Ruhesitz Wetterstein macht Azubis fit

Gemeinsam verbrachten die Auszubildenden mit ihren Ausbildern einen Tag mit Erlebnispädagoge Robert Wenzelewski von der Jugendsiedlung Hochland.
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Hier schlägt das Herz für die Pflege

Bereits zum zweiten Mal ging es für die Auszubildenden des Ruhesitzes Wetterstein in die Jugendsiedlung Hochland. Gemeinsam mussten sie einen Parcours errichten und durchlaufen, bei dem Vertrauen und Teamfähigkeit gefragt waren. Und es hat allen sehr viel Spaß gemacht.

Die Gesundheits- und Sozialbranche boomt. Hier werden Fachkräfte und Auszubildende händeringend gesucht. Da die Gesellschaft immer älter wird, wächst der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Laut Studien werden bis zum Jahr 2020 rund 280.000 Pflegekräfte fehlen. Bis 2030 werden es über 500.000 sein.

Eine Einrichtung, die das auch spürt, ist der Ruhesitz Wetterstein in der Königsbrunnerstraße in Augsburg/Haunstetten. Um an geeignete Fachkräfte zu kommen und diese auch zu halten, stehen die Auszubildenden und Fachkräfte hier im Mittelpunkt. Freie Ausbildungsstellen werden auf der eigenen Website, der Plattform der Arbeitsagentur in Augsburg und bei den Altenpflegeschulen ausgeschrieben.

Heimleiter Robert Krenn, der auch Geschäftsführer ist, erklärt, dass in seinem Haus alle Ausbilder eine Mentorenausbildung haben und für alle Fragen der Auszubildenden stets ein offenes Ohr haben. Das macht Wetterstein sehr begehrt. Nachwuchskräfte kommen gerne in diese Einrichtung. Genau das schätzt die Auszubildende Elena (39) hier ganz besonders. Die Deutschrumänin ist im dritten Lehrjahr und macht im Sommer ihren Abschluss zur examinierten Altenpflegerin – ihrem Traumberuf. Wenn sie davon erzählt, strahlen ihre Augen. „Mir gefällt es sehr gut. Ich freue mich, wenn ich bald übernommen werde und hier weiterhin die pflegebedürftigen Menschen unterstützen darf. Hier hört man einem auch noch zu und man wird als Auszubildende als Mensch geschätzt. Das ist nicht überall so“, erzählt Elena. Die Auszubildende Doina bestätigt das. Auch sie kommt aus Rumänien und war dort Schneiderin. 14 Jahre lang hat sie ihren Vater gepflegt. Das hat sie sehr geprägt und deshalb möchte sie jetzt anderen Menschen auch helfen. Die 42-Jährige fühlt sich sehr wohl im Ruhesitz Wetterstein und lernt hier sehr viel. Sie ist ebenfalls im dritten Lehrjahr. „Die Schülerinnen in meiner Berufsschule empfehlen den Ruhesitz Wetterstein gerne weiter. So habe auch ich davon gehört und bin sehr herzlich und professionell aufgenommen worden“, weiß Doina. Die Ausbilder im Wetterstein sind echte Vorbilder für die künftigen Pflegefachkräfte. „Man fühlt sich hier sehr gut aufgehoben“, ergänzt Elena. Auch Köche werden in der Einrichtung in Haunstetten ausgebildet. Denn um die Qualität des Essens für die Bewohner hoch zu halten, gibt es dort eine eigene Küche. Gute Auszubildende dafür zu finden ist jedoch sehr schwer. Vor der Prüfung dürfen die Kochauszubildenden dann noch sechs Wochen im Gasthaus Settele verbringen, um ihr Wissen zu vertiefen.

Zudem ist die Organisation der Ausbildung im Ruhesitz Wetterstein einmalig: Examinierte Altenpflegerinnen sind im ersten Lehrjahr in einer Pflegegruppe und lernen dort die Grundlagen. Im zweiten Jahr durchlaufen sie die Stationen Gerontologie und den ambulanten Bereich, und im dritten Lehrjahr kommen sie in ihre bekannte Pflegegruppe des ersten Lehrjahrs wieder zurück, um das Gelernte zu vertiefen und eigenverantwortlich umzusetzen. Das schätzen die Lehrlinge sehr. Sie bekommen dadurch mehr Sicherheit.

Teamausflug nach Königsdorf

Aber nicht nur die zu vermittelnden Ausbildungsinhalte stehen im Ruhesitz Wetterstein im Fokus, auch zusätzliche teambildende Maßnahmen, wie erlebnispädagogische Weiterbildungen werden hier groß geschrieben. Dazu durften die neun Auszubildenden aller Lehrjahre Ende April einen ganzen Tag mit ihren Ausbildern in Königsdorf in der Jugendsiedlung Hochland verbringen. Im Wald dieser wunderschönen oberbayerischen Natur mussten sie eine schwierige Aufgabe lösen: gemeinsam einen Seilgarten mit mindestens sieben zusammenhängenden Stationen bauen. Es sollte „eine Teamaufgabe für Azubis eines imaginären Unternehmens“ werden und musste am Ende des Tages von der Gruppe präsentiert und anschließend selbst durchgeführt werden. Bedingung war, dass der Seilgarten einen Start- und Zielpunkt hat. Die Aufgabe musste zudem in eine Rahmengeschichte eingebunden werden, und der Boden durfte beim Laufen über die Stationen nicht berührt werden. Da waren manche ganz schön ratlos, als Robert Wenzelewski, der Bereichsleiter Bildung der Jugendsiedlung Hochland, diese anspruchsvolle Aufgabe vorstellte.

Auf den anderen vertrauen

Aber gemeinsam sollte es zu schaffen sein, das wussten die Auszubildenden des Ruhesitzes Wetterstein. Und es war viel Vertrauen in die anderen notwendig – genau die Eigenschaft, die man auch in einem Pflegeberuf benötigt.

An Materialien lagen Seile unterschiedlichster Größen, diverse Spanngurte, ein Baumschutz und vieles mehr in Kisten bereit. Die Herausforderung: Der zu bauende Parcours musste am Schluss mehrere Leute gemeinsam tragen können. Sicherheit ging vor. Das heißt die Bäume, die man dazu auswählen durfte, mussten stabil genug und gut verwurzelt sein. Auch auf die Sauberkeit musste ebenfalls geachtet werden. Denn falls jemand stürzt, muss am Boden alles frei sein. Es durften also keine spitzen Äste und Gegenstände herumliegen. Als erstes musste ein gutes Konzept und eine Strategie erstellt werden, bevor es an die Arbeit gehen konnte. Gemeinsam wurde die Aufgabe fast eine Stunde lang diskutiert, bis man sich auf eine Lösung geeinigt hatte. Aber was musste nun durch welche Öse gezogen werden? Welches Seil ist das richtige? Die neun Auszubildenden und ihre Ausbilder kamen schnell an ihre Grenzen. Die Erfahrung und das Wissen für eine solch große und anspruchsvolle Aufgabe hatte nicht jeder. Und man muss es sich erarbeiten.

Nur gemeinsam geht’s

Deshalb war schnell klar, es musste ein Chef her. Küchenleiter Stephan ist schon lange Pfadfinder und kennt sich mit solchen Dingen in der Natur ganz gut aus. Er stand den anderen deshalb mit Rat und Tat zur Seite und wurde kurzerhand zum Teamleiter ernannt, dem alle vertrauten. Die Gruppe erkannte im Laufe der Arbeit, dass auch ein Plan B hätte vorliegen müsste. Und sie hätten mehr miteinander kommunizieren müssen. In manchen Situationen waren die Vorbereiter schneller als die Macher. Aber letztendlich schafften sie es, die geforderten sieben Stationen aufzubauen und miteinander zu verbinden.

Ohne Hilfestellung über die Hindernisse

Dann ging es an die Challenge: Wer schafft es ohne Hilfestellung gemeinsam sich stützend über den gesamten Parcours? Eine Station – das Vertrauensdreieck - war besonders knifflig. Dabei waren zwei Seile von einem Baum zum anderen gespannt, deren Abstand jedoch von Schritt zu Schritt immer größer wurde. Wie erreicht man das Ziel am besten? Die Ausbilder Stephan und Michael fanden die Lösung: Sie haben sich mit den Händen gegeneinander gedrückt und es so gemeinsam über das Hindernis geschafft. Sie hatten das gleiche Ziel! „Ich lass mich nach vorne fallen und drücke dagegen. Hier ist Vertrauen wichtig“, sagt Stephan. Die beiden Pflegeauszubildenden Clementia und Elena taten sich aufgrund ihrer geringeren Körpergröße da schwerer. Doch sie vertrauten sich und fassten Mut. Nach zwei Versuchen hätten sie es trotzdem fast geschafft. Die beiden bestätigten: Auch in einem Pflegeheim ist Vertrauen bei der Arbeit enorm wichtig. Die Bewohner müssen ihren Pflegern vertrauen können. Sie geben sich in ihre Obhut. „Du schaffst das, egal wie schwer ein Pflegender ist“, sind sich die Auszubildenden einig. „Vertrauen muss sich jemand erarbeiten“, erklärt es Erlebnispädagoge Robert, der dem Team immer wieder Kraft gab und sie in ihrer Aufgabe ermutigt hat. „In der Arbeit wissen wir alle, was wir tun müssen. Aber hier ist alles neu!“, weiß Auszubildende Elena. Ihr fehlte beim Bauen des Parcours diese Vertrautheit.

Ein tolles Erlebnis

Mit ihrer gemeinsamen Strategie und dem Vertrauen in den anderen schafften sie es dann am Schluss, alle sieben Stationen aufzubauen, sie perfekt zu präsentieren und selbst zu durchlaufen. Auch wenn der eine oder andere vom Seil fiel. Aber das Vertrauen war da: Man wusste, wenn man scheiterte, wurde man von einem anderen der Gruppe wieder aufgefangen. Und darauf kam es letztendlich an. Und sie waren sich alle einig: Es hat sehr viel Spaß gemacht und war ein tolles Erlebnis – einmal außerhalb des regulären Lehrplans.

Die Gruppe freut sich schon, wenn es in einem halben Jahr wieder in die Jugendsiedlung Hochland geht. Aber nicht nur das gemeinsame Tun und das Vertrauen standen im Mittelpunkt. „An so einem Tag kann man sich auch viel besser kennenlernen“, freut sich die Auszubildende Doina. Denn nicht alle Schüler und Schülerinnen sind in der gleichen Berufsschule und arbeiten nicht immer auf der gleichen Station. „Das Gemeinschaftsgefühl unserer Auszubildenden und ihrer Ausbilder wird durch einen solchen erlebnispädagogisch begleiteten Tag gestärkt. Das ist uns sehr wichtig und deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Auszubildenden mindestens einmal im Jahr gemeinsam nach Königsdorf einzuladen“, so Heimleiter Robert Krenn. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Augen unserer Auszubildenden nach Abschluss eines solchen Tages strahlen.“

Mehr unter www.ruhesitz-wetterstein.de und www.jugendsiedlung-hochland.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Roth aus Friedberg

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