Kühne Zukunftsvision oder schlicht ein Albtraum? Schnellbaustrecke an der A8

Jede Planung beginnt mit einem roten Strich auf einer Landkarte - aber - nicht jeder Strich ist auch der Weisheit letzter Schluss.
Am 3.3.2015 hat die Fraktion SPD/Aktives Bürgerforum des Marktes Zusmarshausen den 1. Bürgermeister Uhl aufgefordert, sich gegen den Neubau einer ICE Strecke entlang der A8 (damals Variante Burgau) zusammen mit den anderen Anrainergemeinden einzusetzen, um so ein klares politisches Signal zu geben. Im Marktboten des Marktes Zusmarshausen vom 6.8.2015 wurde dann endlich die gemeinsame Resolution der Anrainergemeinden veröffentlicht.

Der erneute Trassenvorschlag der drei Augsburger CSU-Abgeordneten ist nichts Neues, denn seit 1990 versucht ein Bündnis in dem auch die IHK Augsburg Mitglied ist, die Magistrale für Europa (Paris nach Budapest) gegen alle Widerstände der Politik im Augsburger Land, den Planern schmackhaft zu machen.

Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 gab es schlussendlich zwei Varianten. Die Variante „Neubau Ulm-Augsburg entlang der A8“ wurde aufgrund der höheren Investitionskosten und des schlechteren Nutzen-Kosten-Verhältnisses gegenüber der Variante „Ausbau Ulm-Augsburg, via Dinkelscherben, plus 3. Gleis“ verworfen. Die Mehrkosten für eine Neubaustrecke entlang der A8 beliefen sich bereits damals auf mehr als optimistisch niedrige 170 Mio. Euro.

Der bestehenden und im BVWP festgeschriebenen Streckenlösung mit dem 3. Gleis über Dinkelscherben liegt bereits eine gesamtwirtschaftliche, umweltfachliche, städtebauliche und raumordnerische Bewertung zugrunde und die Trasse wurde in den „Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen.
Man kann sich nur wundern, wenn 3 Augsburger CSU Politiker zusammen mit der IHK eine Variante wiederbeleben wollen, die im BVWP eindeutig mit „kein Bedarf“ gekennzeichnet ist.

Neben den höheren Kosten bei einer kompletten Neubaustrecke spielt auch der landschaftszerstörende neue Flächenverbrauch eine große Rolle. Bayern ist nach wie vor mit ca. 12,1 Hektar pro Tag für Verkehrs- und Siedlungsfläche Spitzenreiter und Hauptverschwender von Flächen aller Bundesländer.
Mit solchen unseligen Fantastereien rückt das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 den Flächenverbrauch in ganz Deutschland unter 30 Hektar pro Tag zu verringern in weite Ferne.

Es bedarf vielmehr der Verbesserung der Bestandstrecken in Bezug auf Kapazität, Lärmschutz, Sanierung, Barrierefreiheit sowie gemeindliche Planungssicherheit.

Die Bahn selbst ist immer noch eine große Baustelle des Bundesverkehrsministers und erinnert auch an die unzähligen Pannen des Flughafens Berlin. Pünktlichkeit ist Fehlanzeige, denn z. B. im August 2018, der bekanntlich schnee- und eisfreie Monat erreichte man mit 69,8% den Tiefpunkt von pünktlichen Fernzügen. In diesen Wert werden die über 140.000 ausgefallenen Züge gar nicht mit hineingerechnet.
Auf diesem Hintergrund ist eine behauptete, etwaige Fahrzeitverkürzung von einigen Minuten eine Farce.
Ebenso gilt ein Zug bei der Bahn noch als pünktlich, wenn er mit unter 6 Minuten Verspätung ankommt. Im Vergleich zur Schweizer Bundesbahn liegt hier der Unpünktlichkeitswert bei 3 Minuten und dort erreichten 90,7% aller Reisenden ihr Ziel pünktlich!

Es gibt genügend Aufgabenbereiche in denen sich der Bundesverkehrsminister und seine drei Augsburger CSU-Abgeordneten konstruktiv einsetzen könnten aber, leider wie so oft, geht es wahrscheinlich „Weiter so gegen jeden Menschenverstand!“

Aktives Bürgerforum Zusmarshausen

Bürgerreporter:in:

Stefan Vogg aus Zusmarshausen

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