ZÜLPICH "Zf" war einmal, es stand der Zukunft im Weg
Der Abriss des alten Bundesbahn-Stellwerks Zülpich „Zf“ ist der optische Neuanfang für die Bördebahn und Startpunkt der ersten Bauarbeiten zur Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr.
Wieder einmal verschwindet mit dem Abriss ein markantes Gebäude aus dem Stadtbild der Römerstadt, das, in seiner letzten Form, seit etwa 1964 den Bahnübergang an der Römerallee prägte. Vielen wird das sandfarbene Gebäude direkte an der Römerallee in guter Erinnerung bleiben.
Angekündigt hatte sich der Umbau des Bahnüberganges schon länger. Im Zug der Neuplanung der Bahnübergänge entlang der zur Reaktivierung anstehenden Bördebahn Euskirchen-Düren war relativ schnell klar: um den Bahnübergang an der Römerallee auf den aktuellen Stand der Technik und Sicherheit zu bringen, steht das alte Stellwerk sprichwörtlich „im Weg“. Das Gebäude, dessen eigentlich Nutzung als Fahrdienstleiterstellwerk für den Bahnhof Zülpich war, war schon lange nur noch die Hülle eines ehemaligen Vorzeigestellwerks.
Aus der Historie
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Bahnhof Zülpich insgesamt als moderner Musterbahnhof für eine Kleinstadt mit diversen bahntechnischen Nebeneinrichtungen aufgebaut. Der mehrgleisige Bahnhof verfügte über zwei Stellwerksgebäude, eines in Richtung Nemmenich und eben das Stellwerk an der Römerallee. Hier versah der Fahrdienstleiter für den Bahnhof Zülpich seinen Dienst, stellte mechanisch die Fahrstraßen (Weichen), stellte die Signale und bediente ebenso den Bahnübergang Römerallee mit seinen Schranken. Mit dem Rückzug der Deutschen Bundesbahn aus der Fläche und der Übergabe der Betriebsverantwortung für den Bahnhof Zülpich an die Industriebahn der Stadt Zülpich in den 1980er Jahren wurde auch bis Ende der 1990er Jahre der Großteil der Technik aus dem Stellwerk ausgebaut. Die bekannten „Hebel und Kurbeln“ wurden ausgebaut oder waren ohne Funktion. Nachdem auch der Betrieb der Zülpicher Industriebahn und die Aufgabe des Güterverkehrs Euskirchen-Zülpich durch die Deutsche Bahn AG, sowie die Umstellung der Belieferung der Papierfabrik mit Kohle aus Richtung Düren erfolgte, war das Stellwerk gänzlich ohne eisenbahnbetriebliche Nutzung.
Die Bürgervereine rund um die Bördebahn-Reaktivierung haben dann das Gebäude ab 2007 Schritt für Schritt renoviert und auch als Vereinsheim und Schrankenposten genutzt. Bei einem Bahnübergang mit Vollschranken wie dem an der Römerallee ist eine Überwachung des Schließvorganges, z.B. durch Personal, zwingend erforderlich, damit Niemand zwischen den Schranken eingeschlossen wird. Zur Landesgartenschau 2014 und den folgenden weiteren Jahren des Bürgerbahnbetriebes auf der Strecke wurde das Stellwerk weiter durch die Vereine genutzt.
Umbau und Fahrzeitgewinn
Mit der tatsächlichen Aufnahme der Planungen für die Ertüchtigung das Bahnüberganges durch die nun verantwortliche Rurtalbahn GmbH aus Düren war dann schnell klar: das Stellwerk wird nicht gebraucht und steht im Sichtfeld für die neue Bahnübergangstechnik. Bei den modernen Bahnübergangsanlagen mit Halbschranken ist, im Unterschied zu den Vollschranken, kein stationäres Personal vor Ort mehr erforderlich. Der Bahnübergang wird zugbewirkt oder durch einen Infraroteinrichtung eingeschaltet. Endlich entfällt damit in Zukunft der Halt des Zuges vor dem Bahnübergang, das mühselige Aussteigen des Sicherungspostens, der dann die Schrankenanlage bediente – Zukunft heißt hier vor allem auch Beschleunigung: die Zeit, die durch den Wegfall dieses Prozederes eingespart wird, kommt den Fahrgästen zu Gute. Es geht einfach schneller. Abgesehen davon ist der kommende Umbau des Bahnüberganges eine Investition in die Zukunft: auf dem neuesten Stand der Technik, sicher und Teil eine Gesamtkonzeptes für eine schnelle Bahnverbindung zwischen den Kreisstädten.
Bürgerreporter:in:Sebastian Petermann aus Euskirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.