„Helfer vor Ort“ für 1000. Einsatz geehrt - Initiative ehrenamtlicher Rettungssanitäter hilft im Holzwinkel
Um 16.20 Uhr ging über Funk die Alarmierung bei Rettungssanitäter Markus Poll ein. Schon zwei Minuten später war er am Einsatzort. Eine Patientin hatte einen lebensgefährlichen allergischen Schock erlitten. Elf Minuten später traf der Rettungsdienst der Rettungswache Zusmarshausen ein. Derweil hatte Poll, im Hauptberuf Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin am Klinikum Augsburg, bereits die Diagnose gestellt, die Patientin mit Sauerstoff beatmet und den Kreislauf überwacht. Es war der 1000. Einsatz eines „Helfers vor Ort“ im Holzwinkel. Bei einer Feierstunde im Landratsamt Augsburg wurden jetzt die 15 Sanitäter von Vize-Landrat und Kreisvorsitzenden des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Max Strehle im Beisein des BRK-Kreisgeschäftsführers Günther Geiger, des Kreisbrandrats Georg Anzenhofer sowie der Holzwinkel-Bürgermeister Peter Bergmeir (Welden), Anton Gleich (Bonstetten), Bernhard Walter (Altenmünster), Josef Carteau (Heretsried) und Zweiter Bürgermeister Franz Steiner (Adelsried) geehrt.
Die „Helfer vor Ort“ (HvO) seien eine absolute Erfolgsgeschichte geworden. Einige Menschenleben konnten im Laufe der zahlreichen Einsätze gerettet werden, stellte Strehle fest. Start der bislang im Landkreis einmaligen gemeinsamen Aktion der Freiwilligen Feuerwehren und des BRK-Kreisverbands, die aus der Not heraus geboren wurde, war im Dezember 2002. Der Holzwinkel litt und leidet auch heute noch aufgrund der großen Entfernungen im Dreieck der Rettungswachen in Dillingen, Wertingen und Zusmarshausen unter verhältnismäßig langen Hilfszeiten. Deshalb entschlossen sich Feuerwehren und Rotes Kreuz mit Unterstützung der Verwaltungsgemeinschaft Welden und ihrer Gemeinden ein eigenes System aus ehrenamtlichen Helfern auf die Beine zu stellen.
Hauptaugenmerk Erste Hilfe
Nach dem Start mit einer kleinen Schar Rotkreuzlern ließen sich auch einige Feuerwehrler zu Rettungssanitätern ausbilden, um das Team personell zu verstärken. Ziel der Initiative ist es, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, das so genannte therapiefreie Intervall, zu überbrücken und erste – möglicherweise lebensrettende – Maßnahmen einzuleiten. „Eine hervorragende Sache“, findet Anzenhofer: „Wie froh ist man, wenn schnell Hilfe kommt.“ Das Hauptaugenmerk liege auf Erster Hilfe, so Poll, der das Team organisiert. Oft seien die Angehörigen emotional wie fachlich überfordert. Ein großer Vorteil der Helfer vor Ort ist auch, dass sie, sobald sie alarmiert werden, sofort wissen, wohin sie müssen, weil sie die Patienten vielfach schon persönlich kennen. Oft kennen sie sogar schon deren Krankengeschichte und wissen deshalb sofort, was zu tun ist. „Die HvOs sind ein Glücksfall für unsere Region“, befand denn auch Bergmeir. Wenn es um ein Menschenleben gehe, komme es auf jede Minute an, so Weldens Bürgermeister.
Die Rettungssanitäter haben eine intensive, mindestens 60-stündige Ausbildung durchlaufen. Die Zahl der Einsätze nimmt von Jahr zu Jahr zu. 2007 verzeichneten die Helfer 2007 Einsätze. Bei Dienstzeiten von 19 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und 24 Stunden an Sonn- und Feiertagen kommen jährlich 5.500 Stunden ehrenamtlichen Einsatzes zusammen. Die „Helfer vor Ort“ finanzieren sich allein durch Spenden von Unternehmen, Privatpersonen, Vereinen und Gemeinden. Walter sagt spontan ein zusätzliches Engagement seiner Gemeinde zu. Die Krankenkassen und der Rettungsdienst Bayern beteiligen sich nicht an dieser Initiative. Der Traum bleibt aber für Strehle eine eigene Rettungswache im Holzwinkel.