Fritz der kleine Regentropfen

vor Jahren schon in meinem Kopf entstanden, jetzt erst zu Papier gebracht: 'Mein Märchen' Teil 1

Fritz der kleine Regentropfen

Wieder war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und die meisten Menschen hatten lachende Gesichter. Unten am kleinen See ging es furchtbar turbulent zu. Tausende kleine Wassertropfen hüpften eifrig in dem Gewässer hin und her.
Sie drängelten sich an die Oberfläche und riefen:
„Juhuu, juhuu Sonne, nimm uns doch mit nach oben!“
Das machte die Sonne nämlich immer. Immer wenn sie schien, holte sie viele, viele Wassertropfen in den Himmel, wo sie sich sammelten und zu Wolken wurden.
Fritz, ein ganz kleiner Tropf, war noch nie im Himmel gewesen und hörte immer fasziniert den Geschichten der anderen zu.
Heute wollte er es auch einmal probieren, wollte auch einmal fliegen, auch einmal woanders hinkommen.
Es gab so viele Tropfen hier, die eine ganze Weltreise hinter sich hatten.
Manche kamen aus dem Meer, manche kamen aus einem Fluss, es gab sogar ein paar blitzeblanke, die frisch aus der Kläranlage kamen.

Nur Fritz war immer unten im See geblieben. Doch nun schwamm er zielstrebig nach oben. Ungeachtet dem Geschubse und Gedrängle bahnte er sich seinen Weg.
Stunde um Stunde brauchte er um endlich an die Oberfläche zu gelangen.
Langsam wurde es Abend und er hatte es immer noch nicht geschafft. Erst als manche Wassertropfen sich enttäuscht wieder ins Tiefere begaben, erreichte er endlich die Oberfläche.
Doch die Sonne war schon ganz schwach. Wenn Wassertropfen weinen könnten, hätte er es jetzt getan, denn er gab die Hoffnung auf, dass er nun noch empor getragen wurde.
Plötzlich kam ein kleiner Sonnenstrahl direkt auf ihn zu.
Fritz hielt sich ganz fest und.. endlich stieg er nach oben.
„Juhuu, hurraa!“ schrie er, „Freunde, ich fliege!“.

Er fühlte sich ganz seltsam, denn um Fritz fliegen lassen zu können, hat der Sonnenstrahl den kleinen Wassertropfen verwandelt.
Er war jetzt ganz leicht und wusste nun auch, warum die Wolken so weiß waren: wenn viele verwandelte Wassertropfen sich treffen, dann bilden sie eine gemeinsame ganz schummrige Masse.
Von weit weg, wie von der Erde aus, sieht das dann aus wie Watte.
Fritz war so unsagbar glücklich und flog nun direkt auf so eine Wolke zu.
Das Bild was sich ihm bot war phantastisch, tausende von Wassertropfen hatten sich hier versammelt und tollten lustig umher.
Fritz lachte und rief: „Hallo, ich bin Fritz und komme aus dem See und wer seid ihr?“
Ein großes Gelächter schlug ihm entgegen. Einer der großen Tropfen sagte: „aber Kleiner so viele Namen kann sich doch keiner merken und bald müssen wir uns sowieso wieder trennen. Spiel mit uns, aber schließ keine Freundschaft, der Abschied fällt uns dir sonst zu schwer:“

Fritz war plötzlich sehr traurig, denn darüber hatte er ja noch gar nicht nachgedacht:
Er war jetzt allein!
Alle seine Freunde hatte er ohne ein Wort des Abschieds zurück gelassen und es wurde ihm klar, dass er vielleicht nie wieder in seinen See zurück kehren würde.
Er verkroch sich in eine Ecke und grübelte.

Plötzlich hörte er neben sich eine liebevolle, warme Stimme: „ich bin Nina, ich bin auch das erste Mal hier, warum bist du denn so traurig?“.
Fritz sah sie an: „mir ist gerade klar geworden, dass ich meine Freunde vielleicht nie wieder sehen werde und ganz allein ist doch schrecklich oder?“.
Nina lächelte aufmunternd und sagte:
„Ach Fritz, du triffst doch immer neue Tropfen, alle sind nett und haben was zu erzählen und ab und zu triffst du auch einen Freund aus deinem See wieder. Du wirst sehen, das Umherziehen ist ein lustiges Leben. Der Wind treibt uns überall hin und wir können soviel Neues sehen!“
Fritz lächelte: „Du hast recht, das ist eigentlich Das was ich wollte, die Welt sehen
– und trotzdem: kann ich denn das viele Neue genießen, wenn niemand da ist, mit dem ich das teilen kann?“
„Na, jetzt hast du ja mich, schauen wir uns die Landschaft an?“
Sie zwängten sich an den Rand der Wolke und sahen Häuser, die so klein waren, dass sie sich gar nicht vorstellen konnten, dass da die großen Menschen darin wohnen.
Die Flüsse sahen aus wie silberne Fäden und die großen Seen wirkten nicht größer als sie selbst.

Nina erzählte von ihrem Zuhause: „ich komme auch aus einem See, einem Bergsee. Selten kam ein Mensch, es war alles ganz ruhig.
Nur ab und zu traf einmal ein Sonnenstrahl unseren See, ich hatte Glück gerade an der Oberfläche zu sein.“
„Und deine Freunde, vermisst du die nicht?“ fragte Fritz.
„Doch“, sagte Nina „aber sie sind nie ganz fort, sie sind in meinem Herzen, ein Teil von ihnen ist immer bei mir und ich glaube fest daran, dass ich sie wiedersehen werde, denn das ist unser Schicksal!“
„Ja“, sinnierte Fritz, „diese Art und Weise zu denken gefällt mir, dann bin ich niemals allein!Aber du bist mir in der kurzen Zeit hier sehr wichtig geworden, auch wenn ich meine Freunde in meinem Herzen habe, ist es doch auch wichtig mit jemanden etwas gemeinsam zu erleben und sich daran zu freuen, bitte lass uns versuchen zusammen zu bleiben.“
„Ja“ sagte Nina, „ du hast recht, wir versuchen zusammen zu bleiben.“

Bürgerreporter:in:

Tanja Modrow aus Augsburg

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