Afrikanischer Zirkus polarisiert im Parktheater
Die Meinungen des Publikums bei der Vorstellung des Cirque Susuma am 12. November 2015 im Parktheater im Kurhaus Göggingen schwankten zwischen „afrikanisches Kasperltheater“ (abwertend) und „sehr unterhaltsam“. Die Zuschauer wurden in der knapp zwei Stunden dauernden Bühnenshow „The Big Soul of Africa“ kräftig eingebunden, während Musiker und Artisten im Rampenlicht versuchten, afrikanische Lebensfreude in eine einfach gestrickte, aber möglichst gute Darbietung zu verwandeln.
Vier Artisten und deutlich mehr Musiker teilten sich die Bühne für eine farbenprächtige Afrika-Revue. Das erste Manko: Der Großteil der Zuschauer saß in den 15 ebenerdigen Sitzreihen im Parkett. Nur in den vorderen Reihen im Parktheater war der Blick auf die Bühne frei genug, sodass das Publikum alles verfolgen konnte. Weiter hinten bekamen viele Gäste wenig von dem, was unterhalb der tatsächlichen und nicht sprichwörtlichen Gürtellinie passierte, vor die körpereigene Linse. Dabei passierte häufig gerade dort die rasante Beinarbeit bei akrobatischen Einlagen.
Vielfältige Artisten gieren nach Handgeklapper
Die Artisten zeigten sich vielfältig, dafür aber selten hochklassig. Mit einem Strahlen im Gesicht präsentierten sie durchschnittlichen Breakdance, forderten aber permanent Applaus vom Publikum ein. Sei es für gewöhnliche Tanzeinlagen oder für solide Turnübungen, auch bevor sie diese vollführten. Offenbar ging es an diesem Abend im Cirque Susuma darum, die Ansprüche trotz Vorschusslorbeeren zurückzuschrauben, die afrikanische Lebensfreude zu genießen und den Einsatz der Auftretenden zu honorieren.
Mitsingen war ohnehin ständig angesagt. Nur beim - vom langen Weißen der Truppe - auf Deutsch vorgetragenen Lied über den gelangweilten König, konnte sich das Publikum zurücklehnen. Verkleidete Artisten verkörperten in dieser Nummer nacheinander unter anderem mit Vogel- und Antilopen-Maske auf dem Kopf Tiere, die dem König durch ihre Faxen Freude bereiten sollten. Dieser blieb bei diesem Kinderzirkusspiel jedoch wie ein Teil der Zuschauer, die in der überwältigenden Mehrheit erwachsen waren, eher gelangweilt.
Popo im Vordergrund
Aus der überschaubaren Masse stach der Schlangenmensch heraus. Unter anderem verblüffte er die Zuschauer, indem er Arme, Kopf, Torso und ein Bein durch einen Tennisschläger zwängte. Immer wieder zum Thema gemacht wurde das afrikanische Faible für ausgeprägte Hinterteile. So wiegte sich „Big Mama“ gemächlich zu den Klängen der Livemusik, bestehend unter anderem aus diversen Trommeln, Lauten und Gitarren afrikanischer Bauart, Rasseln sowie einer Flöte. Dabei legte die Tänzerin den Fokus auf die kreisenden Bewegungen ihres Popos. Auch in späteren Darbietungen rückte immer wieder die afrikanische Begeisterung für den weiblichen Hintern ins Rampenlicht.
So durften auch zwei jugendliche Mädchen, beide mit Schirm in der Hand, auf dem sich eine Schüssel drehte, Arschgewackel vollführen. Unterhaltsamere Einlagen mit jungen Spontan-Darstellerinnen aus den vorderen Sitzreihen folgten: Während ein Mädchen Bestandteil eines dreiteiligen Helikopters wurde (im „Got to Dance“-Video, das nichts mit dem Cirque Susuma zu tun hat, ist bei 1:10 ein vierteiliger Helikopter zu sehen), fügte sich ein weiteres mit etlichen Tanzbewegungen und viel Spaß munter in die Show der sympathischen jungen Männer ein.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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