Burgenlandkreis-Landrat erhielt Morddrohungen". (M)ein Versuch, Zusammenhänge der Vorgänge in Tröglitz als Bürgerin zu verstehen und zu erklären.
Darüber, dass in Tröglitz der Dachstuhl des zukünftigen Asylbewerberheimes brannte, muss ich nicht mehr berichten. Wohl auch nicht darüber, dass Morddrohungen beim amtierenden Landrat des Burgenlandkreises Götz Ulrich (CDU) eingingen. Aber Tröglitz ist ja nicht der Anfang eines Prozesses, so mein Eindruck. Vielmehr ist in dieser Region das Problem "rechte Szene" längst bekannt.
Während ich jetzt laut nachdenke steht aber nicht einmal fest, ob die "Brandstifter und Drohbriefschreiber" überhaupt dieser Szene zuzuordnen sind. Aber dass die rechte Szene im Burgenlandkreis keine "unbekannte Macht" ist, lassen meine nachfolenden Ausführungen erkennen.
Als ich im November 2011 nach Wendelstein zog, wurde ich auf eine Informations- und Diskussionsveranstaltung hingewiesen. Veranstalter war das Bündnis 90 / Die Grünen: Die Einladung lautete wie folgt, die ich mir zwecks Recherche abspeicherte.
"Grüner Salon am Mittwoch, den 30. November
Zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über "Neonazismus im Süden Sachsen-Anhalts" lädt der Kreisverband von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN am Mittwoch, den 30. November um 19.00 Uhr in das Lokal Künstlerkeller nach Freyburg in die Breite Straße 14 ein. Der Rechtsextremismusexperte und Grüne Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel wird unter anderem über Vorfälle in Laucha, Querfurt und Wendelstein berichten. Gemeinsam mit den Gästen soll über Antworten auf rechtsextreme Bedrohungen der Demokratie diskutiert werden.
Der Eintritt ist frei. Ausgeschlossen von der Veranstaltung sind Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind. Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und diesen Personen den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser zu verweisen."
Das Problem der rechten Szene im Burgenlandkreis war bereits im Jahr 2011 bekannt. Ich weiß allerdings nicht, ob die Mitteldeutsche Zeitung über diese Veranstaltung berichtete.
Interessant ist hierbei, so meine ich, dass sogar der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel auf dieser Veranstaltung sprach. Mit anderen Worten, im Burgenlandkreis war das Thema Rechtsextremismus offiziell schon 2011 bekannt. Daher dürfte der jetzt amtierende Landrat Götz Ulrich damals auch über die damaligen Vorkommnisse informiert gewesen sein. Immerhin war er seit 2009 Bürgermeister der Verbandsgemeinde an der Finne, mit Sitz in Bad Bibra. In jedem Fall gehörte damals Wendelstein zu seiner Verbandsgemeinde.
Als ich im Jahr 2011 nach Wendelstein zog, war die Duldung aufgeschmierter Hakenkreuzen in Wendelstein, am "Langen Haus" nahe eines öffentlichen Bootsanlegers, zu erkennen. Auf mein Betreiben hin wurden die Symbole entfernt, da ich mich durch derartige Schmierereien belästigt und in meinem Rechtsempfinden gestört fühle.
Es ist schon ein starkes Stück, dem amtierenden Landrat mit Enthauptung zu drohen. Derartige Androhungen verband ich bisher nicht mit politisch extremen Parteien. Die angedrohte Enthauptung würde ich eher anderen Kulturkreisen zuschreiben.
Aber leider wurden die angeblichen Drohmails bisher nicht veröffentlicht. Diesen Anspruch habe ich schon auch an den Landrat oder den ehemaligen Ortsbürgermeister, dass sie einmal Einblick in die Drohbriefe gewähren. Denn was ich nicht persönlich lese, kann ich auch nicht beurteilen. Und ich glaube inzwischen nur das, was ich auch persönlich sehe und lese. Denn frei nach dem Motto: "Schönheit liegt im Auge des Betrachters", können sich auch Texte je nach persönlicher Befindlichkeit interpretieren lassen.
Interessant ist an der Tröglitzer Geschichte die Vorgeschichte. Denn zunächst hatte sich der Tröglitzer Ortsbürgermeister Nierth und seine Familie nicht ausreichend gefühlt. Verfolgt man die Berichterstattung wird deutlich, dass sein Rücktritt auf Grund einer vom Ordnungsamt vor seinem Privatgrund genehmigten die NPD-Versammlung erfolgte. Er fühlte sich damals als ehrenamtlich tätiger Bürgermeister nicht ausreichend vom staatlicher Seite aus - Ordnungsamt / Burgenlandkreis - geschützt und legte sein Amt nieder.
Betrachtet man aber heute die umfangreichen Medienberichte, stehen Nierth und seine Gattin Seite an Seite mit dem Landrat in der Öffentlichkeit. Erst fühlt er sich als ehrenamtlicher Bürgermeister vom Landrat verraten und verkauft, dann plötzlich ist alles vergessen? Im Moment frage ich mich auch, wo befinden sich denn die anderen Vertreter der Gemeinde bzw. Verbandsgemeinde Elsteraue? Oder überlese und überhöre ich deren Aussagen zu diesem Thema? Haben sie gar keine Meinung zu den Vorgängen in Tröglitz?
Bereits am 06. November 2014 war der Mitteldeutschen Zeitung zu entnehmen, dass der Landrat sich mehr ehrenamtliche Unterstützung wünsche. Ich zitiere aus dem Artikel: „ Im Kreistag sprach sich der Landrat außerdem für ein stärkeres ehrenamtliches Engagement zur Integration der Asylbewerber und Flüchtlinge aus Krisengebieten aus. So wolle er vor der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Naumburg-Zeitz, die am Sonnabend tagen wird, zu diesem Thema sprechen und die Kirchengemeinden vor Ort auffordern, sich stärker einzubringen. „In Weißenfels habe ich gemeinsam mit Oberbürgermeister Risch zu einem Gespräch mit beiden christlichen Kirchen und dem Kirchenkreis eingeladen“, so Ulrich. Auch die Sportvereine könnten aus seiner Sicht einen größeren Beitrag leisten.“ (siehe http://www.naumburger-tageblatt.de/lokales/asylbew...)
Wenn Tröglitz nun im Mittelpunkt des Geschehens steht, sollte man sich vielleicht auch einmal näher mit dem Burgenlandkreis und seiner Politik befassen. So ganz überraschend dürfte es nicht sein, dass politischer und gesellschaftlicher Widerstand geleistet wird.
Was ich aber gar nicht verstehe ist, dass der Ortsbürgermeister der sich zunächst von seinem Landrat und Ordnungsamt verlassen fühlte, nun doch wieder gemeinsam mit dem Landrat Politik betreibt. Aber Ehrenamtliche, die unter Polizeischutz stehen können sich natürlich wieder politisch engagiert zeigen und allen Tröglitzern zurufen, sie mögen sich erheben und der Welt beweisen, dass sie weltoffen sind.
Abschließend sei mir die Frage erlaubt: „Was wäre wohl, würden andere Bürger plötzlich Drohbriefe bekommen. Bekäme diese dann auch umgehend Begleitschutz?“ Diese Frage wird man sich wohl stellen dürfen, sollten Tröglitzer ihren privaten Wohnraum an Asylbewerber vermieten.