Protestfahrt
Für die Salzach als Naturfluss von Tittmoning bis Burghausen
Am 15. Juli 2023 fand sie wieder statt: Die Protestfahrt „Für die Salzach als Naturfluss“ von Tittmoning bis Burghausen mit anschließender Kundgebung.
Seit zwölf Jahren demonstrieren Paddler und Naturschutzverbände geschlossen gegen einen Ausbau der Salzach mit Kraftwerken. Es ist der einzige Voralpenfluss in Bayern, der sich noch auf rund 60 km frei entfalten darf. Aber wie lange noch? Das hinterfragten die Demonstranten auch in diesem Jahr. Radio BR I sprach bereits in seinen 16-Uhr-Nachrichten von 200 Teilnehmern.
Sah es in der Vergangenheit eigentlich schon so aus, als würde die Bayerische Staatsregierung vom (völlig überflüssigen) Bau eines zusätzlichen Wasserkraftwerks an der Salzach Abstand nehmen, hat diese nun die inzwischen praktisch überwundenen Versorgungsprobleme fossiler Energieträger aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu einer „Rolle rückwärts“ genutzt – und die rund 100 Jahre alte Planungen mit bis zu vier (!) neuen Wasserkraftwerken wieder aus den Schubladen geholt – inkl. geplant zweistelliger Millionen-Subventionen aus Bayern für das österreichische Wasserkraft-Unternehmen „Verbund“!
Dagegen wehren sich der Bayerische Kanu-Verband und ein Aktionsbündnis aus allen großen Umweltorganisationen auf das Entschiedenste. Der Energiebedarf ist allen klar, ließe sich aber relativ einfach und naturschonend durch vergleichsweise wenige Windkraftanlagen decken. Wasserkraftwerke dagegen würden den Fluss und seine Auen als Lebensraum einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt unwiederbringlich zerstören.
Karin Fraundorfer, die die Demo für eine frei fließende Salzach seit Jahren maßgeblich organisiert, wurde dafür sowie für ihr Engagement für die Salzach von Erich Prechtl (Aktionsgemeinschaft Lebendige Salzach, ALS) mit einem Natur-Salzachkiesel in Herzform geehrt.
Gefahren für den Fischbestand
„Für eine freifließende Salzach“, diesem Motto hatten sich alle Redner verschrieben, unter ihnen Burghausens Bürgermeister Florian Schneider, der versicherte, dass man den Kampf gegen Wasserkraftwerke in der unteren Salzach nicht aufgeben würde.
„Das angeblich ökologisch harmlose Kraftwerk würde das Ende für eine naturnahe Weiterentwicklung der Salzach bedeuten - mit dem Segen der Staatsregierung“, mahnte Richard Mergner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern.
Axel Bartelt, der neue Präsident des Landesfischereiverbandes Bayern (früherer Spitzenbeamter in der Staatskanzlei und später Regierungspräsident der Oberpfalz), warnte vor den Gefahren für den Fischbestand: „Wenn es so weitergeht, dann werden wir unsere bayerischen Fischarten in der Salzach nicht mehr finden!“ Äsche, Nase und Huchen kämen hier noch vor, benötigen aber kühle Fließgewässerstrecken, die in anderen Flüssen immer seltener bzw. durch den Rückstau von Kraftwerken komplett verschwinden würden.
Unterstützung erhielt er u. a. von Helmut Beran, dem Geschäftsführer des Landesbundes für Vogelschutz (LBV).
Ausverkauf verhindern
Im Beisein von BKV-Präsident Oliver Bungers und der neuen Vizepräsidentin Freizeitsport Dr. Jutta Müller-Derlich sprach Dr. Stefan Schmidt (Ressortleiter Umwelt und Gewässer) für den Bayerischen Kanu-Verband. Er erklärte, warum es sich lohne, weiter um den Erhalt der freifließenden Salzach zu kämpfen:
„Dieser Fluss hat ein großes Potenzial, zumindest im Unterlauf wieder ein dynamischer, naturbelassener Fluss zu werden.“ Umso bedauerlicher sei es, wenn die Wasserkraft-Lobby zusammen mit der Staatsregierung unter dem falschen Motto „jedes Kilowatt zählt“ ihre alten Pläne zur Zerstörung auch der letzten fünf Prozent der in Bayern noch verbliebenen Fließwasserstrecken wieder aus der Schublade holt. Dass diese 100 %-ige Zerstörung unserer letzten Fließgewässerstrecken für die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen praktisch nichts bringen würde, kann schon jeder Grundschüler über einfachen Dreisatz ausrechnen: Reichen die bisher zu genutzten 95 % Wasserkraftpotentiale Bayerns doch gerade einmal für 14 % Wasserkraft-Anteil an der Stromerzeugung!
Er sprach sich dagegen dafür aus, den geradezu abstrus verschleppten Ausbau der Windkraft in Bayern zu forcieren und diese durch Photovoltaik auf allen Dächern und Speichertechnik zu ergänzen. „Wir müssen totalen Ausverkauf unserer letzten Fließgewässerstrecken verhindern – indem wir unseren Flüssen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung durch die Gesellschaft verschaffen und mehr Menschen davon überzeugen, dass frei fließende Flüsse sehr viel mehr Wert sind als ein paar kW zusätzlicher Strom aus Wasserkraft! Fangen wir also hier an der Salzach an, nicht noch ein weiteres, letztes Kleinod unserer Natur völlig sinnlos unserem Energiekonsum zu opfern!“ plädierte Stefan Schmidt. Quelle NL des BKV
Bürgerreporter:in:Marianne Stenglein aus Augsburg |
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