Paintball ausprobiert - ein Erlebnisbericht

Der Daumen schmerzt. Drei Treffer hat die Hand am Abzug im Laufe des Nachmittages schon einstecken müssen. Die rote Lebensmittelfarbe rinnt von den Fingern. Die Kleidung ist voll von Farbflecken und auch das Visier bekommt seine Ladung ab. Ist aber nicht weiter schlimm, denn die sichtbaren Treffer mit dem Druckluftgeschoss lassen sich ganz leicht wieder herauswaschen.

Zwischen ein und vier Stunden können Einsteiger mit 500 Schuss im Paintball – El Dorado in Dinkelscherben verbringen. Mit Maske, „Markierer“ und Munition bepackt geht es auf das Feld, das von einem Netz umringt wird, das doppelten Schutz verspricht. Vorher müssen die Spieler jedoch die Sicherheitshinweise über sich ergehen lassen. Zwei eiserne Regeln gibt es: Innerhalb der umnetzten Zone darf die Maske unter keinen Umständen abgenommen werden! Und außerhalb des Feldes muss die Mündung des Spielgerätes im „Laufkondom“ stecken. Sollte sich ein Schuss lösen, weil das Schusseisen noch entsichert war, kann die Kugel niemandem gefährlich werden, sondern sorgt lediglich für eine Sauerei in der Schutzhülle.

Auf diese beiden Grundsätze pocht Armin Kiermeyr, einer der beiden Besitzer des heftig umstrittenen Paintball-Centers, das die Nachbarn nicht haben wollten. Gewaltbereit seien die Menschen, die sich an so einem Ort mit Farbe beballern. Dabei scheint den meisten Leuten nicht klar zu sein, dass Paintball sogar organisierter Turniersport ist. Weltweit anerkannt. Nur in Deutschland wird dieser Trend bestenfalls geduldet. Dabei macht es Spaß und ist sicher.

Aggressionen sucht man in der ehemaligen Tennishalle vergebens. Zwar gibt es die
erfahreneren Turnierspieler, bei denen ein Gefecht dank maximal 16 Schuss pro Sekunden binnen einer Minute vorbei ist, doch bei Anfängern sieht das anders aus. Zumindest bei uns fünf „Rookies“, wie absolute Neulinge genannt werden. Wir vier Jungs und ein Mädel setzen unsere Akzente mehr auf die Taktik denn auf stupide Ballerei. Der Schiedsrichter zählt von 10 Sekunden lautlos runter, um das Spiel dann mit „Go“ einzuleiten. Zwei gegen drei. Schnell hinter den ersten Deckungsposten des symmetrisch aufgebauten Feldes kommen. Einer links, einer rechts, einer in der Mitte. Vorsichtig um die Ecke schauen. Wo sind die Gegner?

Irgendjemand feuert vereinzelt „Paints“, also Farbkugeln aus seinem Spielgerät. Okay, einer scheint hinter der linken Säule zu sein und tatsächlich kann ich ihn wenige Sekunden später ausmachen. Schon trifft ihn meine Kugel am Arm. „Treffer“ ruft er und hebt die Hand als Zeichen dafür, dass er raus ist. Zwei Minuten später haben meine Teamkollegen auch den zweiten Gegner erledigt und können die rote Flagge in die blaue Basis holen. Die Flagge ist nur ein Symbol für ein Ziel, das es zu erobern gilt. In Wahrheit trägt man lediglich einen Lappen in die eigene Hälfte. Zehn Partien später steht es 6:4 für das Duo und wir legen eine Pause ein. Schließlich wollen auch die anderen Spieler in der für Kinderaugen unzugänglichen Halle noch ein bisschen Spaß haben.

Diese jungen Männer machen wie wir nicht gerade den Eindruck, gewaltbereit oder in Waffen vernarrt zu sein. Sind sie auch nicht. Aber sie zocken halt gerne Paintball. Nach einfachen Regeln. Fair. Im Unterschied zu uns „Rookies“ dauern ihre Spiele wesentlich kürzer. Dabei verbraten sie ein Vielfaches an Munition. Außerdem haben sie andere Kleidung, nämlich eine richtige Paintballausrüstung.

„Die Profis brauchen viel länger, bis sie endlich mal auf dem Feld sind“, meint Kiermeyr und muntert uns auf, noch mal in die Maskenpflichtzone zu gehen. Druckluft auffüllen, Teams wechseln und los geht’s. Meine Kollegen sind schon ausgeschieden. Jetzt trete ich alleine gegen zwei an. Während ich den einen hinter dem sandsackartigen Mittelteil ausmachen kann, hat sich der zweite bereits hinter mich geschlichen. „Soll ich?“ fragt er mich, grinsend auf mich zielend, obwohl man den Mund unter der Maske nicht wirklich erkennen kann.

„Treffer“ hebe ich meine Hand und gebe diese Partie dadurch auf. Denn wenn ich schon wie ein Hase auf dem Präsentierteller liege und er nicht abdrückt, dann muss ich auch keine Kugel abkriegen. Ein fairer Zug, der belegt, dass hier auch ganz normale Volljährige herkommen, um gemeinsam Spaß zu haben und keine ballerwütigen Proleten. Wenige Spiele später hat er mich wieder auf der Pfanne. Diesmal versuche ich noch, wegzurollen. Mein Fehler, denn seine Kugel trifft mit voller Wucht meinen Allerwertesten. Im Gegensatz zum Daumen geht es dem Po aber wieder blendend. Am Ohrläppchen würden die aufplatzenden Farbkugeln am meisten weh tun, meint ein Mittzwanziger, der gelegentlich Turniere mitspielt. Doch unsere Maske verdeckt diese empfindliche Stelle ganz gut.

Für das erste Mal reicht das Paket für 45 Euro. Einen Overall können Spieler bei Bedarf kostenpflichtig dazu leihen. Ebenso einen Brustschutz, den Frauen allerdings ohne Aufpreis angeboten bekommen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, mit alten, langärmligen und dicken Klamotten im Paintball – „El Dorado“ aufzukreuzen. Denn man spürt deutlich, wo am Körper das Geschoss aufprallt. Ausgeschieden ist ein Spieler allerdings nur, wenn die Kugel auch zerplatzt ist und ihn, seinen Markierer oder seine Munitionstasche mit Lebensmittelfarbe besudelt hat. Als wir unsere 500 Schuss zufrieden verfeuert haben, gleichen die Hindernisse beinahe Kunstwerken moderner Maler. Trotz der Farbsprenkler, die quer in der Halle verteilt sind, gilt das Paintball-Center in Dinkelscherben bei Turnierspielern als eines der saubersten in Deutschland.

Paintball in Hessen: http://www.myheimat.de/frankfurt-am-main/sport/pai...
Paintball in Niedersachsen: http://www.myheimat.de/braunschweig/sport/paintbal...
Paintball in Oberbayern: http://www.myheimat.de/augsburg/sport/paintball-ce...
Paintball in Sachsen: http://www.myheimat.de/dresden/sport/paintball-in-...
Paintball in Schwaben: http://www.myheimat.de/augsburg/sport/paintball-ce...

Für alle anderen Regionen bietet sich unter anderem der übersichtlich gestaltete Paintball-Atlas an.

Einen informativen Artikel über Paintball finden Sie hier.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Augsburg

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