wir gute Gastgeber sind und großzügig dem scheidenden Luis Figo noch einen Triumph gönnen, bevor er zu seinem schwedischen Supermodel nach Hause fährt. Das Spiel ist vorbei, die Flasche buchstäblich leer – wir liegen aufgezehrt, aber glücklich uns in den Armen, genießen die befreiende Erschöpfung, ein bezauberndes Lächeln umspielt unsere Lippen – es ist nur sein Verdienst, dass für uns die letzten 90 Minuten schöner waren, als … Ach, wen interessiert schon die Vergangenheit – Klinsi ist unsere Zukunft.
Es ist endlich passiert – wir haben den einen Mann fürs Leben getroffen, für heute und für morgen, für die WM und die EM. Wir glauben unerschütterlich, all die kommenden Herausforderungen meistern zu können, wenn nur er, der Maestro mit dem schönsten Lächeln der Welt, wieder den Ton angibt. Keine Frau der Welt würde jemals ihren Traummann gehen lassen, wenn sie ihn schon mal hat – wie könnten es unsere WM-Helden dann zulassen, dass ihr Vater, ihr Vorbild, ihre Inspiration uns einfach so verlässt? Jetzt, wo wir erst am Anfang dieser außergewöhnlichen, aufregenden, leidenschaftlichen Beziehung stehen? Wo die köstlichen Höhepunkte noch vor uns liegen? Wo es noch so viel zu entdecken und zu genießen gibt?
Wir sind Frauen und wir verstehen wohl mehr etwas von Liebe als von Fußball. Doch jetzt ist der Moment gekommen, wo Männer sich von uns etwas lassen sagen sollten: glaubt mir, kein anderer wird Euren geliebten Fußball mehr bereichern und unsere Herzen höher schlagen lassen als Jürgen Klinsmann. Er hat uns vereint – die Jungen und die Alten, die Reichen und die Armen, die Männer und die Frauen – und hat uns zu leidenschaftlichen Fans gemacht, zu dem, was wir schon immer sein wollten – ein Volk.
Einigkeit und Recht und Freiheit – gemeinsam jubeln, zurecht gewinnen und frei seine Gefühle ausleben: haben wir unsere Hymne jemals mit innigerer Hingabe gesungen?
Wir sind Frauen und wir stehen auf Fußball.
Unsterblich verliebt in Jürgen Klinsmann.
So bitte doch, geh' nicht…
Immer die Deine ;-)
Sophia Sommer.
Bürgerreporter:in:Sophia Sommer aus Augsburg |
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