Unser Bürgerreporter der Woche ist Wulf Leskow
Liebe myheimat-Bürgerreporter,
ihr alle macht durch eure ganz eigene Persönlichkeit, eure Ideen, euren ganz besonderen Blick auf eure Heimat myheimat so vielfältig, interessant und spannend! Wir stellen daher jede Woche einen "Bürgerreporter der Woche" vor!
Unser neuer Bürgerreporter der Woche ist
Wulf Leskow! Kennt ihr ihn schon? Sein Heimatort ist Lehrte.
Wer ist Wulf Leskow?
„Mein Äußeres ist recht zivilisiert (achtet meine Frau drauf), in mir sieht es da schon ganz gewaltig anders aus. Eine wirklich eigene Meinung war mir immer sehr wichtig.
Schablone zu sein entspricht nicht meinem Charakter. Vielleicht ist ja auch mein Lebensweg nicht gerade Schablone.
Geboren bin ich in Frankreich, die Flucht aus dem Osten endete in Husum, wo ich die Bombardierung von Helgoland unmittelbar erlebte. Wir lebten in Nissenhütten, direkt am Flugplatz.
Dann pinkelte ich mit „Minne von Hochberg“ hinter dem Schloß des Grafen zu Rantzau in Pronsdorf um die Wette. Besuchte dort die „eingliedrige" Schulklasse und fühlte mich beim Naschen der Schweinekartoffeln sauwohl.
Leider verließen wir 1953 Schleswig-Holstein in Richtung Zweibrücken/Pfalz. Aus Protest wohl sprach ich nie auch nur ein einziges Wort Pfälzer-Platt. Nach der „Volksschule“ begann ich eine Bauzeichner-Lehre, arbeitete als Maurer und Zimmermann. Von 1962 - 1974 war ich Zeitsoldat (Z 12) bei den Pionieren in München, später in Holzminden. 1971 wurde ich von meiner Frau zum Standesamt gezerrt. Noch während der Bundeswehrzeit holte ich das Abitur nach und begann mit dem Architekturstudium. Wenige Wochen vor dem Abschluss wurde ich für Jahre sehr krank und das Studium war „futsch“.
Ich hatte Tuberkulose (TBC)!
Es erfolgte eine monatelange Einweisung in die „Mottenburg“ Erichsegen/Lehrte und eine 10 Jahre dauernde Überwachung und Meldepflicht. Wir verloren alles! Freunde und Bekannte verließen uns beinahe fluchtartig, ja sogar die eigene Familie. Kein Kind spielte mit unserem Sohn, denn der Vater hatte die „Motten“ und jeder fürchtete, angesteckt zu werden!
Während ich in der „Heilstätte“ lag musste meine Frau alles ertragen und „ihren Mann“ stehen und sie ist nicht weggerannt!!!!!! Mit dieser Vergangenheit eine Arbeit zu finden war beinahe hoffnungslos.
Nachdem keine Firma einem Menschen mit „Motten“ auch nur den Hauch einer Chance gab, gelang es mir in meiner Verzweiflung, mit „Lug und Trug“ als Erkunder für Kartographie bei der Bundeswehr einen Job zu bekommen.
So fuhr ich in 20 Jahren sämtliche klassifizierte Straßen und viele Wald- und Moorgebiete Niedersachsens ab, kletterte unter ca. 10 000 Brücken und fertigte als Erkundungsergebnis Entwürfe für Straßenkarten im Maßstab 1:50 000 an. So manche Erkundung führte ich auch vom Hubschrauber aus. Die teils noch vorhandenen gelben Schilder an den Brücken
(Ketten- und Radfahrzeuge) waren neben den Karten das Ergebnis meiner Arbeit. Die Weiterentwicklung meiner Arbeit ist heute das „Navi-Gerät“.
So ganz nebenbei ging ich auch meinem zweiten Hobby (das erste Hobby war Geschichte) der Fotografie nach und sammelte so ca. 15 000 Dias, vom Hünengrab bis zur „Häuptlingsburg“, vom „Spukschloß im Spessart (Oelber am weißen Wege) bis zum Bismarkturm "irgendwo" zusammen. Es war ja ein Nebeneffekt meiner Arbeit, da ich „zufällig“ nur dort meine Pausen einlegte, wo es auch etwas zum fotografieren gab. Eine entsprechende Fachbibliothek durfte selbstverständlich nicht fehlen, denn nun begann ich mit meinem dritten Hobby, der „Landeskunde Niedersachsen“. Gab es da noch jemanden, der Niedersachsen besser kannte als ich? Nööööö!
Zuerst unbemerkt schlich sich über Jahrzehnte eine mir unbekannte Krankheit heran. Unerklärliche Schmerzen, rund um die Uhr nahmen zu, ebenso die damit verbundenen Ängste. Es tauchte der Begriff "Fibromvalgie"auf! Um mich mit anderen Betroffenen auszutauschen gründete ich den heute noch existierenden „Gesprächskreis Fibromyalgie“ in Lehrte (später in Burgdorf).
1991 brachte mich für kurze Zeit mein erster Infarkt zu dem älteren Herren, „oben auf der Wolke“.
Eine andere, weit schlimmere Krankheit jedoch, die man weder behandeln noch heilen kann, schob sich in den Vordergrund.
Ich habe "Lungenfibrose" (kommt nicht vom Rauchen und kann erst in einem späten Stadium festgestellt werden). Ich ersticke zunehmend, die Luft wird „dünner“!!!!!
Es war also nix mit Karriere, mit Geldverdienen, mit den Träumen ein zweiter Gropius zu werden, alles aus. In der Zwischenzeit bin ich auf ständige Sauerstoffzufuhr und auf den Rolli angewiesen. Die mit der Krankheit einhergehende Schwäche, die Schmerzen und die Müdigkeit sind kaum zu bewältigen. Ersticken ist Sch………. !
Wenn nun aber jemand glaubt, „ich haben fertig“, der täuscht sich gewaltig.
Ich gebe der Krankheit nicht die Macht, mich zu beherrschen!
Es gibt ja noch andere Dinge als immer nur Krankheiten.
Dafür habe ich auch eine viel zu positive Einstellung zum Leben und … ich lache viel zu gerne (dann klatschen meine Bronchien Beifall, hi hi).
Da sind meine Cartoons, die ich selbst nachts zeichnen kann.
Meine ständig vorhandenen, spinnerten Ideen geben mir unendlich viele neue Cartoon-Motive. Es gibt die vielen Freunde, die Bekannten, mit denen ich zu gerne bei einem Kaffee ein Schwätzchen halte.
Auch bietet Lehrte gute Möglichkeiten sich zu „aktivieren“! Angefangen von der DROBEL, den politischen Parteien über „Lehrter Tisch“, dem „Künstler Stammtisch“ usw.
Das Wichtigste überhaupt, ohne meine Frau wäre das alles überhaupt nicht möglich.“
Das schätzt er an seinem Heimatort:
„Nach einer viel zu langen Odyssee, hier bin ich „angekommen“, hier ist meine Heimat!“
Was er auf myheimat veröffentlicht:
„Kunst in Lehrte, z.B. "Hey Fremder".“
Und so beantwortet Wulf Leskow unsere 11 Fragen an den Bürgerreporter der Woche:
1. Was tust du in deiner Freizeit am liebsten?
„Bildung, Kommunikation, Palavern!“
2. Was würdest du am liebsten machen, wenn du unbegrenzt Zeit und Geld hättest?
„Möchte ich nicht, kann nur langweilig sein!
Und wenn doch, baue ich ein Frauenhaus nach dem Vorbild, wie es die Schauspielerin Jutta Speidel gebaut hat.
Meinen Sohn in Australien besuchen.“
3. Was fehlt dir in deinem Heimatort?
„Viele historische Gebäude, die in den vergangenen Jahrzehnten unnötig abgerissen wurden (Gewerkschaftshaus, Schwanenburg, Raststätte am See, Burgdorfer Str. 19/21, usw.).“
4. Was gefällt dir an myheimat.de?
„Der Austausch mit unendlich vielen Meinungen.“
5. ... und was könnte noch besser werden?
„In “Kommentare zum Beitrag“ würde ich gerne mit Bildern antworten.“
6. In welcher Situation hast du schon einmal einen deiner Kontakte privat getroffen?
„Bei „myheimat-Treffen“ aber auch bei anderen Gelegenheiten.“
7. Was ist für dich das vollkommene Glück?
„Meine Familie!“
8. Was ist dein Lebensmotto?
„Ich möchte 93 Jahre alt werden!“
9. Ein Satz über deine Heimat?
„Es ist meine Heimat!“
10. Wenn du 24 Stunden lang Bürgermeister deiner Heimatstadt wärst – was würdest du verändern?
„Da würde ich hier Seiten brauchen!
Beispiel: die „Ostumgehung“ ist seit vielen Jahren geplant, ich würde sie nun endlich bauen.
Mir gefällt das „Rumgeeiere“ mit dem sogen. „OBI-Gelände“ überhaupt nicht.
In 24 Stunden würde ich die Industriegebiete rings um Lehrte an die Kreisstraße nach Immensen, auf die Seite zur Autobahn verlegen.“
11. Was ist dein Lieblingswitz?
„Lehrte hat zwei Symbole, die Zuckerrübe und die Abrissbirne!“
Wir freuen uns schon auf viele weitere interessante Beiträge und tolle Fotos von Wulf Leskow.
Herzlichst
Euer myheimat-Team
PS: Wulf Leskow wurde von euch als Bürgerreporter der Woche vorgeschlagen. Ihr könnt gerne jederzeit Vorschläge machen, wen wir als Bürgerreporter der Woche vorstellen sollen! Jeder Bürgerreporter, der auf myheimat.de aktiv ist, kann als "Bürgerreporter der Woche" vorgestellt werden! Die Reihenfolge der vorgestellten Bürgerreporter ist dabei willkürlich und soll keine Rangfolge darstellen. Alle bisher vorgestellten "Bürgerreporter der Woche" findet ihr hier..
Bürgerreporter:in:Nina Wieler aus Augsburg |
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