Petra Gerber: "Weil es uns gut geht und Euch geht es schlecht" Hilfe für Obdachlose
Häufig lesen wir Berichte in den lokalen Medien zur Situation der Obdachlosen in Augsburg im Winter und wie sich Friedberger Bürgerinnen und Bürger mit Hilfsaktionen für diese Menschen einsetzen. Wir möchten persönlich Eindrücke sammeln und machen uns an einem zapfig kalten Januarsonntag auf den Weg zum Augsburger Oberhauser Bahnhof.
Der Inatitive des Friedberger Unternehmers Robert Höck und seiner Frau Kerstin zur Hilfe für die Obdachlosen haben sich die Friedberger Immobilienmaklerin Petra Gerber und viele Friedberger Bürgerinnen und Bürger angeschlossen. Friedbergs Edeka-Chef Michael Wollny hat mit einer großen Aktion dazu aufgerufen, in seinem Geschäft eine Warenkombination zu kaufen zur Unterstützung der Obdachlosen.
Der Bahnhofsvorplatz gilt als einer von Augsburgs Brennpunkten, an denen Menschen ohne Wohnung und festen Wohnsitz zu finden sind. Bei unserer Ankunft begrüßen wir Petra Gerber, den Friedberger Edeka-Supermarkt-Chef Michael Wollny und dessen Tochter Michelle. Sie sind mit warmer Verpflegung und Kleidung hier um zu helfen.
Wir tauchen ein in eine Welt der Hilflosigkeit und Aussichtslosigkeit. Hier ist Realität, die sich schwer in Worte fassen lässt. An der Hausmauer des Bahnhofgebäudes haben sich ein Mann und eine Frau, notdürftig in Decken gehüllt, niedergelassen. Ihnen zur Seite sitzt als treuer Begleiter ein großer Hund vor einer Portion Hundefutter, welches ausgebreitet auf Zeitungspapier bei diesen Minusgraden nur noch aus Eisklumpen besteht. Aus allen Richtungen bemerken wir Menschen, die sich uns nähern.
„Es gibt Suppe“, ruft Petra Gerber. Männer und Frauen bekommen eine warme Mahlzeit und warme Getränke. Man schüttelt uns die Hände und bedankt sich herzlich. Nicht lange dauert es und es entsteht eine Atmosphäre der gegenseitigen Verständigung. Petra Gerber hat auch Kleidungsstücke dabei. Eine warme Mütze, Handschuhe, Anoraks und Jacken finden begeisterte Abnehmer. Dazwischen immer wieder Fassungslosigkeit und Verwunderung bei den Obdachlosen. „Wir werden doch eigentlich hier nur beschimpft, warum macht ihr das?“ Gerbers Antwort ist treffend einfach und kurz: „Weil es uns gut geht und Euch geht es schlecht.“
Die Menschen beginnen zu erzählen, wie sie in diese Lage gekommen sind, wie sie mit ihren Lebensumständen versuchen zu recht zu kommen. Und von der Ohnmacht, die resultiert aus einer Welt von Drogen, Armut, Kriminalität und Perspektivlosigkeit. Eine junge Frau umarmt Petra Gerber. „Ich möchte einfach nur Danke sagen für das, was ihr für uns macht.“ Michael Wollny verteilt Früchte und die von Friedbergern gespendeten Aktionstüten mit Nahrungs- und Hygenemitteln für den täglichen Bedarf.
Auch in Friedberg half Robert Höck einem jungen Mann. Der war gerade aus dem Gefängnis entlassen und war durchgefroren und ohne Ausweispapiere unterwegs. Heute lebt der Mann durch Höcks Unterstützung in der Unterkunft für Obdachlose in der Birkenau in Friedberg-West. Die in der Unterkunft aufgenommenen Menschen werden ab Januar stundenweise von einem Sozialarbeiter des Kath. Verbands für soziale Dienste e.V. (SKM) betreut. In dieses Projekt investiert die Stadt Friedberg 15000 Euro.
Kalt ist uns geworden in der vergangenen Stunde am Oberhauser Bahnhof. Schweigend fahren wir im gut beheizten Auto zurück nach Friedberg. Ein Gefühl der Beklemmung und Angst erfüllt uns beim Gedanken, dass für diese Menschen nach einem Tag in Kälte und Unmenschlichkeit eine weitere eiskalte Nacht beginnt. Draußen an Orten die man meidet und an denen man allzu gerne vorbei geht und weg schaut.
Reportage: Sabina Scherer
Text + Bilder: Franz Scherer (FS eventfoto)
Sie wollen helfen? Hier gibt es weitere Informationen:
Die Intiative sucht dringend Helfer, welche mit ihren Fahrzeugen zu den Obdachlosen fahren und Verpflegung und Kleidungsstücke bringen.
Dingend gebraucht werden Kapuzenpullis und Kapuzenwesten
Facebookseite "Private Obdachlosenhilfe Friedberg"
Facebookseite von Michael Wollny
http://www.skm-augsburg.de/
Edeka Wollny in Friedberg
Bürgerreporter:in:Franz Scherer aus Friedberg | |
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