Verschwendung von Spendengeldern eines Benefizkonzertes. - "Brich dem Armen dein Brot"
Kritische Sonntagabendgedanken zum Thema "Geben und Nehmen". Oder zur Aufforderung, das Brot mit dem Hungrigen zu teilen. So mancher Mensch in Sachsen-Anhalt, der die nachfolgend zitierten Bibelstellen liest, wird die Faust in der Tasche machen. Trotzdem wird er sich vielleicht verpflichtet fühlen, freundlich lächelnd den Tröglitzer Asylbewerbern zu spenden. Weil er sich schämt öffentlich bekennen zu müssen, dass er Arge- oder Grundsicherungsleistungen erhält. Oder weil er sich davor fürchtet, in die rechte Ecke gestellt zu werden, sollte er sich unwillig zeigen, sein karges Mittagsbrot mit Bedürftigen zu teilen.
Vor einigen Tagen las ich die Losungen und den und Lehrtext: "Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag (Sprüche 3,27). Dazu folgt der Lehrtext: "Johannes der Täufer sprach: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso.
(Lukas 3,11)."
Als Christin folgte ich dieser Aufforderung immr gern. Inzwischen regt sich bei mir aber so langsam Widerstand. Denn ich sehe mich schon wieder, innerhalb kurzer Zeit, aufgefordert, mit Trögliter Asylbewerbern zu teilen. Denn wie ich Facebook entnehmen konnte, findet schon wieder eine Benefizveranstaltung für Tröglitzer Asylbewerber statt. Diesmal weist der Burgenlandkreis höchst persönlich dieses aufklärtende Projekt hin.
Sonntag, 21. Juni 2015 um 17.00 Uhr, Hyzet-Kulturzentrum Alttröglitz: Benefizkonzert zugunsten der Asylbewerber in Tröglitz "Brich dem Hungrigen dein Brot" Siehe dazu: https://www.facebook.com/events/983236375034404/pe...
Am 1. Juni fand erst ein Konzert statt, das für Toleranz und Nächstenliebe warb. Die dort eingegangenen Spenden sollen, so war der Presse zu entnehmen, für "Wohnungseinrichtungen" und "Fahrten" eingesetzt werden.
Ich zitiere aus einem Bericht des Mdrinfo: "1.800 Euro Spenden für Flüchtlinge
Wie am Dienstag bekannt wurde, kamen bei dem Benefizabend rund 1.800 Euro Spenden zusammen. Die Organisatoren wollen mit Landrat Götz Ulrich entscheiden, welche Flüchtlingseinrichtungen im Burgenlandkreis das Geld bekommen. Laut Pfarrer und Mitorganisator Matthias Keilholz können damit Ausflüge von Asylbewerbern oder Anschaffungen für die Wohnhäuser bezahlt werden."
Siehe dazu auch unter: http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/troeglitz-k...
Um welche Anschaffungen geht es bei den Wohnhäusern, diese Frage dürfte zu stellen sein. Die Unterkünfte werden ohnehin vom Staat aus eingerichtet. Daher ist davon auszugehen, dass wohl kaum weitere Kosten für lebensnotwendige Gegenstände des täglichen Gebrauchs angeschafft werden müssen. Die Frage, ob Ausflüge zum täglichen Bedarf der Asylbewerber gehören, dürfte auch zu stellen sein.
Die Kirche und auch der Staat, in diesem Falle Landrat Götz Ulrich (CDU) sollten wirklich einmal überlegen, wann sie letztmalig für Harzt-IV-Empfänger Soidaritäts- oder Benefizveranstaltungen organisierten.
Der eine oder andere Einheimische erinnert sich vielleicht noch, dass eben obiger Landrat kritisierte, Kirchen und Vereine würden sich nicht ausreichend für die Asylbewerber einsetzen? Nachzulesen unter:
(http://www.naumburger-tageblatt.de/lokales/asylbew...).
Am 08.11.2014 veröffentlichte ich auf Grund des obigen Artikels auch einen Beitrag und suchte Mitstreiter für die kommenden Asylbewerber der Gemeinde Elsteraue. Im Burgenlandkreis wird Hilfe für Asylbewerber und Flüchtlinge benötigt. Ich suche Mitstreiter für den Raum Zeitz/Elsteraue.
Es kamen in der relativ kurzen Zeit Spenden zusammen. Diese musste ich aber in der Zeitzer Asylunterkunft abgeben. Denn scheinbar war die Wohnung in der Elsteraue damals noch nicht von Asylbewerbern bewohnt. Informationen bekam ich von der Gemeindeverwaltung aber auch vom Burgenlandkreis nicht.
Bewiesen ist aber mit meinem kleinen Projekt, dass im Burgenlandkreis hilfsbereite, den Asylbewerbern wohl gesonnene Mitbürger zur Seite stehen. Auch wenn die Medien den Kreis Elsteraue/Zeitz als eher fremdenfeindlich und von rechtem Gedankengut durchzogene Region darstellten.
Es verbietet sich an dieser Stelle öffentlich darüber nachzudenken, warum in Tröglitz vor dem Brandanschlag keine werbewirksame Benefizveranstaltungen für Asylbewerber organisiert wurden. Aber ich frage dennoch: Warum finden diese Veranstaltungen erst nach den traurigen Tröglitzer Ereignissen statt?
Ja, es sind die „Frommen“ der Gemeinde Elsteraue und des Burgenlandkreises, die zum Teilen und Brechen des Brotes aufrufen. Jene Frommen, die vom Brot sprechen und Luxus verteilen. Von fröhlichen Fahrten, die sich wohl kaum einer der Leistungsempfänger des Bundeslandes erlauben kann. – Aber genau diese Menschen werden aufgefordert, das Brot zu teilen?
Ich frage mich nun wirklich, wird Tröglitz nicht mehr und mehr zum Laufsteg all der sich selbsternannten „Gutmenschen“?
Wird Tröglitz nicht mehr und mehr zum Beispiel dafür, dass die Kirche und auch die Politik meinen, Menschen dieser Region belehren immer und immer wieder belehren zu müssen: „Asylbewerber haben das Grundrecht auf Brot, Unterkunft, Kleidung, Bildung und medizinische Grundversorgung und eine freundliche Aufnahme in der neuen Gemeinschaft!"
Und im Fall Tröglitz wäre ich dafür, jede Ausgabe für die Asylbewerber öffentlich zu dokumentieren. Welche finanziellen Zusatzkosten waren notwendig, um die Wohnungen bezugsfertig herzurichten? War der Wohnraum vorher schon längere Zeit nicht vermietet? Und wenn nicht, warum fanden sich für diese Wohnungen keine Mieter? Entsprachen diese Wohnungen nicht den Ansprüchen deutscher Mieter? Wurde die Miete für den jetzt vermieteten Wohnraum von Arge- und Grundsicherungsamt nicht übernommen weil der Mietspiegel die Anmietung bestimmt?
Gern komme ich der Aufforderung, „Brich mit den Hungrigen dein Brot“, nach. Aber ich bin nicht bereit, mit meinem Spendengeld „Luxus“ wie Fahrten durch das wunderschöne Bundesland Sachsen-Anhalt oder zusätzliche Anschaffungen für bereits ausgestatteten Wohnraum zu finanzieren.
Es ist in meinen Augen schade, dass sich die Tröglitzer innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal aufklären lassen müssen: "Asylbewerber haben ein Anrecht auf menschenwürdige Unterbringung in unserem Land. Schade finde ich es aber auch, dass sie niemand traut, gegen diese Art der Dauerbelehrung aufzulehnen. Aber vielleicht liegt es einfach daran, dass jede Art der Auflehnung und des vielleicht sogar berechtigten Widerspruchs als „politisch bedenkliche Lebenseinstellung“ gewertet wird.
Bürgerreporter:in:Kornelia Lück aus Zeitz |
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